Netzwirtschaft

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„Die Internet-Strategie der New York Times ist brilliant"

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Verlage sind auf der Suche nach ihrem Geschäftsmodell. Bezahlinhalte, sagt Medienprofessor Clay Shirky, seien der falsche Weg, da die Relevanz des Medium hinter einer Mauer sinke. Dagegen komme die Online-Werbung zurück. Besonders angetan ist er von der Strategie der New York Times.

Bild zu: „Die Internet-Strategie der New York Times ist brilliant"Verlage sind auf der Suche nach Geschäftsmodellen. Clay Shirky (Foto), amerikanischer Medienprofessor und Autor, hat klare Vorstellungen: „Bezahlinhalte sind für die Verlage kein realistisches Szenario. Sie wandeln zwischen 1 und 10 Prozent ihrer Online-Leser in Abonnenten um, verabschieden sich aber vom Wachstum. Und die Möglichkeit, eine große Story zu haben, die um die Welt geht, können sie dann vergessen. Hinter einer Paid-Content-Mauer sinkt die Relevanz des Mediums”, sagte Shirky im FAZ-Interview. Das Geschäftsmodell für die Verlage im Netz sei weiterhin die Werbung. „Die Werbung kommt zurück, wenn die Krise vorbei ist. Geschäftsmodelle im Internet ändern sich schnell. Als Google angefangen hat, hat auch niemand geglaubt, dass sich mit Textwerbung so viel Geld verdienen lässt”, sagte Shirky.

Begeistert ist er vom Weg der New York Times, ihre Inhalte über Schnittstellen (API) zur Verfügung zu stellen. Die Zeitung stellt einen großen Teil ihrer Inhalte, zum Beispiel alle 2,8 Millionen Artikel, die seit 1981 geschrieben wurden, über eine Programmierschnittstelle (API) zur Verfügung. Alle Internetseiten können sich darüber mit der New York Times verbinden, deren Inhalte kostenlos in ihre eigenen Seiten einbauen und sie mit anderen Inhalten zu so genannten Mashups verknüpfen – genauso wie es Google mit seinen Landkarten oder Videos macht. Die New York Times wird also zu einem Anbieter von Daten, die von Maschinen und nicht nur von Menschen gelesen werden können. N Bild zu: „Die Internet-Strategie der New York Times ist brilliant"ur dann, so die Strategie, können sich die Inhalte wirklich schnell und flächendeckend im Internet verbreiten. Die Idee dahinter: Je mehr Links aus dem Internet auf die Seite der New York Times weisen, desto mehr Besucher landen schließlich dort. „Die API-Strategie der New York Times ist brilliant. Jetzt werden überall im Internet Mashups mit den Inhalten der New York Times entstehen und der Times Nutzer zuführen. Das Geschäftsmodell dahinter enthält neben Werbung und Sponsoring auch die Möglichkeit, Premium-Datendienste zu den freien Basisdaten verkaufen zu können. Zum Beispiel können sie Geld für die kommerzielle Nutzung verlangen. Aber das muss die Times gar nicht heute entscheiden. Sie sind die ersten, die diese Strategie verfolgen und können nun beobachten, wie sich der Markt entwickelt”, sagte Shirky. Allerdings eignen sich nach seiner Meinung nicht alle Nachrichten gleichermaßen für das Teilen im Internet. „Zum Beispiel haben Nutzer kein Interesse, exklusive Finanznachrichten mit anderen Nutzern zu teilen. Schließlich wäre dann ihr Vorteil weg. Anders sieht das bei Sport-Nachrichten aus. Dafür bezahlt kaum jemand”, sagte Shirky.

Allerdings müssten die Verlage in dieser Krise ihre Kostenstrukturen anpassen. Zum Beispiel werde auch die New York Times die Größe ihrer Redaktion in dieser Krise nicht halten können. „Aber braucht die Times unbedingt Sportartikel? Können die Menschen diese Informationen nicht an anderer Stelle finden. Ich denke, dass sich die Zeitungen auf ihrem Weg ins digitale Zeitalter auf ihre Kernkompetenz konzentrieren müssen”, sagte Shirky.


