Netzwirtschaft

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Die Digitalisierung erfasst immer mehr Lebensbereiche. Wie sie sich auf Menschen und Märkte auswirkt, beleuchtet das Netzwirtschaft-Blog auf FAZ.NET.

Dämpfer für Twitter: 60 Prozent der Nutzer kehren nicht zurück

| 27 Lesermeinungen

60 Prozent der Twitterer kehren im Folgemonat nicht zurück, sagt das Marktforschungsunternehmen Nielsen Online. Die Zahl mag überschätzt sein, doch zeigt sie ein Problem: Die Belanglosigkeiten auf Twitter nehmen zu. Einsteigern fällt es immer schwerer, wahrhaft Interessantes zu finden.

David Martin vom Marktforschungsunternehmen Nielsen versetzt der Twitter-Gemeinde einen Dämpfer: Trotz des rasanten Wachstums kehren 60 Prozent der Nutzer im Folgemonat nicht wieder zurück, hat der Marktforscher herausgefunden. Eine “Retention-Rate” von nur 40 Prozent bedeute, dass die Gesamtreichweite nicht über 10 Prozent aller Internetnutzer hinauskommen könne, schreibt Martin. 

Bild zu: Dämpfer für Twitter: 60 Prozent der Nutzer kehren nicht zurück

Auch im Vergleich mit MySpace und Facebook schneidet Twitter schlecht ab. In vergleichbaren Wachstumsphasen seien die Retention-Rates der beiden Netzwerke etwa doppelt so hoch gewesen, bei Facebook sei sie gestiegen.

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Nun lässt sich sicher als Kritik anbringen, dass Nielsen nur die Website Twitter.com misst, nicht aber die Vielzahl der Applikationen wie Tweetdeck oder Tweetie für das iPhone, die vor allem von fortgeschrittenen Nutzern eingesetzt werden. Insofern werden die Nielsen-Zahlen die Retention-Rate unterschätzen. Dennoch macht Martins Beitrag auf ein Problem aufmerksam, das man als “Ashton Kutcher Falle” bezeichnen könnte: Mit steigender Popularität von Twitter scheint auch das Ausmaß der Belanglosigkeiten zuzunehmen. Es fällt vor allem Neueinsteigern immer schwerer, wahrhaft interessante Twitterer zu finden. Viele Neulinge sind mit dem Filtern überfordert und bekommen das Gefühl, mit Twitter ihre Zeit zu verschwenden – obwohl Twitter als Instrument für den schnellen Informationsfluss und die schnelle Kommunikation genial ist.

Eine niedrige Retention-Rate passt auch zur Beobachtung, dass viele Menschen die Website besuchen, sich aber nicht anmelden. Zum Beispiel haben im Februar 350.000 Menschen in Deutschland die Twitter-Website besucht. Im März ist diese Zahl schon auf 1,03 Millionen gestiegen, obwohl die Zahl der aktiven Nutzer sehr viel niedriger ist. Meine Vermutung: Die Einstiegshürde ist für die Nutzer, die jetzt auf Twitter aufmerksam werden, einfach zu hoch. Um Twitter aber richtig beurteilen zu können, muss man aktiv mitmachen. Gerade weil sich Twitter über die Auswahl der Menschen, denen man folgt, sehr individuell zuschneiden lässt, ist ein Urteil von außen nicht möglich. Vielleicht brauchen wir als Einstiegshilfe daher “Qualitätslisten” mit Twitterern, die interessante Informationen twittern, aufgeteilt nach Interessensgebieten. Twitter-Charts, die nach der Zahl der Follower sortiert sind, lösen das Problem nicht. 

Meine aktuelle, alphabetisch sortierte “Twitter-Qualitätsliste” für den Bereich Internet, Social Media und Computing gibt es in meinem Profil auf Tweetranking.

 

Hier noch einmal eine Einführung in Twitter:

Anmeldung

Auf der Internetseite www.twitter.com mit dem Namen und einem selbstgewählten Nutzernamen anmelden. Dieser Nutzername gilt dann zusammen mit einem vorangestellten @-Zeichen als Adresse im Twitter-System.

