Netzwirtschaft

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Die Digitalisierung erfasst immer mehr Lebensbereiche. Wie sie sich auf Menschen und Märkte auswirkt, beleuchtet das Netzwirtschaft-Blog auf FAZ.NET.

Twitters Popularität steigt rasant

| 7 Lesermeinungen

Twitter wächst ungebremst weiter und hat in Amerika schon den Lesezeichendienst Digg.com überholt. In Deutschland ist Twitter auf dem Sprung, den Massenmarkt zu erreichen.

Bild zu: Twitters Popularität steigt rasantDie Popularität des Micro-Bloggingdienstes Twitter steigt ungebremst an. Heather Dougerty, Researchdirektorin beim amerikanischen Marktforschungsunternehmen Hitwise, hat einige neue Zahlen über Twitter veröffentlicht. Demnach hat Twitter in der Visit-Rangliste in den Vereinigten Staaten gerade Digg.com überholt und sich auf Platz 84 geschoben. Der Anteil an allen Visits liegt aber bisher erst bei 0,021 Prozent. Gemessen wurde aber nur der Traffic auf der Website twitter.com. Andere Twitter-Applikationen wurden nicht erfasst, so dass Twitters Popularität wohl noch deutlich größer ist, als es diese Zahlen zeigen. 

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Twitter ist inzwischen besonders beliebt in der Altersgruppe zwischen 25 und 34 Jahren; was Anfang 2008 noch ganz anders aussah. 

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Während zum Beispiel Digg.com in der vergangenen Woche 38 Prozent seines Traffics von Google bekommen hat, erhält Twitter weit mehr Zugriffe von sozialen Netzwerken wie Facebook und MySpace. 

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Auch in Großbritannien ist Twitter auf Wachstumskurs. “Twitter war eine der am schnellsten wachsenden Internetseiten in Großbritannien im vergangenen Jahr und es gibt keine Anzeichen für eine Abschwächung des Wachstums”, sagte Robin Goad, Director of Research bei Hitwise UK. Der Traffic hat sich innerhalb eines Jahres verzehnfacht.”Der Dienst ist wahrscheinlich noch populärer als unsere Zahlen zeigen, weil wir nur den Traffic auf der Internetseite messen können. Da die Menschen auf Twitter auch über ihre Mobiltelefone oder Applikationen von Drittentwicklern wie Twitterrific, Twitterfeed oder Tweetdeck zugreifen, ist die Nutzung noch höher. Die durchschnittliche Zeit, die Menschen auf Twitter.com verbringen, hat sich im vergangenen Jahr verdreifacht”, sagte Goad. 

Twitter Graph 

Erklärung: Was ist Twitter ? (für Nicht-Twitterer)

Die Online-Gemeinde hat einen neuen Megatrend: Der heißt Twitter und besteht aus 140 Zeichen langen Kurzmitteilungen. Schreiben kann jeder; empfangen werden diese Mitteilungen, kurz “Tweets” genannt, von den Menschen, die sie als sogenannte Follower zuvor abonniert haben. Das können mehr als 100 000 Menschen sein, die dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama in seinem Wahlkampf gefolgt sind. Oder gut 1000 Menschen, die den SPD-Kandidaten Torsten Schäfer-Gümbel auf seiner Tour durch Hessen auf diese Weise begleitet haben; oder eben nur eine Handvoll Menschen, die immer genau wissen wollen, was ihre Freunde gerade tun. Auf jeden Fall bildet Twitter eine Infrastruktur für eine neuartige Kommunikation, die nicht nur zwischen zwei Menschen erfolgt wie bei der E-Mail, sondern sich direkt an ein Freundenetzwerk beliebiger Größe wendet. Die Web-Gemeinde hat natürlich auch gleich einen Namen dafür gefunden: Micro-Blogging steht für die Möglichkeit, sich mit nur 140 Zeichen auszudrücken.

Zurzeit nutzen etwa sechs Millionen Menschen Twitter. Die Nutzerzahl des 2006 gegründeten amerikanischen Unternehmens wächst aber mit einer Rate von 600 Prozent im Jahr; jeden Tag kommen zwischen 5000 und 10 000 Twitterer hinzu, hat das Marktforschungsunternehmen Hubspot in seinem ersten “State of the Twittersphere” ermittelt.

