United Internet Media, der größte Vermarkter graphischer Online-Werbung in Deutschland, öffnet sein Werbesystem TGP für die Konkurrenz, um eine Allianz gegen Google zu schmieden. Als erstes Unternehmen übernimmt die Konzern-Schwestergesellschaft Adlink Media das System, die mit einer Reichweite von 10 Millionen Nutzern nach der jüngsten AGOF-Messung ebenfalls zu den großen Vermarktern in Deutschland gehört. Zusammen erreichen die beiden Unternehmen rund zwei Drittel aller Internetnutzer in Deutschland. „Bis Ende 2009 wollen wir weitere 5 oder 6 Partner gewinnen. Unter Ziel lautet, 75 Prozent der Internetnutzer zu erreichen”, sagte Matthias Ehrlich, der Chef von United Internet Media. Dann wäre das Internet auf Augenhöhe mit dem Fernsehen.
Das TGP-System ermöglicht United Internet Media, die Online-Werbung nur der gewünschten Zielgruppe zu zeigen und Streuverluste weitgehend zu vermeiden. Ehrlich sieht die Öffnung seines bislang wohlbehütenten Werbesystems vor allem als strategischen Schritt, um Google zu bremsen. „Natürlich gibt United Internet Media mit der Öffnung einen wichtigen Wettbewerbsvorteil auf. Aber unser übergeordnetes Ziel ist die Schaffung eines stabil wachsenden hochwertigen Marktes, der gegen die Monopolisierungstendenzen aus den Vereinigten Staaten geschützt ist”, sagte Ehrlich.
Dieser Einstieg in die Konsolidierung bringe auf lange Sicht eine Zweiteilung des Online-Werbemarktes in ein Premiumsegment, in dem sich Portale oder Medienseiten tummeln, und in ein Billigsegment, in dem Google die Richtung vorgebe, erwartet Ehrlich. Google wird jeden Monat von rund 27 Millionen Menschen in Deutschland genutzt und beherrscht mit seinem Suchmaschinenmarketing bereits mehr als 40 Prozent des deutschen Online-Werbemarktes. Google ist damit so groß wie alle Anbieter graphischer Werbung zusammen und erzielt mit dem “Keyword-Advertising” weit mehr als eine Milliarde Euro Umsatz in Deutschland.
Dagegen erreicht United Internet mit seinen Marken wie Web.de oder GMX rund 20 Millionen Internetnutzer in Deutschland. Bereinigt um Überschneidungen erreichen die beiden Unternehmen zusammen rund 25 Millionen Menschen, erzielen jedoch weit weniger Umsatz als Google.
Allerdings sehen Vermarkter den Beitritt zu „TGP open”, wie das geöffnete System nun heißt, auch kritisch. „Es wird spannend sein, zu sehen, wie TGP open in unseren Qualitätsumfeldern arbeitet und inwieweit es die Umfeld-Vermarktung ergänzen kann”, sagte Matthias Wahl, Geschäftsführer von Adlink Deutschland. Auch Ehrlich weiß um die Sensibilität des Themas. „„Es ist völlig klar, dass nicht jeder sofort 100 Prozent begeistert ist und auf ein System aufspringt, das emotional noch dem Mitbewerber zugeordnet wird. Aber die strategischen Gründe und die Offenheit überzeugen dann doch”, hofft Ehrlich. Schon bald solle TGP open in eine eigenständige Gesellschaft ausgelagert werden, um unabhängig am Markt arbeiten zu können.
Links:
- – Werbeflaute erfasst das Internet
- – Prognose für Online-Werbung wird gesenkt
- – Graphische Online-Werbung enttäuscht