Netzwirtschaft

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Die Digitalisierung erfasst immer mehr Lebensbereiche. Wie sie sich auf Menschen und Märkte auswirkt, beleuchtet das Netzwirtschaft-Blog auf FAZ.NET.

Google-CEO Eric Schmidt erklärt Verlegern die Zukunft

| 9 Lesermeinungen

Google-Chef Eric Schmidt hat den amerikanischen Verlegern angeboten, ein gemeinsames Vermarktungsmodell zu entwickeln. Vorher müssten sie aber auf die Wünsche ihrer Leser achten, bevor diese alle weg seien.

Der Besuch war nicht ohne Esprit: Eric Schmidt (Foto), Chef der Suchmaschine Google, hat die Keynote auf der Jahreskonferenz des amerikanischen Zeitungsverlegerverbandes NAA in San Diego gehalten (-> Video). Ausgerechnet Schmidt, dessen Unternehmen nicht wenige Verleger als Totengräber des Print-Journalismus sehen. Zwar führt Google den Verlags-Websites einen großen Teil ihrer Nutzer zu, doch diese können die Leser im Moment kaum zu Geld machen, weil die Online-Werbepreise eingebrochen sind. Statt dessen fließt ein stetig wachsender Teil der Online-Werbeeinnahmen zu sogenannten performance-orientierten Werbeformen wie Google, die Mitteleinsatz und Erfolg präzise messen und Abverkäufe unmittelbar beeinflussen können.

Schmidt, sonst eher ein Freund leiser, bedächtiger Worte, polterte vor den Verlegern ungewohnt los: “I would encourage everybody, think in terms of what your reader wants. These are ultimately consumer businesses and if you piss off enough of them, you will not have any more”, las Schmidt den Verlegern die Leviten. Was er von ihrem Geschäftsmodell hält, hatte er einige Monate zuvor schon gesagt: Google könne Verlage kaufen, aber das würde deren Probleme, nämlich den Einbruch der Werbeeinnahmen, nicht lösen. 

Bild zu: Google-CEO Eric Schmidt erklärt Verlegern die Zukunft

Doch dann wurde Schmidt schnell wieder konstruktiv. Sein Rat an die Verleger: Zeitungen sollten zu News-Plattformen werden, die sich öffnen und andere relevante Inhalte, zum Beispiel von Wikipedia oder aus Blogs, zu sich auf die Seite holen. Dort sollten den Leser personalisierbare Angebote gemacht werden, damit sich die Nutzer die interessierenden Nachrichten selber aussuchen könnten.

Hier einige Kernaussagen:

“In that model, newspapers become platforms for the technology to use their services,” Schmidt said, “to build businesses on top of them, and also to interlink – hyperlink – all of the different information sources that end-users will take.”

“Innovation is bizarre because it’s very difficult to centrally plan. But you can architect a structure where innovation is welcome, and where it’s taken advantage of.”

“We need to reinvent the way the Web delivers this content. So that you can have the kind of experience, when people are wandering around with their phone and so forth, that you can have with a printed magazine.

Auch auf die Frage, wie aus den Besucher Einnahmen erzielt werden, hatte Schmidt einen Vorschlag. In dem neuen Modell, so seine Überzeugung, werde die große Mehrheit der Menschen Nachrichten weiterhin nur kostenfrei in Anspruch nehmen. “Daher werden Sie – ob Sie es nun mögen oder nicht – eine signifikante Werbekomponente brauchen”. Daneben müsse die Industrie aber auch Mikropayment-Lösungen entwickeln, die Käufe nur wenige Cents kostengünstig abwickeln könnten. Schmidt bot den Verlegern an, gemeinsam mit Google ein Vermarktungsmodell zu entwickeln.

Foto: Christian Thiel


9 Lesermeinungen

  1. lutz sagt:

    wie wäre es den nicht so...
    wie wäre es den nicht so enlischfesten lesern die aussagen zu übersetzen?
    finde das für eine eigentlich deutschsprachige zeitung nötig.
    oder fehlen kenntnisse und zeit?

