Netzwirtschaft

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Das große Start-up-Sterben hat begonnen

| 22 Lesermeinungen

Der Web-2.0-Blase scheint die Luft auszugehen: Viele Start-ups erhalten zur Zeit keine Anschlussfinanzierung mehr oder müssen ihr Geschäftsmodell radikal ändern.

Wenn Businesspläne radikal geändert, Auslandsexpansionen gestoppt und die Venture Capitalists die Anschlussfinanzierungen verweigern, dann sollten die Alarmglocken klingen: Das große Start-up-Sterben im Web 2.0 hat offenbar begonnen. Zumindest drängte sich dieser Eindruck auf der next 08 in Hamburg auf. In Amerika und Großbritannien ist es schon deutlich zu sehen, in Deutschland berichten viele Insider von sehr unangenehmen Gesprächen der Gründer mit den VCs, die sehr kritisch nach der Erfüllung der Businesspläne fragen und am Ende ihr Geld lieber in der Tasche lassen. Viele Start-ups, die noch eine Anschubfinanzierung bekommen haben und nun in die zweite Finanzierungsrunde gehen, werden wohl nicht weitermachen können. Zumal in Deutschland die Szene, die mit ihrem Geld die Start-up-Szene finanziert hat, sehr klein ist.

Jörg Malang, Chef von Plazes, hatte schon Anfang des Jahres gewarnt. In einem Beitrag über die “Jobmaschine Internet” sagte Malang: “Im Moment ist es aber sehr schwierig, Mitarbeiter mit zwei bis drei Jahren Online-Marketing-Erfahrung zu finden. Young Professionals mit einigen Jahren Berufserfahrung sind vorsichtiger mit einem Wechsel geworden, vor allem wenn der neue Arbeitgeber ein Start-up ist”, sagt Malang, der vor einem übereilten Wechsel warnte: “In der Internetbranche ist momentan noch ein Nachfrageüberhang auf dem Arbeitsmarkt festzustellen. Allerdings könnte bereits 2008 eine Wende einleiten, da das Phänomen ,Web 2.0′ an Bedeutung verliert und viele Start-ups ganz andere Sorgen haben werden”, sagte Malang. Junge Unternehmen, die in den vergangenen beiden Jahren mit Hilfe einer Anschubfinanzierung gegründet wurden, müssen in diesem Jahr entweder eine Anschlussfinanzierung eines Risikokapitalgebers bekommen oder auf eine Übernahme spekulieren. Beide Wege werden zurzeit aber erkennbar schwieriger, weswegen der Gründerboom in diesem Jahr wohl stark abflachen wird.

UPDATE: Zur Klarstellung: Es geht nicht darum, Plazes oder Joost als erste Kandidaten zu brandmarken. Ich habe die Namen daher im ersten Absatz gelöscht, damit sie den Blick auf meine eigentliche Aussage nicht verstellen. Denn es geht darum, einen allgemeinen Trend zu beschreiben, der zur Zeit für viele Start-ups zu beobachten ist.  

 


22 Lesermeinungen

  1. Alexander sagt:

    <p>Die meisten Ideen sind doch...
    Die meisten Ideen sind doch nur kopiert.
    Richtige Innovationen finden selten statt und was Tommes richtig bemerkt hat, ist dass die kreativsten, kaum zu Geldgeber finden.
    Die wenigsten, die es schaffen, sind die, die wirklichen Erfolg haben und dann in den Medien stehen, der Rest geht früher oder später wieder unter…

  2. biernot sagt:

    <p>@Felix </p>
    <p>;)</p>...

    @Felix
    ;)

  3. Doreen sagt:

    Ich sag mal so, wo viel...
    Ich sag mal so, wo viel wächst, stirbt auch viel. Trackback von mir:
    https://blog.travello.com/?p=260
    LG, Doreen

  4. Rainer sagt:

    <p>Es wird auch Zeit, sich...
    Es wird auch Zeit, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Glanz- und Ideenlose Communities, in denen geschmacklose Fotos und Videos “gucken” der Deutschen liebste Freizeitbeschäftigung zu sein scheint, haben mit den so viel gepriesenen “Sozialen Netzwerken” so viel zu tun wie Kalorienarm und Fleischsalat.
    Wenn man die Entwicklung der letzten Jahre in Deutschland beobachtet hat und sieht, wie sich die Mittelschicht so langsam in “Ihr da oben – wir da unten” auflöst, wird mir recht geben in der Behauptung, das man mit Elan für diese “Unterschicht” passende – und vor allem Realitätsnahe echte – Soziale Netzwerke schaffen muss.
    Schnörkellos, einfach und für die wahren Bedürfnisse der Menschen gemacht, so sehen Soziale Netzwerke in Zukunft aus. Wer das, aufgefallen ist mir hier werhatwowasuebrig.de , ein Forum, das man spielend in jedem anderen EU-Land als Kopie starten kann, bewusst oder auch unbewusst jetzt schon erkennt, wird in naher Zukunft potenzielle Mitglieder in zweistelliger Millionenhöhe vorweisen können.

