Das fängt ja gut an. Wir rollen zum Start durch die jubelnde Menge, es geht leicht bergauf, und natürlich herrscht Stau auf dem Weg zum Start. Der Motor wird immer heißer, das Kühlwasserthermometer zeigt 110 Grad an, es dampft, und direkt nach dem Start steht die erste Zeitprüfung an. Leichte Nervosität breitet sich aus. Wir schieben den SL ein paar Meter, aber wirklich nützt das auch nicht. Da muss er jetzt durch.
Die ersten vier Prüfungen laufen einigermaßen, wir entschließen uns aber, dass fortan immer Bernd in den Zeitprüfungen fährt und ich die Stoppuhren bediene. Wir haben davon zwei und nutzen zusätzlich eine App auf dem iphone. Andere haben sich fünf Uhren an das Armaturenbrett geklebt oder nutzen GPS-gestützte Zeitmesser. Wir setzen auf Handarbeit, ein lustiges Spektakel. Unsere Zeiten sind gleichwohl recht gut, nur an einer Zeitnahme wird eine Abweichung von 8 Sekunden registriert. Das können wir uns nicht erklären, aber alle nehmen es mit Humor. Ankommen ist das Ziel – angeblich…..
Wir eilen durch die Nacht und halten uns (fast) immer an die Geschwindigkeitsvorgaben. Die italienische Polizei ist hier wirklich Dein Freund und Helfer und Augenzudrücker. Daimler-Chef Zetsche haben wir eine Zeit lang in seinem schwarzen SL im Blick, der Mann fährt einen heißen Reifen. Spektakulär ist die Durchfahrt durch das nächtliche Verona, am berühmten Theater ist die Bühne aufgebaut, über die alle Autos fahren müssen. Welch ein erhebender Moment. Wir bekommen Ananas gereicht, die Menge jubelt, dann geht es weiter mit forschem Tempo durch die Nacht. Überall stehen Fans am Straßenrand, rufen Bravo und bitten darum, dass wir den Motor mal richtig aufheulen lassen sollen.
Dann bricht ein Donnerwetter über Italien herein, und alle sind froh. Vergiss die Elektroautos! Der SL läuft jetzt wie ein Uhrwerk, mit höheren Drehzahlen fühlt er sich sichtlich wohler, unsere Ohren leiden ein wenig, was solls. Um 1.46 Uhr überqueren wir die Ziellinie in Ferrara, genau 5,30 Stunden nach dem Start in Brescia. Am Freitag ist die Startzeit auf 9.31 Uhr festgelegt, die Nacht wird also kurz, aber nicht so kurz wie die danach. Erste Erschöpfung stellt sich ein, aber auch Begeisterung und Anspannung.
PS: In den Tank passen nur 170 Liter, nicht 230, sagen die Mechaniker jetzt. Das genügt trotzdem, um jeden Tankwart glücklich zu machen.Und von unserem SL sind nur 11 Stück gebaut worden. Kein Wunder, dass wir an keiner Kamera vorbeikommen. Und dieser Sound aus dem seitlich endenden Auspuff…., ach herrlich.
Vor und nach der ersten Etappe: Die Erleichterung ist sichtbar (Fotos: Daimler AG)