Netzwirtschaft

Netzwirtschaft

Die Digitalisierung erfasst immer mehr Lebensbereiche. Wie sie sich auf Menschen und Märkte auswirkt, beleuchtet das Netzwirtschaft-Blog auf FAZ.NET.

Google baut digitales Zeitungsarchiv

Google scannt künftig auch alte Zeitungsseiten ein, macht sie durchsuchbar und will die Werbeerlöse dann mit den Verlegern teilen.

Google digitalisiert künftig auch Zeitungsseiten, macht sie durchsuchbar und finanziert die „News Archive Search” mit Werbung. Das kündigte Google-Produktchefin Marissa Mayer auf der Internet-Konferenz Techcrunch50 an. Nutzer sollen Artikel vollständig durchsuchen und Seiten im Original-Layout samt Fotos und Anzeigen aufrufen können

Das News Archive Projekt ist nicht neu. Google ermöglicht dort seit zwei Jahren die Suche nach Zeitungsartikeln, die bereits in digitalisierter Form vorliegen. Zeitungen wie die New York Times und die Washington Post machen mit. Google hat auch bereits damit begonnen, die auf Mikrofilmen gespeicherten Zeitungsseiten einzuscannen und greift dabei auf die Erfahrungen mit dem Google-Books Projekt zurück. 

Nun bietet Google allen Verlagen an, auch ihre bisher nur auf Mikrofilmen gespeicherten alten Zeitungsseiten einzuscannen und damit zu digitalisieren. „Verlage können damit auch diese redaktionellen Leistungen monetarisieren, da sie den Großteil der Werbeerlöse erhalten”, sagte ein Google-Sprecher. Zunächst ist das Projekt auf die Vereinigten Staaten und Kanada beschränkt. „Wir planen aber die Ausweitung auf andere Länder”, sagte der Sprecher. Gespräche mit deutschen Verlegern seien aber noch nicht geführt worden.

Eine Sprecherin des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) sagte, der Blick auf Amerika zeige, dass das Projekt vor allem für kleine Verlage interessant sei, die nicht die Ressourcen hätten, um ihre Archive selber zu digitalisieren. Zudem müssten die Verlage abwägen, ob Google ihnen neue Umsätze bringe, dabei aber auch bedenken, dass sie die Präsentation ihrer Inhalte im Internet nicht mehr allein kontrollierten. Dadurch könne die Marke leiden.

Die Initiative fällt in eine Zeit, in der immer mehr Verlage ihre Archive online kostenlos zur Verfügung stellen, um mehr Nutzer auf ihre Internetseiten zu locken. Statt des weitgehend erfolglosen Geschäftsmodells “Paid Content” hoffen die Verlage auf Werbeerlöse. “Viele Tageszeitung werden sich die Frage stellen müssen: Warum haben wir die Google-Archivsuche nicht selbst erfunden?”, sagte Heiko Hebig, Head of Digital Media beim Münchener Medienkonzern Burda. Ob viele große Zeitungsverleger allerdings bereit sind, ihre Inhalte von Google aufbereiten zu lassen, steht aber auf einem anderen Blatt. Denn das Befremden über die wachsende Macht von Google wird in den Verlagen immer größer. Zwar ist die Angst vor Google eher subtil, kaum zu beschreiben, geschweigen denn rational zu begründen. Schließlich bekommen die meisten Verlage einen großen Teil ihres Traffics von Google und zudem jeden Monat Geld aus dem Adsense-Programm – und auf beides wollen die Verlage natürlich nicht verzichten. Das Unbehagen wächst; die Konsequenzen mag aber niemand ziehen.  

Links: