Das Studentenportal StudiVZ hat mehr Seitenaufrufe als T-Online, in der Fotogemeinschaft Flickr wird jetzt deutsch gesprochen und Youtube bekommt wohl auch bald internationale Ableger. Das Web 2.0 wächst scheinbar ganz von selbst und unaufhaltsam. Weil das so ist, werden Milliarden investiert, bevor das Kernproblem gelöst ist: Wie lässt sich die Beliebtheit der Online-Gemeinschaften in Online-Werbeerlöse ummünzen? 2,6 Milliarden aufgerufene StudiVZ-Seiten fordern den Holtzbrinck-Vermarkter GWP erst einmal heraus, Werbeformate zu entwickeln, auf die Studenten auch wirklich klicken. Woher wollen die Werber wissen, wofür sich die Studenten interessieren, die anscheinend sehr viel Zeit damit verbringen, per StudiVZ miteinander zu kommunizieren?
Vor dem gleichen Problem steht Google: Youtubes ungeheure Popularität ist wenig wert, wenn die passenden Werbeformate nicht entwickelt, von der Kundschaft gebucht und von den Nutzern angeschaut werden. Möchte ein Nutzer einen neuen Ford kaufen, nur weil in einem Video zufällig ein solches Auto vorkommt? Sicher kann Web 2.0 aufgrund seiner vielen aufgerufenen Seiten als Resterampe dienen; hohe Streuverluste und entsprechend niedrige Preise wären bei diesen Mengen leicht zu verschmerzen. Aber genau davon will die Online-Werbebranche weg.
Also müssen andere Methoden her: Eine intelligente Verknüpfung zwischen Web 1.0 und Web 2.0 wäre ein Ansatz. Nutzer, die ihre Interessen mit dem Besuch von redaktionellen Seiten gezeigt werden, lassen sich in Gemeinschaften wieder finden. Auch der umgekehrte Weg erscheint Potential zu haben: An Nutzerkommentare lassen sich E-Commerce-Anwendungen ebenso wie Produktwerbung anbinden. Ein Produkt, das von authentischen Nutzern beschrieben oder gar gelobt wird, lässt sich viel besser verkaufen als ein anonym beworbenes Produkt. Die Online-Werbebranche hat kaum ihre Hausaufgaben im Web 1.0 gemacht, da muss sie schon wieder von vorne anfangen.