Bild zu: Twitters Popularität steigt rasant

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Twitter ist zuerst von den internetaffinen Bloggern als schnelles Kommunikationsinstrument entdeckt worden. Per Twitter lassen sich nämlich nicht nur Mitteilungen, sondern auch elektronische Verweise (Links) auf andere Quellen im Internet versenden. Seit einigen Monaten hat sich Twitter aber aus der Blogosphäre herausentwickelt und viele Anhänger außerhalb der Netzgemeinde gewonnen. Sogar Projektteams in Unternehmen nutzen Twitter für die schnelle interne Kommunikation.

Inzwischen twittern auch viele Medien, um Nachrichten entweder sehr schnell zu verbreiten oder um auf ihre neuen Online-Artikel aufmerksam zu machen. Seitdem Twitterer vor den Nachrichtenagenturen über Ereignisse wie die Anschläge in Bombay berichteten, gibt es eine Diskussion, ob diese Augenzeugenberichte eine eigene Nachrichtenquelle sind. Berühmt wurde der Tweet von Janis Krums, der als erster Augenzeuge das notgelandete Flugzeug im Hudson fotografierte. “There’s a plane in the Hudson. I’m on the ferry going to pick up the people. Crazy”. Dieser Kommentar und sein Foto gingen dank Twitter um die Welt. Denn die Twitterer liefern mit ihren authentischen Augenzeugenberichten erste Eindrücke, meist lange bevor die klassischen Medien berichten. Die Idee des Bürgerjournalismus hat mit Twitter neuen Schwung bekommen. Allerdings müssen sich die Leser dieser Tweets die Mühe machen, aus den vielen höchstens 140 Zeichen langen Aussagen ein eigenes Bild zusammenzustellen. Daher ist die Diskussion, ob Twitter ein eigenes neues Medium ist, gerade erst in Bewegung gekommen. 

Das größte Problem für Twitter ist aber das Fehlen eines Geschäftsmodells. Die Nutzung der Kommunikationsplattform ist für die Twitterer kostenlos. Die drei Gründer Jack Dorsay, Biz Stone und Evan Williams behaupten auf ihrer Internetseite zwar, einige Monetarisierungsmöglichkeiten zu kennen, aber sich im Moment auf den Aufbau des Dienstes zu konzentrieren. Im Internet werden kostenpflichtige Premium-Mitgliedschaften, die den Zahlern besondere Funktionen vorbehalten, als wahrscheinlichste Möglichkeit diskutiert, um Geld zu verdienen. Noch müssen sich die drei Gründer darüber aber nicht den Kopf zerbrechen, denn Twitter wird neben Facebook als das zurzeit interessante Internetunternehmen im Silicon Valley gehandelt und erhält daher ausreichend Risikokapital. Twitter hat längst Nachahmerprodukte wie Identi.ca und ist für viele Softwareentwickler Ansporn gewesen, Zusatzprogramme wie Twhirl oder Twitterfeed ins Netz zu stellen. Auch Handy-Anwendungen gibt es schon reichlich.

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7 Lesermeinungen

  1. "Heather Dougerty,...
    “Heather Dougerty, Researchdirektorin beim amerikanischen Marktforschungsunternehmen Twitter, […]” –
    Ähm, nein. “Hitwise”.

  2. FAZ-ht sagt:

    @ Zebramädchen: Danke...
    @ Zebramädchen: Danke

  3. <p>Schöner Artikel,...
    Schöner Artikel, vielleicht kann ich die Agenturkollegen ja damit überzeugen ;-) Wird auf jeden Fall verschickt und auch getwittert.

  4. Rudi sagt:

    <p>Ein sehr gut gemachter...
    Ein sehr gut gemachter Artikel. Ein weiterer Vorteil von Twitter ist, dass sich Communitis im Internet miteinander vernetzen um so über den Fortschritt der Mitglieder immer auf dem laufenden zu sein.

  5. Ein sehr interessanter...
    Ein sehr interessanter Artikel. Besonders die Zahlen sind beeindruckend. Wo ist den der Twitter-Button, damit man diesen Artikel auch anderen Twittern bekannt machen kann?

  6. patrick sagt:

    nun sollen wir also alle...
    nun sollen wir also alle twittern. interessant. jetzt wird der ganze kommunikationsmüll ins web geblasen und wer will kann das zeug lesen. was für ein hype. clever eingetütet. in 6 monaten wirds wieder keinen mehr interessieren. oder kennt noch jemand 2nd-life? alles kommt, alles geht und viele machen mit. nur so. aus langeweile.

  7. business-on sagt:

    Twittern Führungskräfte?...
    Twittern Führungskräfte? https://iobic.de/twittern

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