Netzwirtschaft

Google-CEO Eric Schmidt erklärt Verlegern die Zukunft

Der Besuch war nicht ohne Esprit: Eric Schmidt (Foto), Chef der Suchmaschine Google, hat die Keynote auf der Jahreskonferenz des amerikanischen Zeitungsverlegerverbandes NAA in San Diego gehalten (-> Video). Ausgerechnet Schmidt, dessen Unternehmen nicht wenige Verleger als Totengräber des Print-Journalismus sehen. Zwar führt Google den Verlags-Websites einen großen Teil ihrer Nutzer zu, doch diese können die Leser im Moment kaum zu Geld machen, weil die Online-Werbepreise eingebrochen sind. Statt dessen fließt ein stetig wachsender Teil der Online-Werbeeinnahmen zu sogenannten performance-orientierten Werbeformen wie Google, die Mitteleinsatz und Erfolg präzise messen und Abverkäufe unmittelbar beeinflussen können.

Schmidt, sonst eher ein Freund leiser, bedächtiger Worte, polterte vor den Verlegern ungewohnt los: “I would encourage everybody, think in terms of what your reader wants. These are ultimately consumer businesses and if you piss off enough of them, you will not have any more”, las Schmidt den Verlegern die Leviten. Was er von ihrem Geschäftsmodell hält, hatte er einige Monate zuvor schon gesagt: Google könne Verlage kaufen, aber das würde deren Probleme, nämlich den Einbruch der Werbeeinnahmen, nicht lösen. 

Doch dann wurde Schmidt schnell wieder konstruktiv. Sein Rat an die Verleger: Zeitungen sollten zu News-Plattformen werden, die sich öffnen und andere relevante Inhalte, zum Beispiel von Wikipedia oder aus Blogs, zu sich auf die Seite holen. Dort sollten den Leser personalisierbare Angebote gemacht werden, damit sich die Nutzer die interessierenden Nachrichten selber aussuchen könnten.

Hier einige Kernaussagen:

“In that model, newspapers become platforms for the technology to use their services,” Schmidt said, “to build businesses on top of them, and also to interlink – hyperlink – all of the different information sources that end-users will take.”

“Innovation is bizarre because it’s very difficult to centrally plan. But you can architect a structure where innovation is welcome, and where it’s taken advantage of.”

“We need to reinvent the way the Web delivers this content. So that you can have the kind of experience, when people are wandering around with their phone and so forth, that you can have with a printed magazine.

Auch auf die Frage, wie aus den Besucher Einnahmen erzielt werden, hatte Schmidt einen Vorschlag. In dem neuen Modell, so seine Überzeugung, werde die große Mehrheit der Menschen Nachrichten weiterhin nur kostenfrei in Anspruch nehmen. “Daher werden Sie – ob Sie es nun mögen oder nicht – eine signifikante Werbekomponente brauchen”. Daneben müsse die Industrie aber auch Mikropayment-Lösungen entwickeln, die Käufe nur wenige Cents kostengünstig abwickeln könnten. Schmidt bot den Verlegern an, gemeinsam mit Google ein Vermarktungsmodell zu entwickeln.

Foto: Christian Thiel

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