Ähnlich wie in Deutschland wollen auch die britischen Medien mehr Geld von Google für ihre Inhalte. „Die Rolle der Media-Aggregatoren wie Google News muss überdacht werden. Unter dem Stichwort „Digital Britain” sind wir in Gesprächen mit der Regierung und der Regulierungsbehörde. Dabei geht es um die Tatsache, dass Google alle Inhalte kostenlos bekommt. Google sagt, dass die Medienunternehmen im Gegenzug sehr viele Nutzer von Google bekommen. Das ist richtig, aber die Werbepreise für Display-Werbung sind eingebrochen. Der Traffic, der von Google kommt, ist also lange nicht mehr so wertvoll wie er einmal war. Und darüber muss man reden. Wir wollen Geld von Google für unsere Inhalte”, sagte Carolyn McCall, Vorstandsvorsitzende des britischen „Guardian“, der FAZ am Rande der Burda Digitalkonferenz DLD in München.
Google aggregiert sehr viele Online-Nachrichtenquellen in seinen „Google-News” und inzwischen auch in der normalen Suche. Viele Medien bekommen etwa ein Drittel der Besucher auf ihren Internetseiten von Google. Allerdings sind die Erlöse dieser Zusammenarbeit ungleich verteilt. Google erzielt in Deutschland fünf Mal mehr Umsatz mit Online-Werbung als alle Verlage zusammen. Trotzdem will McCall kein Feindbild aufbauen. „Google ist kein Feind. Wir arbeiten mit Google zusammen, zum Beispiel bei der Suchmaschinenoptimierung und haben dafür auch ehemalige Googler eingestellt. Schließlich kann Google den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg im Internet ausmachen”, sagte McCall. Trotzdem solle nun der Staat einschreiten. Die Medienindustrie in Großbritannien sei stark reglementiert. „Hier können nicht einmal zwei Lokalzeitungen in einer Region fusionen, während Google 50 Prozent des gesamten Online-Werbemarktes innehat, aber überhaupt nicht reglementiert ist. Google ist wahrscheinlich das größte Medienunternehmen der Welt ist, auch wenn sie immer behaupten, ein Technologieunternehmen zu sein”, sagte McCall.
Ziel sei es, überhaupt erst einmal mit Google und auch Yahoo zu sprechen, was die beiden Unternehmen bisher ablehnen. „Aber ich denke, unsere Regierung und die Regulierungsbehörde haben jetzt erkannt, dass Google zu mächtig ist. Diese Diskussion wird in Gang kommen, denn in den nächsten 12 bis 18 Monaten werden viele Medienunternehmen sterben”. Um Geld von Google zu bekommen, müssten alle Inhalteanbieter zusammenarbeiten. „Die Krise wird uns zusammenführen, denn die aktuelle Krise ist die unvorhersehbarste Situation, die wir jemals in der Medienindustrie hatten. Eine tiefe Strukturkrise, die jetzt von der Konjunkturkrise verschärft wird. Das gab es noch nie”. Das belgische Modell, dass die Verlage Google ihre Inhalte nicht mehr geben, hält McCall für falsch. „Das funktioniert nicht”.
Mehr zum Thema: Turi2-Interview mit Google-Sprecher Kay Oberbeck zum Thema Google und Verlage
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<p>"Google ist zu mächtig" -...
“Google ist zu mächtig” – was für eine Bankrotterklärung von Carolyn McCall an ihre Zunft. Anstatt sich zu fragen, was Google besser macht, was man ggf. vom Markführer lernen kann sind aller Orten nur resignierende Aussagen zu hören. Die Informationsmonopolisten tun sich einfach nach wie vor schwer damit zu akzeptieren, dass es künftig mehr und mehr Konkurrenz geben wird.
Wer als Verlag Geld verdienen möchte muß sich eben auf die Anforderungen des Marktes einlassen und den Rezipienten nicht tradierte Informationsmodelle bis zum erbrechen hinterhertragen.
Cheers,
Thomas
Auch US-Zeitungshäuser denken...
Auch US-Zeitungshäuser denken über solche Modelle nach. Ein Kollegen von “Tribune” schlug sogar einen 30-Tage “Streik” der Zeitungshäuser vor, währenddessen keine renomierte Zeitung ihre Inhalte an Google News liefert.
Allerdings wusste auch er, dass selbst bei flächendeckender Beteiligung der großen Häuser immer noch tausende kleine Quellen (und natürlich Scraper) die Inhalte an Google liefern würden…