Twittern:

In dem Feld „What are you doing“ die Nachricht (Tweet) eintragen und auf Update klicken. Diese Nachricht ist auf der Twitter-Startseite zu sehen und wird allen Followern angezeigt.

Links einfügen

Wegen der Beschränkung auf 140 Zeichen werden auch die elektronischen Verweise auf andere Internetseiten verkürzt. Das erledigen Seiten wie Tinyurl.com. Für Bilder eignet sich der Dienst Twitpic.com.

Auf Twitterer antworten

Die Funktion „Reply“ ermöglicht das Versenden einer Antwort auf einen Tweet. Diese Antwort können alle lesen.

Direkte Nachricht senden

Twitterer, die sich gegenseitig folgen, können sich auch direkte Nachrichten senden, die nur der Empfänger lesen kann.

Tweets weiterleiten

Mit dem Befehl RT (retweet) lassen sich Nachrichten weiterleiten. Wer einen interessanten Tweet liest, kann diesen schnell an seine eigenen Follower weiterleiten.

Twitter-Anwendungen nutzen

Inzwischen gibt es viele Programme, die das Twittern erleichtern. Zu empfehlen sind Tweetdeck oder Twhirl.

Twitter filtern

Wer nicht immer alle Tweets lesen möchte, kann zum Beispiel in Tweetdeck Gruppen der Menschen auswählen, deren Tweets angezeigt werden sollen.

Twitter-Knigge

Gibt es nicht. Manche twittern über das Wetter, ihren Hund oder dass sie gerade Hunger haben. Wer das nicht lesen möchte, kann diesen Twitterer wieder loswerden, indem in der „Following-Liste“ auf der Twitter-Startseite auf „remove“ geklickt wird. Dort lassen sich auch unliebsame Follower blocken oder Meldungen schützen, damit sie nur zugelassene Freunde lesen können („Protect my updates“ in der Rubrik Settings).

Auch bei Christoph Dernbach gibt es eine Einführung in Twitter

Links:
-> Twitter’s lack of loyalty
-> Ignore Twitter? Major Brands learn they’d better repond
> Twitter: Ein MUSS für Unternehmen
-> 15 Fascinationg Ways to track Twitter Trends
-> Biz Stone: Twitter bleibt unabhängig
-> Twitter: Das nächste große Ding im Internet
-> Twitter bekommt mehr als 35 Millionen Dollar frisches Kapital -> Twitter bleibt kostenlos
-> Twitters Popularität steigt rasant


27 Lesermeinungen

  1. FAZ-ht sagt:

    @ Thomas Pfeifer: Es steht...
    @ Thomas Pfeifer: Es steht explizit im Text, dass die Nichtberücksichtigung der Applikationen natürlich die Retention Rate unterschätzt.

  2. Hallo Herr Schmidt

    unsere...
    Hallo Herr Schmidt
    unsere http://www.twitter.com/almameise ist seit Mitte September am twittern und dies m.e. recht erfolgreich. Inzwischen hat sie über 700 follower aus verschiedenen Branchen (Medien, Job&Karriere, PR, etc.).
    Nach einer ersten quantitativen Phase, in der sie quasi auf die “Pirsch” gegangen ist, hat sie nun eine qualitative Phase eingeläutet, die beinhaltet, nur mit solchen followern in kontakt zu bleiben, die den Austausch pflegen bzw. thematisch nach individuellen Kriterien für sie interessant sind.
    Zudem legt Alma wert auf den ursprung von twitter: den schnellen Austausch von wissen und der damit verbundenen Hilfe für andere. Und das klappt immer besser, was uns sehr freut.
    Ein Bsp: Heute hat sie zwei User auf ein neu erschienenes Produkt von http://www.alma-mater angespriochen und wurde sofort per Emailadresse weitergeleitet. Ratzfatz.
    So stellen wir uns twitter vor: Schnell, informativ und unkompliziert.
    Aber: Es ist eine Geben&Nehmen, das man einhalten sollte, weil man sonst keine follower findet.
    Qualitäts- oder Themenlisten gibt es m.E. inzwischen einige, auch wir sind dort vertreten. Aber als Einstieg könne sie nicht schaden. Nur sollte man wuissen,
    was man will, bevor man anfängt, zu twittern!
    Mit besten Grüßen aus Stuttgart
    Johannes Lenz

