Netzwirtschaft

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Facebook verpatzt den Deutschland-Start

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Fehlstart: Facebook hat seine Reichweite in Deutschland im ersten Quartal nur um 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Gegen die Netzwerkeffekte von StudiVZ und Co. können die Amerikaner offenbar nichts ausrichten.

Das soziale Netzwerk Facebook hat den erhofften Katapultstart in Deutschland mit der Einführung einer deutschen Sprachversion Anfang März nicht geschafft. Für das gesamte erste Quartal weist das Marktforschungsunternehmen Nielsen Online für Facebook lediglich 1,2 Millionen Besucher und damit 26 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum aus, als Facebook nur mit einer englischen Version vertreten war und außerhalb der Internet-Szene noch weitgehend unbekannt war. Der Zuwachs ist deutlich geringer als in den anderen Ländern wie den Vereinigten Staaten, Großbritannien oder Frankreich, wo das Unternehmen regelmäßig dreistellige Wachstumsraten erreicht hat. Für den Monat März gibt Nielsen keine konkreten Zahlen heraus, da die Nutzerzahlen zu gering sind, um statistisch saubere Hochrechnungen zu ermöglichen. Offenbar hat auch die Hilfe der Samwer-Brüder nichts gebracht.


Das Wachstum reicht vor allen nicht aus, um den Rückstand gegenüber den deutschen Marktführern StudiVZ, MySpace und SchülerVZ aufzuholen. Die Daten sprechen somit für die These, dass es Facebook trotz seiner technischen Überlegenheit nicht gelingen wird, gegen die Netzwerkeffekte der etablierten Anbieter anzukommen. Netzwerkeffekte bewirken, dass der Nutzen der Zugehörigkeit zu einem Netzwerk mit jeden neuen Mitglied überproportional steigt. Der Wechsel zu einem anderen Netzwerk macht nur dann Sinn, wenn auch alle Freunde gleichzeitig mitwechseln.

Zudem erlaubt sich Facebook wiederholt Fehler im Umgang mit seinen Mitgliedern. Zuletzt hatte das Unternehmen ungefragt mit den Namen bekannter Blogger auf Google geworben, die ein Facebook-Profil eingerichtet haben. Erst nach kräftigen Protesten der Blogger hat Facebook das Programm gestoppt, will an dieser Werbeform aber festhalten.

Die Nielsen-Daten zeigen aber auch, dass fast alle sozialen Netzwerke in den vergangenen zwölf Monaten nicht mehr so rasant an Reichweite zugelegt haben wie im Jahr zuvor. Lediglich das Netzwerk Wer-kennt-wen.de, an dem sich inzwischen der Fernsehsender RTL beteiligt hat, ist mit 84 Prozent Reichweitenzuwachs noch klar auf Wachstumskurs. Dagegen haben StudiVZ, SchülerVZ, Xing oder die Lokalisten nur noch moderat zugelegt, während MySpace und Knuddels nach den Nielsen-Daten sogar an Reichweite eingebüßt haben.

Unter der nachlassenden Begeisterung für die sozialen Netzwerke leidet auch MeinVZ, das dritte Netzwerk von StudiVZ. MeinVZ wurde Ende Februar gestartet, liegt bei Nielsen aber noch weit unter der Ausweisungsgrenze. Mitgliederzahlen für MeinVZ will das Unternehmen noch nicht nennen.


4 Lesermeinungen

  1. Torsten sagt:

    Wenn Facebook den...
    Wenn Facebook den Deutschland-Start “verpatzt” hat – wie soll man dann den Deutschland-Start von Craigslist bewerten?

  2. @ Torsten: Craigslist lässt...
    @ Torsten: Craigslist lässt sich kaum mit Facebook vergleichen. Craigslist sieht sich eher als non-profit Organisation, wie Craig Newmark im Interview erklärt. Ihm wird es egal sein; Facebook darf es nicht egal sein.
    https://www.faz.net/s/RubE2C6E0BCC2F04DD787CDC274993E94C1/Doc~E1803DC54550C46F3946B99ECD30202F6~ATpl~Ecommon~Scontent.html

  3. Torsten sagt:

    <p>In einem Aspekt kann man...
    In einem Aspekt kann man sie vergleichen: beide haben eine deutsche Version online gestellt – und das war es dann erst Mal. Von flankierenden Maßnahmen hab ich bisher wenig gesehen – wenn man von dem verunfallten Versuch mit der Google-Werbung absieht. Und die Episode zeigt, wie wenig sich Facebook mit dem hiesigen Markt beschäftigt hat.
    Mit ihrer “Developer Garage” kommen die Samwers etwas spät. Wenn sie denn ein paar Kooperationen und z.B. eine Wer-wird-Millionär-Facebook-App eingesammelt haben, beginnt das Spiel in Deutschland erst. Derzeit ist FB hier einfach nicht tätig.

  4. Rentokill sagt:

    <p>Das IST aber auch Schrott....
    Das IST aber auch Schrott. Ständig krieg ich da mails, wer mich alles angemailt/-geflirtet/gelabert hat, aber wenn man dann auf die Site geht, lässt sich nichts davon nachvollziehen. Erstmal dort, wird man mit einer Lawine “cooler” Add-ons begraben, die sich aber meist nur dadurch “freischalten” lassen, dass man auch 5 andere Leute aus seinem Adressbuch dazu einlädt – wenn man nur 3 hat, ist man schon mal außen vor. Da wird so schnell keiner hinwechseln, der myspace hat.

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