Wenn Businesspläne radikal geändert, Auslandsexpansionen gestoppt und die Venture Capitalists die Anschlussfinanzierungen verweigern, dann sollten die Alarmglocken klingen: Das große Start-up-Sterben im Web 2.0 hat offenbar begonnen. Zumindest drängte sich dieser Eindruck auf der next 08 in Hamburg auf. In Amerika und Großbritannien ist es schon deutlich zu sehen, in Deutschland berichten viele Insider von sehr unangenehmen Gesprächen der Gründer mit den VCs, die sehr kritisch nach der Erfüllung der Businesspläne fragen und am Ende ihr Geld lieber in der Tasche lassen. Viele Start-ups, die noch eine Anschubfinanzierung bekommen haben und nun in die zweite Finanzierungsrunde gehen, werden wohl nicht weitermachen können. Zumal in Deutschland die Szene, die mit ihrem Geld die Start-up-Szene finanziert hat, sehr klein ist.
Jörg Malang, Chef von Plazes, hatte schon Anfang des Jahres gewarnt. In einem Beitrag über die “Jobmaschine Internet” sagte Malang: “Im Moment ist es aber sehr schwierig, Mitarbeiter mit zwei bis drei Jahren Online-Marketing-Erfahrung zu finden. Young Professionals mit einigen Jahren Berufserfahrung sind vorsichtiger mit einem Wechsel geworden, vor allem wenn der neue Arbeitgeber ein Start-up ist”, sagt Malang, der vor einem übereilten Wechsel warnte: “In der Internetbranche ist momentan noch ein Nachfrageüberhang auf dem Arbeitsmarkt festzustellen. Allerdings könnte bereits 2008 eine Wende einleiten, da das Phänomen ,Web 2.0′ an Bedeutung verliert und viele Start-ups ganz andere Sorgen haben werden”, sagte Malang. Junge Unternehmen, die in den vergangenen beiden Jahren mit Hilfe einer Anschubfinanzierung gegründet wurden, müssen in diesem Jahr entweder eine Anschlussfinanzierung eines Risikokapitalgebers bekommen oder auf eine Übernahme spekulieren. Beide Wege werden zurzeit aber erkennbar schwieriger, weswegen der Gründerboom in diesem Jahr wohl stark abflachen wird.
UPDATE: Zur Klarstellung: Es geht nicht darum, Plazes oder Joost als erste Kandidaten zu brandmarken. Ich habe die Namen daher im ersten Absatz gelöscht, damit sie den Blick auf meine eigentliche Aussage nicht verstellen. Denn es geht darum, einen allgemeinen Trend zu beschreiben, der zur Zeit für viele Start-ups zu beobachten ist.