  3. Meine spontane Frage:
    Juckt...

    Meine spontane Frage:
    Juckt mich das, ob “die Anderen” den Wert von Twitter erkennen oder nicht? Wenn “die Anderen” diejenigen sind, die meine gezwitscherte Werbebotschafte lesen sollen, dann muss ich als Social Media Marketing-Beraterin bei diesen Analysen natürlich nervös werden…
    Meine weiteren Gedanken:
    Qualitätslisten und Leitfäden sind für den Einstieg sehr wertvoll – da macht sich jeder verdient, der dazu etwas beiträgt. Schließlich haben auch wir so von anderen gelernt und profitiert. Ich selbst hab da auch schon einmal meinen Beitrag geleistet (Liste: Weiterbildung auf Twitter: https://www.fernstudientag.de/2009/02/04/liste-weiterbildung-auf-twitter-das-update-ist-fertig/ – in Kürze gibt’s ein Update!)
    Wenn ich überlege, wie lange es gedauert hat, bis Blogs zum Mainstream wurden, dann geb ich Twitter gern noch ein bisschen Zeit. Und bis dahin versuche ich, mich immer wieder daran zu erinnern, was Twitter ist und sein kann, wenn ich es entsprechend nutze: Für die einen ist es ein feiner Business-Micro-Blog, für die anderen der größte Chatroom der Welt… Die Nutzungsvielfalt ist enorm – da muss wohl jede/r für sich “durch”…
    Es grüßt die Göre Dörte Giebel

  4. Ich schließe mich der Meinung...
    Ich schließe mich der Meinung von Dörte Giebel an: Den ”Dämpfer” müssen die Twitter-Gründer selbst, die Marketing-Twitterer, die auf Massenreichweite setzen, und vor allem die Spammer ertragen. Uns anderen kann es eigentlich nur recht sein, wenn echte Komik, Lakonik, Information und Dialog nicht in der Flut von Belanglosigkeiten verschwinden.
    Meine Prognose: Es wird auch in einem Jahr noch einen harten Kern von Microbloggern geben und drumherum eine je nach jeweiligen Medienhype mehr oder weniger wabernde Wolke von Leuten, die nur mal reinschauen.
    Vielen Dank übrigens für die Aufnahme von @mauisurfer25 in die “Qualitäts-Twitterliste”. Und dito auch im Namen von @mediummagazin .

  5. Jochen sagt:

    Ich bin in den 60%. Ich...
    Ich bin in den 60%. Ich beschäftige mich mit Twitter, aber ich finde den Nutzen einfach nicht.
    Und ich bin jetzt eigentlich auch recht froh nicht zu viel Zeit verschwendet zu haben um mich in Second Life einzufuchsen.

  6. Momentan ist für mich der...
    Momentan ist für mich der Einstieg schwer. Was vielleicht auch an der Fülle der “Nichtinformationen” liegen mag. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mit mehr Zeichen als bei Twitter lieber informiert werde.

  7. SEO Notes sagt:

    Hi,

    da haben sich wohl auch...
    Hi,
    da haben sich wohl auch Twitterprofile in die Liste eingeschlichen, die nicht aktiv sind oder nicht mehr aktiv sein wollen:
    https://twitter.com/johnbatelle
    https://twitter.com/danschwabel

  8. FAZ-ht sagt:

    @ SEO Notes, danke, jetzt...
    @ SEO Notes, danke, jetzt funktionieren die Links.

  9. FAZ-ht sagt:

    @ Dörte Giebel, @ Ulrike...
    @ Dörte Giebel, @ Ulrike Langer: Die Ansicht ‘was kümmert mich, ob Twitter wächst’, greift zu kurz. Ohne Wachstum wird Twitter den Dienst nicht (allein) finanzieren können.

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