Freenet kann offenbar seine DSL-Sparte nicht mehr zu einem akzeptablen Preis verkaufen. Die Verhandlungen mit dem einzigen verbliebenen Bieter United Internet laufen zwar noch, sind aber wohl so schwierig geworden, dass kurzfristig nicht mehr mit einem Ergebnis gerechnet werden kann. Kern des Problems ist die Qualität der Kunden, die sehr wechselwillig sind. Im ersten halben Jahr hat Freenet bereits rund 180000 DSL-Kunden verloren; im dritten Quartal haben weitere 50000 DSL-Kunden dem Unternehmen den Rücken gekehrt. Die von United Internet geforderten Versicherungen gegen eine zu hohe Wechselquote machen die Verhandlungen wohl extrem kompliziert. Zudem sinkt mit jedem Kunden, der Freenet verlässt, der Preis. Die Gebote liegen inzwischen wohl schon unter 300 Millionen Euro. “Eckhard Spoerr hat einfach zu lange gepokert”, sagte Frank Rothauge von Sal. Oppenheim. Inzwischen hat Spoerr bestätigt, dass er die DSL-Sparte nur zu einem deutlich niedrigen Preis verkaufen kann, aber an dem Verkauf festhält. Und Dommermuth will seine Freenet-Anteile auch wieder verkaufen – wenn der Preis stimmt: „Wir haben für unsere Freenet-Aktien 16 Euro gezahlt. Die möchte ich gerne einmal wiedersehen. Daher werden wir unseren Freenet-Anteil sicher nicht mitten in der Finanzkrise verkaufen. Faktisch hat Freenet jetzt noch Verluste erzielt. Ich wünsche mir, dass Freenet bald richtig Geld verdient. Dann steigt auch der Aktienkurs wieder”, sagte Dommermuth. Zurzeit ist der Kurs aber auf 4 Euro gefallen.
Da sich Freenets DSL-Sparte zu einem Schnäppchen entwickeln könnte, hat sogar der Vodafone-Chef Fritz Joussen wieder Interesse angemeldet. Vodafone war schon vor Wochen aus dem Bieterprozess ausgestiegen. Auch der Konkurrent Versatel, der 265 Millionen Euro geboten hatte, könnte bei einem weiteren Preisverfall wieder ins Rennen einsteigen. Möglicherweise wird Spoerr die Sparte aber erst einmal behalten müssen.
Am Freitag legen United Internet und Freenet ihre Quartalszahlen vor. Vor allem von United Internet könnte eine Umsatz- und Gewinnwarnung kommen, Abschreibungen von mindestens 140 Millionen Euro auf die Beteiligungen an Freenet und Drillisch und möglichweise die Ansage, im kommenden Jahr keine Dividende zahlen zu wollen. Entsprechend unter Druck dürfte der Aktienkurs kommen.
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