Marcus Riecke verlässt das soziale Netzwerk StudiVZ mit sofortiger Wirkung. Riecke war erst im Sommer des vergangenen Jahres von Ebay zur größten Web-2.0-Gemeinschaft Deutschlands mit inzwischen mehr als zehn Millionen Nutzern gewechselt. Das Unternehmen soll in diesem Jahr rund 10 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften, aber noch Verluste schreiben.
Wie zu hören ist, waren die Konzernoberen mit dem operativen Geschäft zufrieden. Denn Riecke hat den Angriff von Facebook bisher abgewehrt und die Nutzerzahl deutlich hochgetrieben. Allerdings habe die Chemie zwischen Riecke und den Holtzbrinck-Managern nicht gestimmt: Riecke hat wohl klare Vorgaben erwartet, vor allem über die strategische Ausrichtung, diese aber nicht bekommen. Vielleicht, weil Stefan von Holtzbrinck selber nicht weiß, ob ein Verkauf nicht mehr Geld in die Kassen spülen könnte als mit Online-Werbung jemals verdient werden kann. Riecke hätte es wohl nicht ungern gesehen, wenn StudiVZ an Facebook verkauft worden wäre. Ein Streitpunkt waren auch die anderen Internetunternehmen von Holtzbrinck, die sich alle gerne auf der StudiVZ-Plattform breitmachen wollten oder ihre Technik dort einsetzen wollten. Riecke wollte aber nicht der Traffic-Verteiler für die anderen Holtzbrinck-Unternehmen sein oder mit unpassenden Start-ups zusammenarbeiten. Auch darum gab es Streit: Riecke hätte wohl gerne einen anderen Online-Vermarkter ausgesucht, der mehr Erfahrung und eine bessere Technik als der hauseigene Vermarkter GWP hat. Doch Holtzbrinck bestand darauf, dass GWP weiterhin das Netzwerk vermarktet, obwohl Studi VZ wochenlang intensiv nach einem besseren Partner gesucht hatte. Am Ende ist Riecke freiwillig gegangen, aber es hätte wohl nicht mehr lange gedauert, bis man ihm den Abschied nahe gelegt hätte. Zu groß waren die kulturellen Unterschiede zwischen Riecke, der einen gradlinigen, amerikanischen Führungsstil pflegt, und den Holtzbrincks.
Rieckes Nachfolger wird Clemens Riedl, der erst im August vom Holtzbrinck-Blatt Tagesspiegel als Vermarktungsschef zu StudiVZ gewechselt war. Er soll den Umsatz im nächsten Jahr auf mehr als 20 Millionen Euro hochtreiben, lautet das Ziel. Und natürlich Gewinne schreiben.
Links:
- – Klicks auf StudiVZ brechen ein
- – Social Commerce statt störender Werbung – wie StudiVZ Geld verdienen will
- – Facebook verklagt StudiVZ
- – Klickfreude auf StudiVZ sinkt weiter
- – Die neue Strategie von StudiVZ
Oh boy... da wird aber schon...
Oh boy… da wird aber schon ein harter Brocken vererbt. Welche Dienste musste studiVZ denn einbinden? Ich habe nur die kleinen zoomer-Links entdecken können. Die Schlagzeile hat mich aber daran erinnert, dass ich schon ewig mal mein Konto dort löschen wollte. Das hab ich jetzt getan. Fühle mich schon freier nur noch mit Facebook, Xing und Linkedin :-)
@AndreHellmann: Es geht ja...
@AndreHellmann: Es geht ja nicht nur um Inhalte, die sichtbar sind, sondern auch um technische Funktionen, die im Hintergrund ablaufen.