Freenet-Chef Eckhard Spoerr ist als gewiefter Taktiker bekannt, der schon den früheren Mobilcom-Chef Grenz ausgetrickst hat. Nun will er seinen Aktionär Drillisch austricksen: Bevor Drillisch Spoerr zu einer Fusion zwingen kann, verhandelt Spoerr mit Mobilfunkunternehmen und Internetfirmen über eine Übernahme des eigenen Geschäfts.
Denkbar wäre es, wenn Freenets DSL-Geschäft von United Internet übernommen werden könnte. Spoerr könnte sich dann um das mobile Internet bei United Internet kümmern, allerdings dann wohl als ein einfacher Vorstand unter UI-Boss Ralph Dommermuth. Denkbar wäre es auch, wenn Freenet von O2 aufgekauft würde. Die Tochtergesellschaft der spanischen Telefónica drängt selbst ins DSL-Geschäft, ist aber noch nicht weit gekommen. Dann müsste allerdings das Service-Provider-Geschäft verkauft werden. Eine ganz große Lösung wäre, wenn sich O2 und Hansenet zusammenschließen, um Freenet zu übernehmen. Da sich Telefónica gerade an der Hansenet-Muttergesellschaft Telecom Italia beteiligt hat, ist diese Lösung nicht ganz von der Hand zu weisen, wenn Telefónica zu einer ganz großen Nummer auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt werden will. Das wiederum könnte Vodafone auf den Plan rufen. Die Briten sind bisher die Nummer zwei hinter der Telekom und könnten ihre Festnetzgesellschaft Arcor mit einer Freenet-Übernahme auf eine unangefochtene Position zwei auf dem DSL-Markt vor United Internet und Hansenet positionieren. Freenet ist die wohl letzte Gelegenheit für die deutschen Telekommunikationsunternehmen, ihre Positionen am Markt auf einen Schlag zu verbessern.