Die New York Times bastelt weiter fleißig an ihrer digitalen Zukunft. In dieser Woche haben die Zeitungsmacher gleich zwei neue Projekte gestartet: Times Reader 2.0 und Times Wire.
Der Times Reader (Demo) ist ein neuartiges E-Paper, basierend auf Adobe Air, und damit flexibler als bisherige Web-Anwendungen. Dank Air-Technik werden Inhalte automatisch nachgeladen und aktualisiert, so dass die Statik bisheriger E-Paper-Angebote verschwindet. Die Zeitungstexte sind ergänzt um Photos und Videos. Der Zugriff kostet 3,45 Dollar je Woche, ist also wesentlich günstiger als die Papierversion. Print-Abonnenten haben kostenlosen Zugriff.
Das Nieman Journalism Lab hat außerdem dem Forschungslabor der Times einen Besuch abgestattet und ein Video gedreht, das einen guten Überblick über neue E-Reader gibt und auch den Times Reader 2.0 noch einmal schön zeigt.
New York Times R&D Group: Newspaper 2.0 from Nieman Journalism Lab on Vimeo.
Das zweite Projekt ist Times Wire. Dort werden die Links aller Nachrichten der NYT-Website und aller NYT-Blogs in chronologischer Reihenfolge angezeigt. In der rechten Spalte werden die passenden Fotos gezeigt. Das Konzept ist an das “Echtzeit-Internet” angelehnt, das zurzeit auf Seiten wie Friendfeed oder Twitter populär wird. “Now readers can view the latest news as it breaks around the clock and have the option to create a more personalized news experience,” sagte Denise Warren, Senior Vice President der NYTimes.com. Allerdings sagen Kritiker von Techcrunch, dass die Times zu wenige Nachrichten produziert, um wirklich für Bewegung auf der Seite zu sorgen.
Daneben läuft als großes Projekt die Verteilung der Inhalte über Schnittstellen (APIs) im Web. Die Zeitung stellt einen großen Teil ihrer Inhalte, zum Beispiel alle 2,8 Millionen Artikel, die seit 1981 geschrieben wurden, über eine Programmierschnittstelle zur Verfügung. Alle Internetseiten können sich darüber mit der New York Times verbinden, deren Inhalte kostenlos in ihre eigenen Seiten einbauen und sie mit anderen Inhalten zu so genannten Mashups verknüpfen – genauso wie es Google mit seinen Landkarten oder Videos macht. Die New York Times wird also zu einem Anbieter von Daten, die von Maschinen und nicht nur von Menschen gelesen werden können. Nur dann, so die Strategie, können sich die Inhalte wirklich schnell und flächendeckend im Internet verbreiten. Die Idee dahinter: Je mehr Links aus dem Internet auf die Seite der New York Times weisen, desto mehr Besucher landen schließlich dort. Publizistisch wird damit die größtmögliche Reichweite erzielt, löst aber noch nicht das Problem, wie der Besucherstrom in Erlöse umgewandelt wird. Trotzdem hat die NYT den ambitioniertesten Ansatz eines Medienhauses gewählt, sich im Web 2.0 dauerhaft gegen Powerhäuser wie Google oder Facebook und deren Connect-Strategien (1,2) zu behaupten.
Denkanstöße für diese Strategie hat sich die Times von Web-Pionier Tim O’Reilly geholt. Seinen Vortrag auf der Times Open Konferenz gibt es jetzt als Video:
Weitere Links zum Thema:
- APIs – the future of content distribution
- APIs – the new distribution
- “Verleger müssen wie Google denken”
Eine guter Überblick über...
Eine guter Überblick über die NYT-Web-Projekte. Danke!