11 Lesermeinungen

  1. Michael sagt:

    Siehe auch meine Analyse exakt...
    Siehe auch meine Analyse exakt zu diesem Thema unter: https://blog.kmto.de/strategie/lass-es-raus-publishing-20/

  2. immocius sagt:

    <p>Habe, um nicht im Internet...
    Habe, um nicht im Internet nur zu nassauern, inzwischen noch “Die Zeit” abonniert. Nachdem ich aber bei Spiegel-online gelesen habe, dass meine Abogebühren gerade die Kosten für das leere Papier und dessen Verteilung decken, habe ich doch wieder ein schlechtes Gewissen.
    immocius

  3. rudyguy sagt:

    Die reine direkte oder...
    Die reine direkte oder indirekte Werbefinanzierung mag für Zeitungen und Zeitschriften zum Teil richtig sein.
    Was aber ist mit Contents die einen hohen Aufwand erfordern und wenig Leser finden wie z. B. Lehrbücher? Honorare und Verlagsaufwände ließen sich hier niemals zurück verdienen. Ergo gäbe es hochspezialisierte Lehrbücher nicht mehr; die Lehre würde leiden.
    Es braucht also doch eine Ecke im Web mit Bezahlinhalten – z. B. EBooks und anderer EContent.
    Warum sollten – wenn das funktioniert – Verlage wie die NYT oder andere nicht bestimmte geldwerte Inhalte dann ebenfalls berechnen? Es wird nicht eine einzige Strategie, es wird mehrere geben und dieses mash-up funktioniert für User wie für Verlage.
    Rudyguy

  4. Alexander sagt:

    Die Werbung zahlt den Inhalt...
    Die Werbung zahlt den Inhalt und nie die Leser (Nutzer), das ist eben die Zukunft auf was das Internet hinläuft und wo noch andere Medien wie Telefon, TV, Handys, etc… nachziehen müssen.

  5. Hm - Ich finde die API der NYT...
    Hm – Ich finde die API der NYT ist keine Strategie, sondern eine Marketing-Maßnahme. Die Strategie der Times ist Innovation um fast jeden Preis (z.B. das Gebäude, die Unabhängigkeit, etc.).

  6. Pepino sagt:

    Neuer Content für Spam-Blogs...
    Neuer Content für Spam-Blogs von supergeilen SEOs…. naja, muss man nicht 100% toll finden, oder?

  7. techfieber sagt:

    wie gerade bekannt wurde...
    wie gerade bekannt wurde bekoomt die NYT nun eine erneute finanzsspritze von 225 Mio dollar durch den Verkauf der Firmenzentrale in Manhattan. Künftig wohnt das angeschlagene Renommier-Blatt also zur Miete … hoffen wir das die zeit reicht, das ruder bei der besten us-zeitung ueberhaupt herumzureissen

  8. hdz sagt:

    <p>Paid Content für Online...
    Paid Content für Online Zeitungen mit hoher Qualität kann funktionieren – zumindest in Malaysia, wie das Beispiel Malaysiakini zeigt.

  9. hdz sagt:

    Ist die NYT wirklich ein...
    Ist die NYT wirklich ein Vorbild? Sicher, die NYT hat viele Inhalte zu bieten, die einmal von durch Werbung und Verkaufserlösen bezahlte Journalisten recherchiert und geschrieben wurden. Und wer bezahlt zukünftig die Journalisten, die solche Inhalte produzieren?

  10. Christian sagt:

    Viele Medienhäuser schlagen...
    Viele Medienhäuser schlagen gegenwärtig eine technikzentrierte Strategie ein (APIs, Widgets, etc). Wenige Unternehmen scheinen – so mein Eindruck – jedoch die Frage zu stellen, welcher Mehrwert durch die Features für die Kunden entsteht. Im Hinblick auf die NYT finde ich vor diesem Hintergrund weniger die Fokussierung auf die APIs, sondern die übersichtliche Präsentation der Nachrichten in Form des Article-Skimmer interessant.

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