Das soziale Netzwerk Facebook hat seine deutsche Seite gestartet. Nutzer können neben dem Login jetzt als Sprachen neben Englisch und Spanisch auch Deutsch auswählen. (Der f8club zeigt, wie es geht) Nur wenige Tage, nachdem StudiVZ sein Netzwerk MeinVZ ins Netz gestellt hat, kommt zu nun zum Duell des Jahres im deutschen Internet.
Facebook ist mit 66 Millionen aktiven Nutzern die zweitgrößte Online-Gemeinschaft im Internet, wächst aber deutlich schneller als der Weltmarktführer MySpace.
Facebook wurde 2004 vom Harvard-Studenten Mark Zuckerberg gegründet. Spätestens seit dem Einstieg von Microsoft, der das junge Unternehmen mit 15 Milliarden Dollar bewertet, gehört Facebook zu den besten Adressen im Internet. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr 150 Millionen Dollar Umsatz erzielt und peilt in diesem Jahr einen Wert zwischen 300 und 350 Millionen Dollar an. Um das Wachstum zu forcieren, plant Zuckerberg 200 Millionen Dollar Investitionen und kann es sich leisten, 150 Millionen Dollar Verlust in Kauf nehmen. Die Zahl der Mitarbeiter soll von 450 auf mehr als 1000 Beschäftigte steigen.
Facebook hat zwar inzwischen rund 60 Prozent seiner Nutzer außerhalb der Vereinigten Staaten. In Deutschland hat die Online-Gemeinschaft allerdings großen Rückstand auf StudiVZ, das 2005 als Klon von Facebook gegründet wurde. Die Karte zeigt die Zahlen vom Jahresende 2007. Inzwischen dürfte Facebook in Deutschland zwischen 650000 und 700000 Nutzer haben – auf jeden Fall weniger als ein Zehntel der VZ-Familie.
Ob Facebook seinen großen Erfolg in den Vereinigten Staaten oder Großbritannien auch in Deutschland wiederholen kann, ist fraglich. Denn die Konkurrenz ist größer als in den anderen Ländern. Marktführer StudiVZ hat – gemeinsam mit dem Ableger SchülerVZ – inzwischen rund 8 Millionen Mitglieder, die im Durchschnitt mehr als 1000 Seiten je Monat aufrufen. Hier wirken die sogenannten Netzwerkeffekte: Je mehr Bekannte in einem Netzwerk registriert sind, desto eher lohnt sich die Mitgliedschaft. Längst hat StudiVZ viel mehr Mitglieder, als es Studenten in Deutschland gibt. Daher hat das Unternehmen in der vergangenen Woche – also gerade rechtzeitig von Facebooks Markteintritt – als drittes Netzwerk MeinVZ gegründet, um neben den Schülern und Studenten auch allen anderen Internetnutzern eine Kontaktplattform anzubieten. Kontakte knüpfen und miteinander kommunizieren ist mit großem Abstand die Haupttätigkeit der Mitglieder.
Entgegen der Theorie hat der Netzwerkeffekt bisher aber nicht dazu geführt, dass sich alle Nutzer im größten Netzwerk treffen. Denn mit dem amerikanischen Weltmarktführer MySpace, der nach eigenen Angaben rund vier Millionen Mitglieder in Deutschland hat, der RTL-Beteiligung Wer-kennt-wen.de (1,5 Millionen Mitglieder) und dem Münchner Anbieter Lokalisten (1 Million Mitglieder) haben sich weitere soziale Netzwerke in Deutschland etabliert. Allerdings entscheiden die Wachstumsraten, welche Anbieter gerade angesagt sind: StudiVZ, SchülerVZ und der Neueinstieger Wer-kennt-wen.de legen weiterhin kräftig zu, während MySpace schon seit Monaten von vier Millionen Nutzern spricht, deren Zahl nach einer Messung von Nielsen Online zuletzt sogar gesunken ist. Auch die Lokalisten, an denen der Münchner Fernsehsender ProSieben Sat.1 beteiligt ist, stagnieren. Facebook liegt zum Start seiner deutschen Seite also nur an sechster Stelle im Markt.
Schwierig ist auch die Vermarktung der populären Netzwerke. Mit Online-Werbung hat StudiVZ im vergangenen Jahr etwa einen Euro Umsatz je Nutzer erzielt, also einen einstellingen Millionenbetrag. Facebook-Manager Olivan will sich zu den Umsatzerwartungen in Deutschland nicht konkret äußern. Markus Frank vom Werbepartner Microsoft hat allerdings schon klare Vorstellungen: „Der Umsatz soll natürlich siebenstellig sein. Im Verhältnis zu StudiVZ wollen wir je Nutzer mindestens einen doppelt so hohen Umsatz erzielen. Denn Facebook ist einer anderen Zielgruppe positioniert, da die Nutzer eher international ausgerichtet sind und die Hemmschwelle, sich bei einem ausländischen Netzwerk anzumelden, leicht überspringen. Die Werbekunden haben großes Interesse an diesen Nutzern”, sagte Frank, der schon im Februar mit der Vermarktung der Standard-Werbeformate an deutsche Kunden begonnen hat.