Wer oder was kann Google eigentlich aufhalten? Das Unternehmen ist an der Börse 200 Milliarden Dollar wert, bearbeitet inzwischen 60 Prozent aller Suchanfragen in der Welt (Yahoo als Zweitplazierter kommt auf 14 Prozent Anteil), hat seinen Anteil am gesamten Online-Werbemarkt in den Vereinigten Staaten oder in Deutschland auf 40 Prozent gesteigert und wächst zudem etwa fünfmal schneller als die Konkurrenten Yahoo oder Microsoft. Prognosen einiger Marktforscher, das Geschäft mit den Werbelinks in den Suchmaschinen habe seinen Höhepunkt überschritten, haben sich bisher allesamt als falsch erwiesen.
Yahoo oder Microsoft, die finanzstärksten Konkurrenten, können Google offenbar nicht aufhalten. Obwohl beide Unternehmen viel Geld in die Internetsuche investieren, verlieren sie Monat für Monat Marktanteile an Google. Auch unter den Start-Ups wird alle paar Wochen ein neuer Google-Killer ausgerufen, doch bisher ist kein ernsthafter Kandidat dabei: Weder das kalifornische Unternehmen Powerset, das auf die sogenannte Natural Language setzt, noch die „Semantic Web” Suchmaschine Hakia und schon gar nicht die Initiative von Deutschland und Frankreich, mit 200 Millionen Euro eine Google-Konkurrenz aufzubauen, haben Google bisher konzeptionell in Bedrängnis gebracht. Eine offene Flanke könnte das Web 2.0 sein, wenn also die Kraft der Nutzer für die Informationsbeschaffung eingesetzt wird. Wikipedia-Gründer Jimmy Wales arbeitet an einer solchen Web-2.0-Suche, die Wikia Search, die noch in diesem Jahr online gehen soll.
Aber Google sieht sich gerüstet. „Es gibt immer neue Suchmaschinen, deren Technik hochgejubelt wird. Sie können mir glauben: Wir arbeiten auch an all diesen Techniken und werden sie einsetzen, wenn sie unser Produkt besser machen”, sagte Peter Norvig, von der Nasa gekommener Forschungsdirektor von Google, der FAZ. Wer den Mann erlebt hat, glaubt es ihm.
Ein Grund für Googles Erfolg ist die enorme Ingenieurskraft, die in die Verbesserung der Suche investiert wird. Mehrfach in der Woche wird der Suchalgorithmus verbessert, feilen die Ingenieure auch an scheinbaren Kleinigkeiten, um das Suchergebnis zu verbessern. Hunderte Millionen Dollar fließen jährlich in den Aufbau der Rechenzentren und Netztechnik, damit die Suchenden ihr Ergebnis schnell erhalten. „Wenn wir die Ergebnisse nicht in maximal einer halben Sekunde anzeigen, haben wir etwas falsch gemacht. Wenn wir langsamer sind, nutzen die Menschen die Suche sofort seltener. Deshalb bauen wir unsere Datencenter in der Nähe unserer Nutzer. Dadurch sparen wir 100 Millisekunden Zeit. Das kann schon entscheidend sein”, sagte Googles Softwareingenieur Matt Cutts der FAZ. Kein anderes Unternehmen betreibt diesen Aufwand. Mit diesen Investitionen hängt Google die Einstiegshürde für Neueinsteiger im Suchmaschinengeschäft sehr hoch.
Was könnte Google also gefährden?
- Das Unternehmen wächst sehr schnell und die Organisation wird zusehends chaotisch. 2000 neue Mitarbeiter jedes Quartal zu integrieren ist keine Kleinigkeit. Je mehr Mitarbeiter dazukommen, desto mehr Bürokratie lähmt die guten Ingenieure, die inzwischen auch andere Arbeitgeber wie Facebook gut finden. Da ständig neue Start-Ups mit dem wieder reichlich fließenden Risikokapital gegründet werden, wächst die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt im Silicon Valley. Viele gute Leute verlassen Google auch wieder.
- Die Aktienoptionen haben viele Mitarbeiter zu Millionären gemacht, die es nicht mehr nötig haben, zur Arbeit zu gehen.
- Sollte das Wachstum des Suchmaschinenmarketings eines Tages abflauen, muss Google eine weitere relevante Umsatzquelle parat haben, damit der Aktienkurs nicht einbricht. Youtube und Doubleclick sind wichtige Schritte, um das Geschäft mit grafischer Online-Werbung anzugehen. Allerdings dürfte Google damit noch nicht in die Dimension des Suchmaschinenmarketings vorstoßen. Außer Youtube hat Google bisher keine Inhalte, in deren Umfeld grafische Werbung plaziert werden kann. Daher müssen weitere Akquisitionen in diese Richtung erfolgen.
- Im mobilen Internet, dem kommenden Wachstumsmarkt, liegt Google nicht vorne. Yahoo ist mit Yahoo Go deutlich weiter. Allerdings ist der Markt noch sehr jung; Google hat noch genug Zeit zum Aufholen. Ein eigenes Betriebssystem für Handys könnte funktionieren, muss es aber nicht.