Netzwirtschaft

Online-Videokonsum wächst rasant – belastet das Fernsehen aber (bisher) nicht

Schnelle Breitbandverbindungen treiben den Konsum der Online-Videos an: Im vergangenen Jahr haben 28 Prozent der Europäer regelmäßig Videos im Internet abgeschaut, doppelt so viele wie im Jahr zuvor, hat das Marktforschungsunternehmen Jupiter Research mit einer Umfrage herausgefunden. Im Durchschnitt hat jeder deutsche Nutzer eine Stunde in der Woche Online-Videos geschaut, doppelt so lange wie im Jahr zuvor. Junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren verbringen sogar fast zwei Stunden je Woche damit, haben die Marktforscher herausgefunden.

Das wachsende Interesse an den Videos im Internet ist bisher nicht zu Lasten des Fernsehens gegangen, dessen Nutzungsdauer nach dieser Umfrage weitgehend stabil geblieben ist. Vielmehr ist die Medienzeit, die auf Fernsehen und Internet entfällt, in den vergangenen Jahren gestiegen. Dennoch verliert das Fernsehen an Bedeutung: Betrug der Anteil an der Medienzeit aus TV und Internet im Jahr 2005 noch 66 Prozent, ist dieser Wert bis 2007 auf 62 Prozent gefallen und beträgt unter jungen Menschen nur noch 55 Prozent.

 
Die Klammerwerte in der oberen Grafik geben den Anteil der Online-Video-Schauer an der Bevölkerung an.

Besonders gefragt sind vor allem kurze Videoclips, wie sie auf Youtube zu sehen sind. Filme in voller Länge werden vor allem in Deutschland kaum angeschaut; im europäischen Ausland ist dieser Anteil deutlich höher.

Die Fernsehsender stellen sich mit eigenen Angeboten auf den wachsenden Anteil der Online-Videos ein. Das sollten sie auch konsequent fortsetzen, rät Jupiter-Analyst Nick Thomas. „Da die Zuschauer zunehmend Zeit damit verbringen, Videos online zu sehen, sollten die TV-Sender sicherstellen, dass die von den Zuschauern nachgefragten Inhalte online auch verfügbar sind. Ansonsten riskieren sie, ihre Konsumenten an illegale Anbieter zu verlieren”, sagt Thomas. Der Königsweg, mit Online-Videos Geld zu verdienen, ist aber noch nicht gefunden. „Die Geschäftsideen, um mit Online-Videos Geld zu verdienen, befinden sich immer noch im Frühstadium. Jedoch ist die Zielgruppe bereits vorhanden und wächst rapide”, sagt Jupiter-Präsident David Schatsky. Nach Berechnungen des Pro Sieben Sat.1 Online-Vermarkters Sevenone Interactive ist der gemessene Umsatz mit Video-Werbung im ersten Halbjahr 2008 um 400 Prozent auf 3,6 Millionen Euro in Deutschland gestiegen. Da aber nicht nicht alle Vermarkter ihre Video-Werbeumsätze bekannt geben, sei der tatsächliche Umsatz wesentlich größer. Die größten Anteile an diesem noch kleinen Markt haben Pro Sieben.de mit 20 Prozent, gefolgt My Video und dem Spiegel (jeweils 15 Prozent), RTL (9,9 Prozent) und Sat.1 (9,3 Prozent).  

Interessant ist in diesem Zusamenhang auch die ARD ZDF Online-Studie mit einem Spezialteil über Bewegtbilder (PDF). Darin kommt klar raus, dass Fernsehen das Medium der älteren Generation, das Internet das Bewegtbild-Medium der jüngeren Generation ist. 

 

 

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