Wenn es eines Tages keine Journalisten mehr gäbe, wie würden dann die Nachrichten aussehen? Welche Auswahl treffen die „Bürgerjournalisten”?
Diese Fragen wurden im Project for Excellende in Journalism (PEJ) des amerikanischen Pew Research Center für die Vereinigten Staaten untersucht. Dafür haben die Forscher eine Woche lang die Beiträge auf klassischen Nachrichtenportalen mit den Beiträgen verglichen, die Internetnutzer in den Social-Bookmarking-Seiten Digg, Del.icio.us und Reddit als lesenswert empfohlen haben. Nun sind die Nutzer dieser Seiten sicher nicht repräsentativ für die gesamte Internet-Nutzerschaft und schon gar nicht für die Bevölkerung, weil sie eher technikaffin sind und überdurchschnittlich viel Zeit im Internet verbringen. Dennoch sollten die Ergebnisse die Profi-Journalisten zum Nachdenken bringen:
- Die News-Agenda der Nutzer wich deutlich von der Nachrichtenauswahl der Journalisten ab. Viele Top-Themen der Nutzerseiten wurden von den klassischen Journalisten nur am Rande erwähnt; umgekehrt waren die Top-Themen der klassischen Seiten den Nutzern nur wenige Empfehlungen wert.
- Die Nutzer wollten lieber wenig über viele Dinge wissen als viel über einige wenige Schwerpunktthemen.
- Während auf den Nachrichtenseiten die Diskussion über die Irak-Strategie und die Einwanderung das Geschehen beherrschte, lagen bei den Nutzerseiten das Apple iPhone und der Wettbewerb zwischen den Spielekonsolen von Nintendo und Sony vorn.
- Generell lagen die Kategorien Technik und Livestyle bei den Nutzerseiten vorne.
- Sieben von zehn Top-10-Beiträgen auf den Nutzerseiten stammten aus Blogs oder anderen nutzengenierten Seiten wie Youtube, die von den großen Nachrichtenseiten meist nicht beachtet wurden. Nur ein Viertel der Inhalte auf den Nutzerseiten stammte von den klassischen Nachrichtenportalen.
- Die Nutzerseiten konzentrierten sich stärker auf das Inland als die Nachrichtenseiten der Journalisten.
- Die Nutzer empfahlen eine Mixtur aus Nachrichten und Gerüchten. “Users gravitated towards more eclectic stories. There was a sense that users sifting through a lot of raw information; rumour, gossip, propaganda and the news were all throw into the mix,” sagte Tom Rosenstiel, einer der Autoren der Studie, der BBC.
Zusammenfasst: Die Nutzerseiten liefern ein stärker fragmentiertes Nachrichtenbild mit einer größeren Bandbreite. Traditionelle Journalisten werden aber nicht überflüssig, meint Rosenstiel: “These sites offer people a different take on the news but it doesn’t mean that traditional journalism has become irrelevant. They are forming more of secondary conversation about the news,” sagte er der BBC.
Hier ein Beispiel der beliebtesten Beiträge aus der Rubrik “Business & Finance” auf Digg.com:
Hm... die Erkenntnis wundert...
Hm… die Erkenntnis wundert mich jetzt nicht so wirklich. Ist ja nun so, dass Internet-Nutzer normalerweise auch journalistische Nachrichten konsumieren, sei es im Radio, im Fernsehen, in Tageszeitungen oder entsprechenden Online-Portalen. Solche Informationen sind sozusagen allgegenwärtig und es lohnt sich nicht, sie besonders zu empfehlen, weil sie eh jeder kennt. Themen die in den “klassischen” Medien nicht auftauchen erregen hingegen besondere Aufmerksamkeit und werden so weiter empfohlen…
Die von Journalistenschulen-...
Die von Journalistenschulen- und -Interessensvertretungen durchgeführte Studie vergleicht in methodisch illegitimer Weise Äpfel mit Birnen.
Da die Prominenz bestimmter User- generated News mit den Vorlieben ihrer Leser steigt , entsteht das Bild einer auf blosse Faits divers und Räuberpistolen ausgerichteten Berichterstattung . Hätte man die ENTSPRECHENDEN Infotainment- RESSORTS der Mainstream Media (MSM) ebenfalls nach der Anzahl TATSÄCHLICHER Leser ausgewertet , erschiene die Opposition der Qualitäts- Zuweisungen weniger polemisch. Ohne diese Entzerrung bleibt ein schiefes Bild .