Soziale Netzwerke sind auf dem Weg, zur dominanten Kraft im Internet zu werden. Keine andere Kategorie wächst so schnell, so dass schon zwei Drittel der Online-Bevölkerung jeden Monat ein soziales Netzwerk besuchen. Damit ist das Web 2.0 auf Rang 4 der beliebtesten Online-Tätigkeiten vorgedrungen und hat dabei die E-Mail überholt, wie eine Studie von Nielsen Online ergeben (PDF) hat. 10 P rozent der gesamten Online-Zeit fließen inzwischen in diese Web-2.0-Seiten; die Verweildauer steigt dreimal schneller als im Durchschnitt aller Websites. “Obwohl schon zwei Drittel der globalen Online-Bevölkerung auf diese Websites zugreifen, scheint sich das Wachstum der Verbreitung und Nutzung nicht zu verlangsamen”, sagte John Burbank, Vorstandschef von Nielsen Online. Deutschland ist erst spät auf den Zug Richtung Web 2.0 aufgesprungen, holt aber schnell auf. 51 Prozent der Onliner in Deutschland besuchen jeden Monat soziale Netzwerke, hat Nielsen Online ermittelt. In Deutschland ist die Web-2.0-Zeit im vergangenen Jahr um 140 Prozent gestiegen. Drei von fünf Internetnutzern sind hierzulande in sozialen Netzwerken aktiv. Die schnell wachsenden Netzwerke treffen in Deutschland auf die noch dominanten klassischen Portale aus der Web-1.0-Welt, die im vergangenen Jahr allesamt an Reichweite eingebüßt haben, also von einem immer geringer werdenden Teil der Internet-Nutzer besucht werden. Freenet hat wegen seiner hausgemachten Probleme aufgrund von Berechnungen auf Basis der AGOF-Studien 3,3 Prozentpunkte seiner Reichweite verloren. Auch United Internet hat noch kein Rezept gefunden: Web.de hat 2,6 Prozentpunkte eingebüßt; bei GMX sind es 0,7 Prozentpunkte. T-Online hat zwar weiterhin die größte Reichweite unter den Portalen, gehört aber ebenso zu den Verlierern.
Keines der klassischen Portale hat bisher eine überzeugende Antwort auf die Herausforderer aus dem Web-2.0-Lager gefunden, obwohl diese Unternehmen gerade dabei sind, den Portalen einen wichtigen Teil der Online-Tätigkeit wegzunehmen: die Kommunikation. Statt E-Mails senden vor allem die jungen Menschen heute häufiger Nachrichten im SchülerVZ, StudiVZ, Wer-kennt-wen oder Facebook. Neuartige Dienste wie Twitter haben inzwischen gar das “Echtzeitinternet” eingeläutet, in dem Nachrichten ohne Zeitverzögerung um die Welt gehen. Da kann die E-Mail kaum noch mithalten. Web.de-Chef Jan Oetjen sieht jedoch keine Gefahr für sein Unternehmen. “Soziale Netzwerke und Instant Messenging sind Teenager-Phänomene”, sagt Oetjen. Die Schallgrenze liege bei 25 Jahren; danach lasse die Nutzung von StudiVZ und Co. nach. “Mit dem Eintritt ins Berufs- und Familienleben wird die schnelle, flache Kommunikation mit Bekannten unwichtig. Längere Nachrichten an den Lebenspartner, an feste Freunde, Behörden und Internet-Shops erhalten größere Bedeutung”, sagt Oetjen.
Tägliche Unique User der Portale
Obwohl er das Web 2.0 nicht als Gefahr sieht, will er sein Unternehmen zur Web-2.0-Zentrale machen. Dort sollen Nutzer alle ihre Passwörter ablegen, damit alle Nachrichten aus den verschiedenen Netzwerken an einer Stelle zusammenlaufen. Doch die Portale, die die Internetsuche schon an Google und die Nachrichten an die klassischen Medien verloren haben, werden sich mehr einfallen lassen müssen, um dem Web 2.0 auf Dauer Paroli bieten zu können. Beispiele sind Cloud-Dienste, die Dateien automatisch zwischen Heimrechner, Handy und Online-Festplatte synchronisieren, innovative Musikangebote wie Spotify oder wirklich gute mobile E-Mail-Lösungen. Auch Web-2.0-Funktionen, die die Verteilung der Portal-Inhalte über Schnittstellen oder sogenannte Widgets im Internet ermöglichen, sind Mangelware.
gute trendanalyse! web 2.0...
gute trendanalyse! web 2.0 laeuft web 1.0 den rang ab. wird also zeit, dass auch die werbungstreibenden davon wind bekommen und ihre budgets auf social networks, blogs und mikronews-dienste etc verlagern …
"Dort sollen Nutzer alle ihre...
