United Internet ist im Übernahmefieber. Nachdem das Unternehmen 10 Prozent am Mobilfunkunternehmen Drillisch gekauft hat, folgte der Einstieg mit gut 20 Prozent in das Telekommunikationsunternehmen Versatel. Allerdings könnte dieser Einstieg ein Ablenkungsmanöver von United Internet sein, um die Freenet-Aktie billiger zu machen. Meine Vermutung: UI-Chef Dommermuth bereitet eine feindliche Übernahme von Freenet vor, nachdem die freundschaftliche Übernahme von Freenet nicht geklappt hat. Je billiger dabei die Freenet-Aktie ist, desto leichteres Spiel hat United Internet.
Eine Übernahme von Versatel ist wenig wahrscheinlich. Versatel verfügt über eine eigene Infrastruktur, ist aber – im Gegensatz zu Konkurrenten wie Arcor oder Hansenet – nur in einigen Städten und Regionen tätig, so dass nur ein Viertel der Bevölkerung erreicht wird. United Internet ist aber bisher nicht im Infrastrukturgeschäft tätig.
Zuletzt hatte Versatel unter dem scharfen Wettbewerb auf dem DSL-Markt gelitten; darunter hatte auch die Versatel-Aktie gelitten, was den Einstieg von United Internet wohl günstig gemacht hat. Gerüchte über einen bevorstehenden Einstieg von United Internet hatten die Aktie allerdings am Mittwoch um 11 Prozent steigen lassen.
United Internet hat im Vorfeld des Versatel-Börsengangs und auch danach Gespräche mit dem Versatel-Hauptaktionär Apax über einen Beteiligungserwerb geführt, diese kamen allerdings nicht zum Abschluss, teilte das Unternehmen mit. United Internet verfolgt – nach eigenen Worten – mit der Beteiligung eine strategische Positionierung im Rahmen der erwarteten weiteren Konsolidierung des deutschen DSL-Marktes. United Internet hält sich alle Optionen offen, unter anderem auch die Beteiligung an der Versatel AG weiter zu erhöhen, heißt es weiter in der Ad hoc-Mitteilung. Ob damit die bisher angepeilte Übernahme des Konkurrenten Freenet vom Tisch ist, ließ United Internet offen.
UPDATE: United Internet teilte am Donnerstag in einer weiteren Ad hoc-Mitteilung mit, dass das Gemeinschaftsunternehmen die Option, 18,5 Prozent der Freenet-Anteil vom Beteiligungsunternehmen Vatas zu kaufen, nicht wahrnehmen wird. Das wäre United Internet zu teuer gekommen. Trotzdem behalten sich United Internet und Drillisch vor, ihren Anteil an Freenet weiter zu erhöhen. Ob United Internet allerdings die Übernahmen von Versatel und Freenet stemmen kann, darf bezweifelt werden. Freenet wird das der Börse mit 1,6 Milliarden Euro bewertet; Versatel mit knapp 1 Milliarde Euro.
An der Börse hat die Nachricht vom Einstieg bei Versatel die Aktien von Freenet und Drillisch in den Keller geschickt, während die United-Internet-Aktie profitierte. Offenbar glauben die Börsianer, dass United Internet nicht mehr an Freenet interessiert ist und Drilisch allein zu klein ist, um die Freenet-Übernahme zu stemmen. Die Versatel-Aktie stieg ebenfalls kräftig.
Die Chronologie des Übernahmekampfes:
- Freenet beendet Verkaufsverhandlungen
- United Internet spielt mit der Börse
- United Internet und Drillisch erhöhen Freenet-Beteiligung
- United Internets Einstieg bei Versatel ein Ablenkungsmanöver?
- United Internet beteiligt sich an Drillisch
- United Internet ist weiter an Freenet dran
- Spoerr: Freenet bleibt als AG bestehen
- Freenet-Verkauf in entscheidender Phase
- United Internet lässt Freenet zappeln
- United Internet drückt Freenet-Preis
- Freenets letztes Stündlein
- Freenet sucht Käufer
- Freenets rebellische Aktionäre