Nachdem das Internet schon bei Jugendlichen zum wichtigsten Medium geworden ist, scheint es nun auch eine Wachablösung in der Altersgruppe zwischen 25 und 34 Jahren zu geben. Nach einer Umfrage des europäischen Online-Werbeverbandes EIAA (PDF) unter 1000 Deutschen nutzt diese Altersgruppe das Internet im Durchschnitt 14,4 Stunden in der Woche, ein Viertel länger als im vergangenen Jahr. Das Fernsehen kommt in Deutschland auf eine durchschnittliche Nutzungszeit von 14,7 Stunden in der Woche, stagniert aber und wird immer stärker zum Begleitmedium, das im Hintergrund läuft, hat die Repräsentativumfrage ergeben. 60 Prozent dieser Altersgruppe sind inzwischen täglich online, nachdem es 2006 erst 38 Prozent waren. Die Internetnutzung wächst also in diesen Altersgruppen dynamisch weiter – und das kann auf Dauer nur auf Kosten anderer Medien gehen, denn Medienzeit kann eben nicht beliebig ausgedehnt werden. Dagegen haben die vielen “Silver Surfer”, die in diesem Jahr erstmals online gegangen sind, die Durchschnittsnutzung unter den älteren Menschen erstmals sinken lassen.
Im europäischen Vergleich nutzen die deutschen Onliner häufiger Verbraucherbewertungen, Diskussionsforen, Preisvergleiche und Auktionen als der europäische Durchschnitt, liegen aber in der Nutzung von Echtzeit-Kommunikationssystemen (Instant Messaging) und Musikdownloads weit unter dem europäischen Mittel. Das Netz wird in Deutschland also eher als Informationsmedium genutzt, weniger für die Unterhaltung.
Ergänzend hat Allensbach das Informationsverhalten der Menschen im Zeitablauf untersucht. Wenig überraschend, aber dennoch sehr brisant, ist die Deutlichkeit, mit der das Internet den klassischen Medien den Rang als Informationsmedium abläuft. Vor allem bei jungen Menschen zwischen 20 und 29 Jahren ist die Entwicklung der vergangenen neun Jahre sehr deutlich abzulesen.
In der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahre ist die Entwicklung hin zum Internet und weg von den klassischen Medien als Informationsmedium zwar weniger stark ausgeprägt, aber tendenziell gleich.
Nach Allensbach-Daten ist vor allem der Anteil junger Menschen, für die das Internet unverzichtbar für die tägliche Information geworden ist, in diesem Jahr spürbar gestiegen. In der Gruppe der 14- bis 19-Jährigen ist dieser Anteil von 36 auf 43 Prozent geklettert, hat eine Sonderauswertung der Acta ergeben. Auch in der Gruppe der 20 – 29-Jährigen beträgt der Anstieg fast 5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. In der Gruppe der “Silver Surfer” zwischen 50 und 64 Jahren hat sich der Anteil um 4 Prozentpunkte ebenfalls spürbar erhöht.
Unterschieden nach Schulabschluss zeigt sich eine klare Korrelation: Je höher der Bildungsgrad, desto wichtiger ist das Internet als Informationsquelle.
Die wachsende Bedeutung des Internet schlägt natürlich auf die anderen Medien durch. Der Anteil der Deutschen, die für ihre tägliche Information keine Zeitung mehr benötigen, wächst in allen Altersgruppen, besonders stark aber bei den jungen Menschen.
Die Ansicht, für die tägliche Information keine Zeitung mehr zu benötigen, nimmt auch in allen Bildungsschichten zu. Lediglich die Akademiker scheinen – auf den ersten Blick- der Zeitung die Treue zu halten.
Ein genauer Blick zeigt aber, dass auch diese Treue zur Zeitung eine Generationenfrage ist. Der Anteil der Akademiker zwischen 20 und 39 Jahren, die für ihre tägliche Information keine Zeitung mehr benötigen, ist inzwischen auf 25 Prozent gestiegen. In dieser Gruppe gab mehr als die Hälfte der Befragten an, das Internet als wichtigste Informationsquelle für das aktuelle Geschehen zu nutzen. Die Zeitung, die immerhin noch 46 Prozent als wichtigste Quellen sehen, wurde in diesem Jahr überholt.
Für mehr als 60 Prozent dieser jungen Akademiker ist das Internet für die tägliche Information unverzichtbar geworden.
Links:
Download:
- Allensbach: Mediennutzung gestern – heute – morgen (PDF)
- Allensbach: Die junge Generation als Vorhut gesellschaftlicher Veränderung (PDF)
- PEW-Jahresbericht des “State of the Media 2008”
- Acta 2008
Zum Thema: Online vs Print
- Informationsverhalten: Internet nimmt klassischen Medien rapide Marktanteile ab
- Akademiker informieren sich meist im Internet
- Intensivleser gehen ins Internet
- Digg.com oder New York Times?
- FAZ goes Facebook
Zum Thema:Wie Entscheidungen im Internet getroffen werden
- Kaufentscheidungen werden im Internet getroffen
- Suchmaschinen und Vergleichsseiten bestimmen Konsumentenentscheidungen
- Interneteinfluss auf das Marketing wird stark unterschätzt
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Vielleicht kurz zur...
Vielleicht kurz zur Ergänzung. Glaubt man der britischen Medienaufsichtsbehörde Ofcom, wird das Internet seit 2004 als Leitmedium abgelöst. Das schrieb ich damals zumindest für ein kleines Medienblog: https://www.medienrauschen.de/archiv/fernsehen-auf-dem-weg-zum-begleitmedium/
Seitdem bestätigt die Ofcom ihre Zahlen regelmäßig. Bei Klaus Eck gibt es die Fassung von 2006: https://klauseck.typepad.com/prblogger/2006/08/medienrevolutio.html
Hier sind die aktuellen Daten...
Hier sind die aktuellen Daten zur Onlinenutzung und Internetanwendugen
Quelle: ARD/ZDF Onlinestudie 2009
https://www.ard.de/intern/basisdaten/onlinenutzung/-/id=55208/59yqoa/index.html