  2. Someone sagt:

    Und noch toller wäre, wenn...
    Und noch toller wäre, wenn die bereits übersetzten Aussagen auch fehlerfrei übersetzt würden ;-)
    “Daher werden Sie gezwungen – ob Sie es nun mögen oder nicht – eine signifikante Werbekomponente brauchen”
    Das ist nicht wirklich ein sinnvoller Satz…

  3. "piss off enough of them" -...
    “piss off enough of them” – starker verbal-tobak von schmidt. wobei er keinesfalls unrecht hat – die frage, was der leser will, wird in web2.0-zeiten immer zentraler. um mit schmidt zu sagen: (…) think in terms of what your reader wants (…)

  4. Tom sagt:

    Heutzutage sollte jeder...
    Heutzutage sollte jeder Englisch beherrschen. Falls dies nicht der Fall ist, könnte man durch gezielte Suche bei leo.org oder bei sonstigen Übersetzern sich einen Reim auf die Zitate machen. Es sind schließlich nur 4 Zitate.
    Diese Arroganz der Deutschen mit der deutschen Sprache ist ja fast schlimmer als bei den Franzosen.
    Weiter so FAZ.

  5. FAZ-ht sagt:

    @ Lutz: In einem Blog finde...
    @ Lutz: In einem Blog finde ich es in Ordnung, Passagen im (englischen) Original zu zeigen. Wir haben auch schon ganze Interviews mit Amerikanern in englischer Sprache gebloggt. Bisher hat sich niemand darüber beschwert.

  6. raimund popp sagt:

    Google macht es sich halt auch...
    Google macht es sich halt auch recht einfach in dem sie momentan ihre dominanz nutzen. andererseits haben die Printmedien auch lange dominanzen genutzt. Leider kann ein Printmedium nicht einfach in den online-bereich übertragen werden. dafür sorgt schon der google-algorithmus.

  7. Hironimus sagt:

    Die Verlage verschlafen die...
    Die Verlage verschlafen die Entwicklung, genau so wie die Handy-Hersteller sich über das iPhone von Apple beklagen, die Autobranche die falschen Autos baut und die Musikindustrie das Internet verpennt hat. Durch die Globalisierung kommen halt alle Branchen mal dran und müssen sich bewegen. Die Verlage haben schon viel zu lange den Ton angegeben. Jetzt rächt sich auch die Haltung vieler Journalisten. Denn wenn man den Satz von Schmidt ernst nimmt “piss off enough of them” und das muss man, dann machen sich die Leser die Zeitung in Zukunft halt selber. Journalismus wird zu einem aussterbenden Beruf, wenn er sich nicht wandelt. Und diese Entwicklung ist erstens nachhaltig, nicht umzukehren und sie wird auch noch für viele Beteiligte noch viel schlimmer als sie sich das jetzt vorstellen können. Wie lange schon liefern Verlage nicht die Nachrichten die die Leser lesen wollen, sondern die sie von den Presseagenturen vorgesetzt bekommen? Die Nachrichten in Europa sind vollkommen gleichgeschaltet, ob man RTL oder ZDF ansieht, die FAZ oder Welt aufschlägt, überall die gleichen Meldungen, als ob eine zentrale Macht das alles steuern würde. Wenn man aber selber im Internet auf die Suche geht, erfährt man auf einmal von Dingen, bei denen man sich wundert das sie nicht in den Nachrichten der führenden Verlage kommen. Wie sollen da Leser dann anders reagieren, als mit Misstrauen? Die Verlage haben dadurch erst Leser auf die Idee gebracht selber im Internet zu recherchieren. Jetzt wo sie merken, dass es eine andere Wahrheit gibt, beschweren sich die Verlage auf einmal das sie keine Leser und damit keine Werbeeinnahmen mehr haben.

  8. Liegt nicht eine große Chance...
    Liegt nicht eine große Chance über Google an junge verlorene Leserschichten heranzukommen? Google News vielschichtig präsentiert und übersichtlich, bietet doch einen schnellen Überblick und für jeden ein Format schnell einen Überblick zu erhalten über Politik bis…….Und generiert doch für die traditionelle Presse Besucher, die bei Gefallen zu Dauerbesuchern werden können? Als Zeitungsleser bin ich mittlerweile schon über meine Startseite in Routine auf Google News und schaue was so passiert…oder IST! Am nächsten Tag verfolge ich den einen oder anderen Artikel in (FAZ Sued Deutsche etc.).

  9. Nun das hier ist wirklich...
    Nun das hier ist wirklich toll.

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