Netzwirtschaft

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Netzwerk "Wer-kennt-wen" zieht an der Konkurrenz vorbei

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Die klassischen Medien haben sich in den Web-2.0-Markt eingekauft. Besonders geschickt war RTL: Für wenig Geld haben sich die Kölner das schnell wachsende Netzwerk "Wer-kennt-wen" gesichert, das schon die Lokalisten überholt hat und nun MySpace angreift. Facebook hat im April abermals enttäuscht.

Dem Kölner Fernsehsender RTL ist mit dem sozialen Netzwerk “Wer-kennt-wen” offenbar ein Glücksgriff gelungen: Seit dem vergangenen September hat “Wer-kennt-wen” die Zahl seiner monatlichen Nutzer auf 2,1 Millionen verdreifacht und die durchschnittliche Verweildauer der Nutzer sogar auf mehr als vier Stunden im Monat erhöht. Kein anderes großes Netzwerk kann zurzeit diese Wachstumsraten aufweisen, hat das Marktforschungsunternehmen Nielsen Online für die FAZ ermittelt. Das amerikanische Netzwerk MySpace hat in Deutschland zwar viele Nutzer, die aber offenbar eher sporadisch vorbeikommen: 2,2 Millionen Nutzer im April, aber 4,8 Millionen Nutzer zwischen Februar und April sind ebenso wie die geringe und zudem fallende durchschnittliche Verweildauer Indikatoren für diese These.

 
Rote Linie: Reichweite in Millionen; blaue Linie: durchschnittliche Verweildauer in Minuten je Monat. 

 

Auch der Fernsehsender Pro Sieben Sat.1 hat sein Engagement im Web 2.0 ausgebaut und seine Beteiligung am Münchner Netzwerk Lokalisten auf 90 Prozent aufgestockt. Den Lokalisten gelingt ebenfalls das Kunststück, ihre Reichweite und Verweildauer parallel erhöhen zu können, ohne allerdings das Wachstumstempo von Wer-kennt-wen zu erreichen. Im April wurden die Lokalisten von 1,2 Millionen Menschen genutzt, was eine Verdoppelung im Jahresvergleich bedeutet.

 

Die beiden Fernsehsender laufen mit ihren Investitionen aber der Holtzbrinck-Gruppe hinterher, die sich bereits im vergangenen Jahr den Branchenprimus Studi VZ gesichert hat. Das Studentennetzwerk Studi VZ wurde im April von 3,7 Millionen Menschen und im Dreimonatszeitraum zwischen Februar und April sogar von 5,7 Millionen Menschen genutzt, hat Nielsen Online gemessen. Auch der kleine Bruder Schüler VZ liegt in der Spitzengruppe unter den sozialen Netzwerken.

Auch das amerikanische Netzwerk Facebook tut sich schwer in Deutschland. Im April lag die Reichweite weiterhin unter der Ausweisungsgrenze von Nielsen; Facebook hat also auch zwei Monate nach dem Start der deutschen Version noch nicht das erhoffte Wachstum erreicht. Zwischen Januar und März hatte Facebook in Deutschland eine Reichweite von 1,2 Millionen Menschen, was 26 Prozent Wachstum gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Die Bewertungen für die Netzwerke unterscheiden sich stark. Während Holtzbrinck Anfang 2007 für Studi VZ geschätzte 85 Millionen Euro (einschließlich der Zahlungen beim Erreichen festgelegter Ziele) ausgegeben hat, bewertet der Einstieg von Pro Sieben Sat.1 die Lokalisten mit etwa 25 Millionen Euro. Bereits 2007 hat der Sender für 19 Millionen Euro die ihm noch fehlenden 70 Prozent an der Videogemeinschaft MyVideo erworben.

RTL soll für seinen 49-Prozent-Anteil an “Wer-kennt-wen” sogar nur einen einstelligen Millionenbetrag gezahlt und die Option ausgehandelt haben, für einen weiteren einstelligen Millionenbetrag den Rest des Unternehmens zu übernehmen.

Umgerechnet auf die Bewertung je Nutzer ergeben sich ebenfalls klare Unterschiede: Die 85 Millionen Euro für Studi VZ wurden ausgehandelt, als das Netzwerk gerade einmal eine Million aktive Nutzer hatte. Umgerechnet hat Holtzbrinck also rund 85 Euro je Nutzer gezahlt. Pro Sieben Sat.1 hat für einen Lokalisten-Nutzer gut 20 Euro ausgegeben, während RTL nur einen Preis von umgerechnet etwa 10 Euro für einen “Wer-kennt-wen”-Nutzer gezahlt haben soll. Im Ausland liegen die Preise höher: Der Microsoft-Einstieg hat jeden Facebook-Nutzer mit rund 200 Dollar bewertet, während AOL beim Kauf von Bebo etwa 40 Dollar je Nutzer gezahlt hat. Inzwischen hat AOL aber zugegeben, möglicherweise zuviel für Bebo gezahlt zu haben.

Link: Soziale Netzwerke werden oft parallel genutzt 

 

 


4 Lesermeinungen

  1. Tommy sagt:

    <p>Ist schon Wahnsinn wie...
    Ist schon Wahnsinn wie schnell wer-kennt-wen gewachsen ist
    und das ohne grossen medialen Aufwand wie z.B. lokalisten.de

  2. Danny sagt:

    <p>wer-kennt-wen wirkt auf...
    wer-kennt-wen wirkt auf mich aber eher wie eine momentane Mode. Welchen echten Mehrwert gegenüber anderen Networks bringt es denn?

  3. kira sagt:

    <p>ich finde wkw optisch...
    ich finde wkw optisch nichtssagend, absolut nicht ansprechend. die features sind keine besonderen, halt das was so gut wie jedes social network in repertoire hat.
    es ist schlecht strukuriert und die lieblose gestaltung lässt mich wie gesagt frösteln.
    der erfolg erklärt sich für mich allein durch die regionale verbreitung in einem sehr serh dicht besiedelten gebiet und den sich dadurch ergebenden viralen effekt.
    lustig finde ich wenn die sog. web 2.0 experten sich den kopf über den erfolg von wkw zerbrechen und wenig überzeugend auf die angeblich einfache gestaltung etc. hinweisen.
    das faszinierende an social networks ist ja dass man sich den erfolg nicht erklären kann… leute melden sich an und andere leute melden sich weil ihre freund sie dazu einladen. und nicht weil es grafisch so toll ist oder überzeugende features bildet.

  4. Riser sagt:

    das sehe ich ähnlich wie...
    das sehe ich ähnlich wie meine vorredner, aber das war schon immer so, wo viele fliegen hinfliegen, fliegen noch mehr hin…. da finde ich schon andere netzwerke weit interessanter, die wirklich mehrwert bieten… ok-hier würde ich normalerweise xing nennen… aber auch das wird von vielen personalern und “ach schau – ich habe so viele kontakte”-typen missbraucht…
    nun – gute seiten scheinen immer etwas kleiner zu sein… ;)

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