Das Geschäftsnetzwerk Xing hat eine neue Funktion eingeführt, die prominent auf der Homepage “Mitglieder, die Sie kennen könnten” vorschlägt. Das Ziel ist natürlich, die Vernetzung der Mitglieder anzuregen.
Dabei taucht die Frage auf, wie die Vorschläge ausgewählt werden. Insbesondere, ob Xing auch Verlinkungen der Mitglieder auf anderen Netzwerken mit auswertet. Doch das verneint Xing. Die offizielle Antwort auf die Frage, ob auch externe Daten verwertet werden, lautet:
„Mitglieder, die Sie kennen könnten“ analysiert derzeitige und ehemalige Arbeitskollegen, Mitglieder, welche die gleiche Hochschule besuchten und solche, die besonders viele der eigenen Kontakte kennen. Der Algorithmus verwendet ausschließlich die internen Profildaten bei Xing, es werden natürlich keinerlei Daten nach außen gegeben und auch keine Informationen von außerhalb der Plattform aggregiert. Darüber hinaus arbeitet das Team derzeit an weiteren Möglichkeiten, die Anzahl der relevanten Vorschläge zu erhöhen – aber auch dabei wird sich nichts daran ändern, dass ausschließlich auf Profildaten auf unserer Plattform zurückgegriffen wird”.
Nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden Stefan Groß-Selbeck sollen diese und weitere neue Funktionen das Wachstum in Deutschland erhöhen. Xing gehört zu den Gründungsmitgliedern der Brancheninitiative Open Social, die externen Softwareentwicklern erlaubt, Applikationen über eine Standardschnittstelle einzubinden. Ende Mai werden die ersten neuen Funktionen offiziell eingeführt; ein Beta-Test läuft seit Montag mit einer Nachrichtenapplikation des akquirierten Unternehmens Socialmedian (Xing News). “Die Idee von Socialmedian lautet, dass die Inhalte, die meine Kontakte für lesenswert erachten, vielleicht auch für mich relevant sind. Damit kann ich mein Netzwerk als Filter für die Vielzahl an Informationen nutzen”, sagte Groß-Selbeck. Mit Verlagen, die Inhalte zuliefern sollen, verhandelt Xing aber offenbar nicht mehr. “Socialmedian funktioniert auch ohne Inhaltepartner”, sagte er.
Daneben testet Xing eine Anwendung, in der sich die Nutzer gegenseitig um Rat fragen können (Xing-Mitglieder fragen). Die beiden Funktionen sollen erst der Anfang der dringend benötigten Technologieoffensive sein. “Wir haben schon in den vergangenen Wochen mehr neue Funktionen live geschaltet als in den Quartalen zuvor, und dieses Innovationstempo wollen wir mindestens beibehalten”, sagte Groß-Selbeck. “Mit Open Social werden wir unser Innovationstempo weiter beschleunigen. Wir wollen Xing aber nicht wie andere soziale Netzwerke für möglichst viele Applikationen öffnen. Neue Applikationen sollen auch für möglichst viele Nutzer beruflich Sinn machen”, sagte Groß-Selbeck. Vorstellbar sei auch eine Anbindung an den Mikro-Bloggingdienst Twitter. “Diese Funktion liegt natürlich nahe in diesen Tagen”, sagte Groß-Selbeck. Dann können sich Nutzer die Informationsflut auf Twitter nach Stichworten filtern.
Tägliche Besucher auf der Xing-Seite in Deutschland
Die weitere Expansion im Ausland in Form von Akquisitionen ist vorerst kein Thema. “Aus meiner Ebay-Zeit weiß ich, dass es schwierig ist, Communitys oder Netzwerke zu akquirieren. Mit Xing haben wir in der Türkei bewiesen, dass es geht. Unsere Mitgliederzahlen wachsen auch in Spanien, die Aktivitätsraten sind aber nicht dort, wo ich sie gerne hätte”, sagte Groß-Selbeck. Viele Nutzer der beiden übernommenen spanischen Netzwerke sind nach der Übernahme abgewandert. Weitere Akquisitionen machen daher in Europa für Groß-Selbeck wenig Sinn: “Das steht nicht mehr in unserem Fokus. Wir konzentrieren uns auf Europa – und neben Deutschland, Österreich und der Schweiz – auf die drei Länder, in denen wir bereits Niederlassungen haben. Wir wollen in Spanien, der Türkei und Italien schneller als bisher wachsen”, sagte er. Dafür sollen die Länderchefs auch die bisherige strikte Trennung zwischen zahlenden Premiummitgliedern und nichtzahlenden Basismitgliedern aufweichen dürfen. “Das gilt aber nicht für Deutschland.”
Die Wirtschaftskrise trifft auch Xing. “Natürlich geht die Gesamtmarktlage nicht spurlos an uns vorbei, aber wir gewinnen im Stellenmarkt definitiv Marktanteile. In der Online-Werbung sind wir auch nicht vom Markt abgekoppelt. Aber rund 80 Prozent unseres Umsatzes machen wir dank unserer zahlenden Mitglieder, und dieser Bereich wächst weiter”, sagte Groß-Selbeck. Weitere Erlösströme sollen das schwache Werbegeschäft auffangen. “Wir denken sehr intensiv darüber nach, den mehr als 40 000 Headhuntern oder Personalentscheidern auf Xing einen höheren Komfort anzubieten”, sagte Groß-Selbeck. Die neuen Geschäfte werden auch die bisherigen Umsatzanteile verändern. “Wir können unser Abonnementgeschäft sicher noch einmal verdoppeln, aber auch neue Erlösströme hinzufügen, die im Laufe der Zeit größer werden können als das Abo-Geschäft”, sagte Groß-Selbeck. Werbung werde bei Xing auch in Zukunft keine dominante Rolle spielen. “Im vergangenen Jahr betrug der Werbeanteil rund 8 Prozent. Ich glaube nicht, dass dieser Anteil steigt. Online-Werbung ist und bleibt ein Zubrot, aber wird nie der Kern unseres Geschäftsmodells”, sagte Groß-Selbeck