Netzwirtschaft

Facebook verklagt StudiVZ wegen Diebstahl geistigen Eigentums

Der Wettbewerb zwischen dem sozialen Netzwerk Facebook und seinem deutschen Konkurrenten StudiVZ wird nun vor Gericht ausgetragen. Facebook hat StudiVZ vor einem Gericht im kalifornischen San Jose verklagt, als Kopie das intellektuelle Eigentum von Facebook zu missbrauchen. „StudiVZ hat nicht nur Facebooks Features gestohlen, sondern auch das „Look and Feel”, das Design, große Teile der Website-Funktionalitäten und andere Eigentumsrechte wie Style Sheets” heißt es in der Anklageschrift. Ein Vergleich der beiden Seiten zeige, dass sie virtuell identisch seien. Als Beweis für den Diebstahl führt Facebook unter anderem ein Interview mit dem StudiVZ-Gründer Dariani an, in dem dieser zugibt, sich an den Linien des Facebook-Layouts orientiert zu haben.

Die Gleichheit der Seiten könne dazu führen, dass Nutzer zu dem Schluss kommen, dass es eine Verbindung zwischen Facebook und StudiVZ gebe. Da StudiVZ unkontrollierte Standards für Services, Features und den Schutz der Privatsphäre einsetze, sei dies negativ für Facebook. „StudiVZ hatte viele Daten- und Sicherheitslecks. Weil StudiVZ so viele Aspekte von Facebook kopiert hat, könnten die Nutzer zu dem Schluss kommen, Facebook leide unter denselben Datenschutz- und Sicherheitsproblemen, was nicht der Fall ist”, heißt es in der Anklageschrift.

Der Klage sind  offenbar monatelange Gespräche zwischen Facebook und StudiVZ vorausgegangen, die aber wohl nicht das erhoffte Ergebnis aus der Sicht von Facebook gebracht haben. StudiVZ hat nun 20 Tage Zeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern oder seine Website umzubauen.

StudiVZ verfügt zusammen mit SchülerVZ und MeinVZ über rund 10 Millionen Nutzer in Deutschland, während Facebook seine deutsche Version erst im März gestartet hat und nur etwa eine Million Nutzer in Deutschland hat. Weltweit ist Facebook allerdings inzwischen das führende soziale Netzwerk mit mehr als 100 Millionen Nutzern.

 

Hier das offizielle Facebook-Statement:

“Facebook filed a complaint against StudiVZ and its parent companies for violating our intellectual property rights by copying our website.

At Facebook, we have invested significant engineering and design resources to reach our primary goal as a company; to build a unique, trusted environment where people around the world can connect with each other and share information.  

We believe that our success thus far has been directly related to the unique look and feel of both the site and user interface, and are very disappointed that StudiVZ has unfairly used our creativity, innovation and effort by building a ‘clone’ site to compete directly against us.  Ultimately, we are supporters of innovation, not imitation.”

Statement-Ende 

 

Auf die Frage, warum die Klage erst jetzt eingereicht wurde, konnte eine Facebook-Sprecherin keine wirklich sinnvolle Antwort geben. Vermutlich hat Facebook seinen deutschen Klon lange Zeit nicht ernst genommen. Erst nach dem Start in Deutschland, der lange nicht so erfolgreich verlief wie erhofft,  hat Facebook wohl erkannt, gegen StudiVZ in Deutschland keine Chance mehr zu haben. Die Klage sorgt zumindest für Unruhe bei der Holtzbrinck-Tochter und könnte auch den Preis drücken, falls Facebook doch noch StudiVZ übernehmen will. Denn die Begeisterung über das Werbepotential der sozialen Netzwerke ist inzwischen merklich abgekühlt. StudiVZ wird auch 2008 keine schwarzen Zahlen schreiben. Dies könnte im Holtzbrinck-Konzern vielleicht doch die Bereitschaft erhöhen, StudiVZ wieder zu verkaufen. 85 Millionen Euro hat Holtzbrinck seinerzeit für StudiVZ gezahlt. Damals hatte StudiVZ gerade einmal eine Million Nutzer. Heute sind es in der gesamten VZ-Familie rund 10 Milionen. Sicherlich wird Holtzbrinck für StudiVZ nicht den zehnfachen Preis erzielen, aber bei einem satten dreistelligen Millionenbetrag dürfte die Manager in Stuttgart schon ins Nachdenken kommen. Verhandlungspartner der Stuttgarter wären dann wieder die Samwer-Brüder, die ihnen seinerzeit StudiVZ verkauft haben und inzwischen an Facebook beteiligt sind, um deren Geschäft in Europa anzukurbeln.

 

UPDATE:

Inzwischen hat StudiVZ Stellung bezogen: Wie erwartet weist StudiVZ die in den Medienberichten zitierten Vorwürfe als haltlos zurück. Eine Feststellungsklage beim Landgericht Stuttgart soll dies feststellen.  StudiVZ-CEO Marcus Riecke: “Nachdem es Facebook trotz aufwendiger Bemühungen bisher nicht gelungen ist, in Deutschland Fuß zu fassen, versucht mach jetzt offensichtlich, den Erfolg von StudiVZ gerichtlich zu verhindern”.Mit dem Versuch, StudiVZ mit dem Prozess ohne Erfolgsaussichten zu schädigen, erhebe Facebook den Anspruch auf ein weltweites Monopol bei sozialen Netzwerken. Offenbar rechnet Riecke nun mit einem Gerichtsverfahren in Kalifornien.

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