Eckhard Spoerr, Vorstandsvorsitzender der Freenet AG, erwartet eine Einigung mit den Kaufinteressenten United Internet und Drillisch. „Wir sind in sehr konstruktiven, freundschaftlichen Gesprächen mit United Internet und Drillisch. Wenn alle drei Unternehmen denken, dass die Gespräche eine Ad-hoc-Mitteilung wert sind, dann ist das nicht nur Branchentalk. Dann hat das Substanz”, sagte Spoerr der FAZ. In der Mitteilung hatten die Unternehmen – etwas verklausuliert – bekannt gegeben, dass Drillisch wohl das Mobilfunkgeschäft von Freenet übernehmen werde und Freenets Internetsparte unter das Dach von United Internet schlüpfen könnte.
Spoerr sieht für sich eine Zukunft bei Freenet. „Ich bin Vorstand der Freenet und glaube, dass Freenet als AG bestehen bleibt – und dann möchte ich selbstverständlich weiter meine Dienste anbieten. Denn selbst bei einem Übernahmeangebot ist es nahezu unmöglich, dass jemand gleich 100 Prozent bekommt”, sagte Spoerr. Inzwischen wird in der Branche die Lösung erwartet, dass United Internet nur noch eine Mehrheitsbeteiligung an Freenet anstrebt und das Mobilfunkgeschäft gleich an Drillisch weiterverkauft. Ein Indiz für diese These könnte die Wahl des Wortes “Partnerschaft” sein, das in der Mitteilung erstmals aufgetaucht war und für Verwirrung gesorgt hatte. United-Internet-Chef Ralph Dommermuth ist aber dafür bekannt, immer mal wieder gerne Nebelkerzen zu werfen, um die Märkte zu verwirren.
Allerdings will Spoerr nicht ewig verhandeln: „Wenn wir bis zum Jahresende keine Einigung erzielt haben, werden wir unsere eigene Strategie implementieren und das fusionierte Unternehmen stärken”, sagte Spoerr. Die Drohung richtet sich vor allem an United Internet, da das Unternehmen betont hatte, in diesem Jahr kein Übernahmeangebot mehr vorzulegen.
Unterdessen entwickelt sich das Geschäft von Freenet schlechter als erwartet. Die Zahl der DSL-Kunden stieg im dritten Quartal um rund 50.000 auf 1,27 Millionen. Die ursprünglich erhoffte Zielmarke von 1,4 Millionen Kunden bis Jahresende sei nicht mehr realistisch, sagte Spoerr. Für sein schwaches Geschäft machte Spoerr die Deutsche Telekom verantwortlich, die Freenet-Kunden nur verzögert anschließe und zudem eigene DSL-Produkte unter den Einkaufskonditionen anbiete, die Freenet zahlen müsse.
Der Umsatz betrug im dritten Quartal 470 Millionen Euro, rund 7,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Konzernergebnis fiel in diesem Zeitraum von 38 Millionen Euro auf minus 23 Millionen Euro. Der Aktienkurs gab daraufhin zunächst nach, stieg im Verlauf des Tages aber wieder.
Die Chronologie des Übernahmekampfes:
- Freenet beendet Verkaufsverhandlungen
- United Internet spielt mit der Börse
- United Internet und Drillisch erhöhen Freenet-Beteiligung
- United Internets Einstieg bei Versatel ein Ablenkungsmanöver?
- United Internet beteiligt sich an Drillisch
- United Internet ist weiter an Freenet dran
- Spoerr: Freenet bleibt als AG bestehen
- Freenet-Verkauf in entscheidender Phase
- United Internet lässt Freenet zappeln
- United Internet drückt Freenet-Preis
- Freenets letztes Stündlein
- Freenet sucht Käufer
- Freenets rebellische Aktionäre