Gerade hatte sich die OMD, die Messe für Online-Marketing in Düsseldorf, nach harten Jahren wieder als ernstzunehmender Branchentreff etabliert, da folgt die Trennung im Streit: Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) hat entschieden, seine eigene Online-Messe vom Jahr 2009 an in Köln zu veranstalten. Getrieben wurde die Entscheidung vom mächtigen Online-Vermarkterkreis (OVK) des Verbandes. Die OMD soll unter dem neuen Chef Alexander Felsenberg, Mitgründer des BVDW, trotzdem wie gewohnt in Düsseldorf stattfinden. Wahrscheinlich als Parallelveranstaltung, so dass sich die Unternehmen der Branche entscheiden müssen, an welcher Messe sie teilnehmen.
Drahtzieher im Hintergrund ist wohl Frank Schneider, der lange Zeit die OMD in Düsseldorf organisiert hat, sich aber im Streit von der Messegesellschaft IGEDO getrennt hat. Seide Ideen will er nun in Köln umsetzen und paktiert nun mit der Koelnmesse. Dafür hat er offenbar genügend Unterstützer im OVK gefunden.
Der BVDW geht davon aus, dass die im Online-Vermarkterkreis (OVK) vertretenen Unternehmen natürlich geschlossen mit nach Köln umziehen. Ob aber alle BVDW-Unternehmen mit nach Köln gehen, ist ungewiss. Die Unternehmen, die auf Werbung auf Handys oder im interaktiven Fernsehen setzen, fühlen sich vom OVK benachteiligt und könnten sich daher für Düsseldorf entscheiden. In Düsseldorf könnte dann auch die Suchmaschinenindustrie ihre Zelte aufschlagen, was angesichts der Verquickung zwischen den beiden Teilen der Online-Werbewirtschaft wenig Sinn macht.
Überhaupt wird die Branche nur ungern Abschied vom liebgewonnenen „Klassentreffen” in Düsseldorf nehmen. Die Trennung ist aus Sicht der Branche unnötig und schädlich. Verbandsinterne Querelen haben gerade eine erfolgreiche Messe kaputt gemacht, ohne ein Konzept vorzuweisen, dass die neue Messe besser ist. Der BVDW sollte sich überlegen, ob er in dieser Form noch die Vertretung der digitalen Wirtschaft ist.
UPDATE: Die neue Messe soll wohl DMEX heißen. Während weite Teile der Branche die Trennung unsinnig findet, beharrt der BVDW auf seiner Position, wie er in einer eilig gestrickten Pressemitteilung verkündet: “In einem dreistufigen Auswahlverfahren konnte das vorgelegte Gesamtkonzept der Koelnmesse letztlich am stärksten überzeugen. Ausschlaggebend für die Entscheidung waren verschiedene qualitative Kriterien von der Infrastruktur über das Messeteam bis hin zum Gestaltungsspielraum des Verbands. … Entgegen anderslautender Gerüchte haben das Präsidium, in dem Vertreter nahezu aller Fachgruppen repräsentiert sind und die Mitglieder des OVK die Entscheidung gemeinsam getragen. Finanzielle Aspektewaren bei dieser Entscheidung, die allen Beteiligten Planungssicherheit bis zum Jahr 2011 garantiert, nicht ausschlaggebend. Zu gegebener Zeit werden Vertreter des BVDW und des OVK sowie das Team der Koelnmesse, bestehend aus Kai Schmude, Frank Schneider und Christian Muche sowie Gerald Böse dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Koelnmesse gemeinsam ein neues Messe- und Kongressformat als zentralen Branchenevent für digitales Marketing entwickeln. Das komplette Format soll noch im Laufe des Jahres vorgestellt werden”, lautet es in der Pressemitteilung.
Christian Muche, langjähriger OVK-Vorsitzender und zwischenzeitlich nach Neuseeland ausgewandert, gehört als Mitglied des Teams der Koelnmesse ebenfalls zu den Drahtziehern hinter dem Geschäft.
Was die Branche von der Geschichte hält, hat die W&V zusammengetragen. Rückhalt sieht anders aus.