  5. Michael sagt:

    <p>@felix</p>
    <p>"plazes geht...

    @felix
    “plazes geht es ausgesprochen blendend”
    das ist ein wohl ein Witz oder? Wollen wir lachen?
    3000 aktive nutzer und ein langsames aber sicheres Sterben:
    https://www.alexa.com/data/details/traffic_details/plazes.com
    der typ bei doughty hanson wird bestimmt gefeuert oder?
    viel spass beim gadget aufbau…

  6. Sebastian sagt:

    <p>1. Es wird immer viel...
    1. Es wird immer viel Innovation gefordert und am Ende doch nur in die Kopie investiert bzw dem aktuellen Hype hinterhergehechelt. (Ganz klar: es gibt auch einige tolle Projekte)
    2. Um meine grundsätzliche Kritik an der Internetbranche in ein Bild zu kleiden: Im Verlagswesen trifft man häufig auf Autoren, die sich seit Ewigkeiten mit ihrem Thema beschäftigen. Mit den Jahren bauen sie sich einen Kreis von etwa 20 Gleichgesinnten auf, in dem sie ständig Anerkennung finden und auf Interesse stoßen. Kaum verwunderlich, dass all diese Autoren auf einen Bestseller-Erfolg ihres Buches hoffen. Doch die faktische Verkaufszahl ist ernüchternd: 20 Exemplare.
    Ich bin Anfang dreißig und kenne außer mir in meinem gesamten Bekanntenkreis von mindestens 50 Medienprofis nur eine weitere Person, die in einem Social-Netzwerk organisiert ist. Von Seiten wie Joost hab selbst ich als Viel-Surfer noch nie etwas gehört und die meisten meiner Bekannten kennen außer google nicht viel. Will sagen: Die Internet-Branche begnügt sich damit, ständig ein und dieselbe Zielgruppe von Online-Nerds zu bedienen und immer tiefer zu fragmentieren, anstatt Angebote zu entwickeln, mit denen auch mal neue Zielgruppe erschlossen werden. Es kann doch nicht sein, dass sich die Branche jahrelang um nichts anderes Gedanken macht, als immer neue Varianten zum Posten irgendwelcher Bildchen und Videos zu entwickeln…

  7. MT sagt:

    Am Ende des Tages nützt die...
    Am Ende des Tages nützt die schönste Idee nichts, wenn der Kunde nicht bereit ist, sein dafür Geld auszugeben. Von AdSense wird man auf Dauer nicht leben können und kein Mensch braucht 20 One-Topic-Communitys. Warten wir es ab.

  8. Oleksandr sagt:

    Ich habe eigentlich nichts...
    Ich habe eigentlich nichts neues in dem Artikel entdeckt. Nur 5% der Unternehmen feiern 20Jähriges Bestehen. Internet ist nur ein kleines Teil in diesem Trend.

  9. Sebastian sagt:

    Sie haben Recht und Unrecht....
    Sie haben Recht und Unrecht. Ja, es beginnen die ersten Start-Ups zu “sterben”. Plazes wird ein Kandidat sein, da der Service nie wirklich großen Anklang fand. Aber das bedeutet nicht wirklich unbedingt einen Rückgang des Gründungs-Booms. denn die “sterbenden” Start-Ups sind vor allem jene, die schon vor langer Zeit finanziert wurden.
    Ein typisches Start-Up wird nicht erfolgreich werden, selbst mit Risikokapital, sondern entweder in Konkurs gehen oder einen niedrigen Exit haben. Das war von Anfang an zu erwarten. Jetzt beginnt die Zeit, wo den ersten Firmen der zweiten Web-Gründungsphase das Geld ausgeht. Plazes hat zwar 2007 die letzte Finanzierung abgeschlossen, ist aber mit 2,5 Jahren schon recht alt, hat vermutlich schon viele Mitarbeiter, etc.
    Es ist nicht wirklich etwas besonderes, dass Start-Ups sterben. Außer vielleicht in Europa, wo man sofort ängstlich wird, aber selbst hier sehe ich mehr Neu-Gründungen, nicht weniger. In den USA wird sowieso gegründet wie eh und je.

  10. moti sagt:

    wer sagt denn, dass eine...
    wer sagt denn, dass eine website um finanziellen erfolg zu haben zwonullig sein muss? wer sagt denn, dass umfangreiche communityfeatures verpflichtend sind, um geld zu verdienen? im gegenteil, die allermeisten projekte in dieser richtung bleiben doch sämtlichen erfolgsnachweis schuldig.
    der blick muss weggehen von den ewig gehypten startup-themen hin zu den seit jahren gut am markt positionierten webangeboten. die sind zumeist nicht mit venture capital zugeschmissen worden und trotzdem aufgrund einer klugen idee von sich heraus langfristig tragbar. diese heimlichen stars zeigen wie es geht.
    um die kümmert sich gar kein geldgeber. dabei sind gerade unter denen die filetstückchen zu finden, bei denen werbeschaltung und investitionen sinn machen würden.

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