“Dort sollen Nutzer alle ihre Passwörter ablegen, damit alle Nachrichten aus den verschiedenen Netzwerken an einer Stelle zusammenlaufen.”
Oh je! Ich dachte wir wären weiter. Stichwort: OAuth oder OpenID
@ Markus Möller: Der Ansatz...
@ Markus Möller: Der Ansatz ist sicher noch nicht der Weisheit letzter Schluss, aber immerhin ein Versuch, in diesem Feld Fuß zu fassen. Ich bin gespannt, ob sich der Navigator durchsetzen wird. Mit Unddu.de ist United Internet ja auf den Bauch gefallen.
Ui, da freuen sich sicher 95%...
Ui, da freuen sich sicher 95% meiner Facebook-Kontakte über die Verjüngungskur zum Teenager. Die wenigsten dort sind unter 25, viele erheblich älter.
@Markus Möller: Absolut richtig – vor allem: Warum sollte gerade web.de die zentrale Anlaufstelle werden? Da gibt es viele die besser geeignet wären und das auch besser können, schon jetzt!
Die "Schallgrenze" liegt laut...
Die “Schallgrenze” liegt laut radar.oreilly.com eben nicht mehr bei 25 Jahren, dieser Anteil ist zwar immer noch der größte, wandert aber langsam unter die 50%. Genau das ist ja die tolle Nachricht für die Werber: Der Web 2.0 User ist jetzt nicht mehr zwingend Schüler oder Student, sondern steht mitten im Leben und ist liquide.
mehr dazu hier: https://radar.oreilly.com/2008/09/facebook-growth-by-age-group-s.html
Die Nutzung von StudiVZ lässt übrigens aus anderen Gründen nach, da wurden ganz einfach Chancen vertan. Bei Web.de übrigens auch.
Ich drehe den Satz von Herrn Oetjen mal um: “Mit dem Eintritt ins Berufs- und Familienleben wird die schnelle, flache Kommunikation mit Bekannten sehr wichtig. Längere Nachrichten an den Lebenspartner, an feste Freunde, Behörden und Internet-Shops kosten nach wie vor zu viel Zeit” – besser so?
“Längere Nachrichten an den Lebenspartner …” – das klingt auch nicht wie von dieser Welt.
Sicher kennt Herr Oetjen...
Sicher kennt Herr Oetjen Business-Plattformen?
Und heutige studiVZ-user sind morgen Business-Plattform-User !
Im Prinzip hat der Autor...
Im Prinzip hat der Autor natürlich Recht. Web2.0 schlägt Web1.0.
Allerdings ist Web2.0 mehr als Communities, Kontaktpflege und Nachrichten.
Da gibt es wirklich gute Angebote die auch einen Mehrwert bringen.
Zum Beispiel für die Forschung: https://www.nz-online.de/artikel.asp?art=928165&kat=263
"Keines der klassischen...
“Keines der klassischen Portale hat bisher eine überzeugende Antwort auf die Herausforderer aus dem Web-2.0-Lager gefunden.”
Diese Aussage würde ich auch unterschreiben. Allerdings sollte nicht unbeachtet bleiben, dass die genannten Web 2.0 noch keine Möglichkeit gefunden haben, ihr Wachstum auch entsprechend zu monetarisieren. Die klassischen Portale verdienen überwiegend bereits gutes Geld.
Die Entwicklung in Richtung “Mitmach-Netz” wird sich auf jeden Fall fortsetzen, welche Unternehmen allerdings das Rennen machen werden, kann man m.E. zum aktuellen Zeitpunkt letztendlich nur spekulieren. Entscheidend wird sein, ob, wie und vor allem wann sich die Web 2.0-Angebote monetarisieren lassen.
Ja, die Monetarisierung ist...
Ja, die Monetarisierung ist tatsächlich ein Problem. Langfristig wird sich jedes Unternehemen die Frage nach dem Geschäftsmodel gefallen lassen müssen. Ohne Moos nix los, gilt auf lange Sicht halt auch für Web 2.0
Gerade habe ich gelesen, dass Twitters Geschäftsmodell “Bezahlaccounts mit mehr Features z.B. für Unternehmen” konkretere Formen annimmt: https://www.businessinsider.com/twitter-confirms-paid-pro-accounts-on-the-way-2009-3
Vielleicht schafft es Twitter dann tatsächlich Hype in bare Münze zu verwandeln.
Moin,
mir fehlt Xing bei den...
Moin,
mir fehlt Xing bei den 2.0 Portalen, oder ist es bei den jugendlichen Usern nicht bekannt/beliebt genug, um in der Statistik weit vorne zu stehen.
Grüße