Die Leitung der Moskauer Untergrundbahn hat ihr Versäumnis bei der Restauration der Station „Kurskaja“ wettgemacht und den vollständigen Vierzeiler der stalinistischen Nationalhymne im Deckenfries wiederhergestellt. Nach einer Nacht- und Nebelaktion am vorigen Wochenende liest man beim Betreten des tempelartigen Metro-Pavillions wieder Sergej Michalkows Ode auf das sowjetische Tandem: „Durch Gewitter hindurch schien uns die Sonne der Freiheit, und der große Lenin erleuchtete unseren Weg. Uns hat Stalin erzogen in Treue zum Volk, zu Arbeit und zu Heldentaten.“ Der Text beginnt, wie zuvor seine zweite Hälfte, an der linken Ecke gegenüber dem Eingang. Die Restauratoren haben also alle beim ersten Mal angebrachten Antiqua-Lettern wieder demontieren müssen.
Moskaus selektiver Denkmals-Authentismus bleibt umstritten. Der Chefarchitekt der Hauptstadt, Alexander Kusmin, würde am liebsten auch die Stalinstatue, die bei Eröffnung der Station Kurskaja 1950 in der erleuchteten Nische stand, wieder installieren. Dabei sei er selbst keineswegs Stalinist, versichert Kusmin. Der Vorsitzende des Moskauer Komitees für Kulturerbe, Wladimir Schewtschuk, beschwerte sich, dass die Metroleitung keine Dokumentation vorgelegt habe, welche die Restauration legalisiert. Schewtschuk droht, falls die Papiere nicht nachgereicht würden, die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Die orthodoxe Kirche hat sich gegen die Sowjet-Renaissance ausgesprochen. Die Symbole des Sowjetstaates seien seinerzeit nicht einfach so entfernt worden, erklärte der Leiter des Verlags des Moskauer Patriarchats, Wladimir Silowjew. Man habe damals versucht, sich vom negativen Erbe Stalins zu befreien, so Silowjew. Die russisch orthodoxe Kirche gedenkt der Opfer des Stalinterrors, betont der Gottesmann, der glaubt, die Wiederherstellung sowjetischer Embleme werde nur gesellschaftliche Zwietracht säen.