Ausgetrickst, gedemütigt und auch noch um viele Millionen Euro ärmer: Ralph Dommermuth, Chef von United Internet, schlägt nach der gescheiterten Freenet-Übernahme zurück. „Wir haben eine einstweilige Verfügung beantragt, die die Ausgabe neuer Aktien zur Finanzierung des Debitel-Kaufs unterbinden soll. Wir wollen im Interesse aller Freenet-Aktionäre den Debitel-Deal verhindern”, sagte Dommermuth dem Handelsblatt. Schließlich habe United Internet wie andere Freenet-Aktionäre ein Interesse daran, dass sich die Aktie positiv entwickele und nicht weiter an Wert verliere. 400 Millionen Euro hat er zusammen mit Drillisch in Freenet-Aktien investiert und dabei teilweise Preise um die 17 Euro je Aktie gezahlt. Zur Zeit wird die Freenet-Aktie mit 10,50 Euro gehandelt.
Ralph Dommermuth (l.) will Eckhard Spoerrs Pläne durchkreuzen
Die Niederlage sitzt offenbar tief bei Dommermuth. „Herr Spoerr hat uns hinters Licht geführt. Damit ist das Thema für mich durch”, sagte Dommermuth. Für die Abrechnung mit Spoerr will er nun die Hauptversammlung nutzen – wenn sie denn endlich einberufen wird. „Die Hauptversammlung ist überfällig. Sie sollte ursprünglich am 15. Mai stattfinden, wurde aber auf unbestimmte Zeit verschoben. Wir werden darauf drängen, dass jetzt endlich zur ordentlichen Hauptversammlung eingeladen wird. … Auf alle Fälle sollte dort über die ausgefallene Dividende für 2007 gesprochen werden. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Freenet verzögert die Hauptversammlung, bis die neuen Aktien für Permira geschaffen wurden, damit ein neuer Großaktionär, der für 2007 nicht dividendenberechtigt ist, über den Ausfall der Dividende mitentscheiden kann. Die Freenet-Aktionäre sind unglücklich und das wird sich bei der kommenden Hauptversammlung artikulieren”, sagte Dommermuth. Der Debitel-Kauf macht Permira zum neuen Großaktionär und verwässert den Anteil von United Internet und Drillisch auf weniger als 20 Prozent. Damit wären die Mehrheitsverhältnisse in der Hauptversammlung deutlich zugunsten von Spoerr verschoben.
Dass Freenet ein falsches Spiel spiele, hat Dommermuth erst in der F.A.Z. gelesen. „Am 7. April hatte ich ein angenehmes Telefonat mit Herrn Spoerr. Er erklärte, dass er unser Konzept zu den 14 Euro je Aktie benötige, die ich unter gewissen Bedingungen in Aussicht gestellt hatte. Kurz darauf gab es einen Medienbericht, in dem eine Sprecherin von Freenet dahingehend zitiert wurde, dass ein potenzielles Übernahmeangebot für 12,80 Euro, das so wörtlich an “ungewöhnliche Bedingungen” geknüpft sei, keine ernsthafte Handlungsoption für Freenet darstelle. Wir haben dann die 14 Euro je Aktie klargestellt und Freenet aufgefordert, uns zu bestätigen, dass es sich bei den Äußerungen der Sprecherin um ein Missverständnis handelte und die Verhandlungen fortgesetzt würden. Als Antwort kam, es läge kein verbindliches Angebot vor, deshalb hätte man keine Handlungsalternativen. Da haben wir gemerkt: Hier wird nicht ehrlich gespielt”, sagte Dommermuth. Spoerr hatte ihm sogar verheimlicht, dass er mit Permira über eine Debitel-Übernahme verhandelt. Das hat Dommermuth dann im Internet lesen müssen.
Portrait: Der Ehrliche ist der Dumme
Die Chronologie des Übernahmekampfes:
- Freenet boxt Debitel-Übernahme durch
- United Internets letzte Hoffnung: die Freenet-Aktionäre
- Börse erwartet Freenet-Debitel-Deal
- Dommermuth und Spoerr: Eine Brieffreundschaft unter Männern
- Spoerr lässt Dommermuth abblitzen
- Dommermuth attackiert Permira und Freenet
- Freenet beendet Verkaufsverhandlungen
- United Internet spielt mit der Börse
- United Internet und Drillisch erhöhen Freenet-Beteiligung
- United Internets Einstieg bei Versatel ein Ablenkungsmanöver?
- United Internet beteiligt sich an Drillisch
- United Internet ist weiter an Freenet dran
- Spoerr: Freenet bleibt als AG bestehen
- Freenet-Verkauf in entscheidender Phase
- United Internet lässt Freenet zappeln
- United Internet drückt Freenet-Preis
- Freenets letztes Stündlein
- Freenet sucht Käufer
- Freenets rebellische Aktionäre