Das Internetunternehmen Yahoo setzt im Wettbewerb gegen Google inzwischen ganz auf das mobile Internet. Yahoo-Manager Marco Börries stellt auf der Computermesse Cebit in Hannover die Handy-Software „OnePlace” vor, die alle Inhalte aus dem Internet in einer Handy-Anwendung bündeln kann. „Im zweiten Quartal kommt die Version in deutscher Sprache auf den Markt”, sagte Börries in Hannover. Das kostenlose Programm, das auf allen gängigen Handy-Betriebssystemen läuft, sortiert die Inhalte und zeigt zeitliche Prioritäten an. „Die Nutzer finden alle ihre bevorzugten Inhalte, egal wo ihre Leidenschaften, Interessen und bevorzugten Informationsquellen liegen”, sagte Börries.
Yahoo setzt auf die Strategie, Software für das mobile Internet zu liefern. Im Gegensatz zu früher, als Yahoo seine Nutzer ausschließlich mit eigenen Programmen und Inhalten überzeugen wollte, sind die Programme der neuen Generation gegenüber allen anderen Anwendungen offen. Je mehr andere Unternehmen ihre Programme mit der Yahoo-Software verknüpfen, desto besser, lautet das Credo im Internet heute. Die Nutzer können also die Suchmaschine Google genauso in die Yahoo-Software einbauen wie Videos von Youtube, E-Mail-Dienste von Microsoft oder soziale Netzwerke wie Facebook.
Anders als Google will Yahoo kein Betriebssystem entwickeln, das den Markt weiter fragmentiert. „Microsoft hat schon Milliarden in sein Betriebssystem investiert, aber nur einen geringen Marktanteil erreicht”, sagte Börries dieser Zeitung. Yahoo gehe einen anderen Weg: Die neue Softwarefamilie von Yahoo läuft auf allen gängigen Betriebssystemen und mehr als 300 verschiedenen Handy-Modellen. Sie lässt den Nutzern die Möglichkeit, ihre bevorzugten und Programme und Inhalte aus dem Internet auf das Mobiltelefon zu übertragen. Yahoo verdient dann als Softwarelieferant an der Werbung auf den Mobiltelefonen. Mit Hilfe zahlreicher Kooperationen mit Netzbetreibern ist die Yahoo-Software inzwischen auf vielen Geräten installiert. Wie viele Menschen die Software aber tatsächlich nutzen oder wie hoch die Werbeumsätze sind, will Börries aber nicht sagen. „Das mobile Internet kommt gerade erst in Schwung, weil die Datentarife fallen”, sagte Börries.
Vor einem Jahr hat Börries bereits die Software „OneSearch” in den Markt gebracht, die als mobile Suchmaschine funktioniert. Auf der Handymesse in Barcelona Anfang Februar folgte als zweiter Schritt das Programm „One Connect”, die als zentrales Adressbuch für soziale Netzwerke wie Facebook oder Xing ebenso dient wie für verschiedene Echtzeit-Nachrichtendienste (Instant Messaging). Auf der Cebit hat Yahoo nun den dritten Schritt getan: „OnePlace” bündelt mehr als 50 verschiedene Informationsarten wie Fotos, Videos, Aktienkurse, Fluginformationen, Adressen oder Suchergebnisse. „Nutzer können im Internet auf einen Knopf drücken und dann ist der Inhalt dieser Seite auf dem Handy verfügbar”, sagte Börries. Das Ganze funktioniert wie die Lesezeichen im Internet: Einmal angelegt, wird der Hinweis auf den Inhalt gespeichert, um ihn später immer wieder nutzen zu können. Nur eben nicht mehr auf dem Personalcomputer, den ein Nutzer ja nicht ständig zur Verfügung hat, sondern auf dem Mobiltelefon, das eben ständig griffbereit ist. Damit soll auch der Zugriff auf die gewünschte Information immer möglich sei. Wer zum Beispiel die Information über einen Flug auf diese Weise gespeichert hat, wird stets auf dem Laufenden gehalten, wie viel Zeit noch bis zum Anheben des Flugzeuges bleibt. Zu einem Suchergebnis über ein Restaurant werden automatisch die Adresse oder ein Routenplan für die Anfahrt mit angezeigt.
Börries kündigte in Hannover auch neue Partner für sogenannte mobile Widgets an. Diese kleinen Zusatzprogramme erlauben den direkten Zugang zu den Inhalten der Partner. Neu hinzugekommen sind die sozialen Netzwerke Xing und MySpace, der Internetmarktplatz Ebay und die Sportnachrichtenseite Eurosport.