Die Samwer-Brüder, bekannt für ihren guten Riecher für Geschäftsmodelle, finden die Idee gut und haben schon investiert: Das New Yorker Unternehmen Tremor Media überträgt Fernsehwerbespots ins Internet. Das klingt simpel, hat aber einen sehr angenehmen Effekt: “Wir werden als Fernsehstation gebucht und erzielen sogar höhere Preise als die TV-Werbung”, sagt Christian Baudis, ehemaliger Googler und Fernsehfachmann, der jetzt das Geschäft von Tremor Media in Europa aufbauen soll. Die Idee dahinter: Die Fernsehwerbung wird “veredelt”, also um interaktive Elemente ergänzt, und nur in hochwertigen Umfeldern wie Verlags-Websites gezeigt. Auf diesem Umweg lässt sich mit Fernsehwerbung doch noch die Zielgruppe der jungen Menschen erreichen, die für die Fernsehwerbung bereits verloren schien, sagt Baudis. Denn Online-Videos werden immer häufiger angeschaut, allerdings bevorzugt im Web 2.0 Umfeld, vor allem auf Youtube.
Die Markenartikler freuen sich, wenn ihre Werbung auch im Netz funktioniert, nicht zwingend aber die Sender. Denn die Werbung kann natürlich auf allen Internetseiten laufen, egal, ob dort überhaupt Videos gezeigt werden. Auf diesem Weg können die Fernsehwerbegelder plötzlich den Verlagen zufallen, die sich über einen schnell wachsenden, wenn auch noch kleinen Markt Markt freuen können.
“In den kommenden Jahren wird sehr viel Geld vom Fernsehen ins Internet abwandern”, ist sich Baudis sicher. Mit der steigenden Zahl der Breitbandverbindungen gewinnen Bewegtbilder an Bedeutung; zudem ist die junge Zielgruppe inzwischen im Netz besser zu erreichen als im Fernsehen. Auf eine Milliarde Euro schätzt Jupiter-Analyst Nate Elliott den europäischen Markt für Videowerbung im Jahr 2012. In seiner Umfrage gaben die Nutzer werbefinanzierten Videoangeboten einen deutlichen Vorzug vor kostenpflichtigen Videos. Besonders hoch war das Interesse an einem werbefinanzierten Videoangebot in Spanien und Deutschland. In den Vereinigten Staaten schätzt E-Marketer den Markt der Videowerbung in diesem Jahr auf 505 Millionen Dollar, der bis zum Jahr 2012 auf 3,4 Milliarden Dollar wachsen könnten.
Die Werbegelder fließen natürlich nur, wenn der gewünschte Erfolg eintritt. Dafür gibt es die interaktiven Elemente, zum Beispiel das Vereinbaren von Testfahrten in einer Autowerbung oder der Kauf eines Kinotickets in einer Filmwerbung. Da die Technik heute so weit ist, über die IP-Adresse des Nutzers dessen Standort zu ermitteln, werden auch nur passende Autohäuser oder Kinos in der Umgebung angezeigt.
Tremor Media hat in Amerika ein Netzwerk mit 1400 Seiten wie der New York Times oder dem Wall Street Journal aufgebaut und hat sich dort sehr schnell unter den größten Werbenetzen etabliert. “Wir starten noch in diesem Jahr in Deutschland. Zum Start werden viele Seiten mitmachen”, sagte Baudis. Denn erst wenn die Reichweiten im Internet ähnlich hoch sind wie im Fernsehen, lohnt sich für die Werbetreibenden der Gang ins Web. In Amerika scheint die Idee zu funktionieren. “Wir spüren keine Krise, sondern wachsen dort ungebremst weiter”, sagte Baudis. Allerdings kommen in Amerika auch die Werbepreise unter Druck, wie der Tremor-Media-Chef Jason Glickman gegenüber Business Week zugab.