Das Internetunternehmen United Internet hat seine 10,8 Millionen direkt gehaltenen Freenet-Aktien für rund 94 Millionen Euro verkauft. Das entspreche einem Verkaufspreis von 8,70 Euro je Aktie, teilte das Unternehmen mit. Weitere 12,75 Millionen Freenet-Aktien hält United Internet gemeinsam mit dem Mobilfunkunternehmen Drillisch in der MSP-Holding, die den Unternehmen zu gleichen Teilen gehört. Die Aktien wurden außerbörslich an mehreren große Investoren verkauft, die aber offenbar kein Interesse haben, Freenet zu übernehmen, wie an der Börse zunächst vermutet wurde.
United Internet hatte sich an Freenet beteiligt, um dessen DSL-Sparte zu übernehmen, was aber erst nach einem langen Streit und dem Abschied des Freenet-Vorstandsvorsitzenden Eckhard Spoerr gelang. United Internet hatte die Freenet-Aktien zu einem Durchschnittskurs von rund 15 Euro erworben. Da der Kurs der Freenet-Aktien im vergangenen Jahr von 15 auf etwa 4 Euro gefallen war, hatte United Internet seine Freenet-Aktien zum Jahresende 2008 auf einen Buchwert von 4,15 Euro je Aktie abgeschrieben und dafür einen hohen Verlust in Kauf genommen. Der jetzige Verkauf zu 8,70 Euro das Stück bringt dem Unternehmen somit einen Buchgewinn. Dieser Gewinn wird allerdings von einer weiteren Abschreibung auf die Beteiligung am Telekommunikationsunternehmen Versatel gemindert, so dass der außerordentliche Ertrag im dritten Quartal nur etwa 20 Millionen Euro beträgt, teilte das Unternehmen mit.
United-Internet-Chef Ralph Dommermuth hatte in der Vergangenheit stets betont, seine Freenet-Aktien nur zu einem Kurs in der Nähe des Kaufkurses wieder verkaufen zu wollen. Nach Schätzungen von Analysten benötigt United Internet das Geld aber nun für den anstehenden Bieterkampf um die Freenet-Tochtergesellschaft Strato. Das Unternehmen bietet – ebenso wie United Internet – Speicherplatz im Internet an. Strato ist mit einer Marge von etwa 35 Prozent sehr profitabel, nicht anfällig gegenüber Konjunkturschwankungen und generiert einen stabilen Mittelzufluss. Daher haben nicht nur United Internet, sondern offenbar auch eine Reihe von Private-Equity-Unternehmen großes Interesse an zweitgrößten deutschen Hosting-Anbieter. Am 2. September ist der Stichtag für die Abgabe unverbindlicher Angebote. Im Gegensatz zu den Finanzinvestoren könnte United Internet allerdings Synergieeffekte erzielen und damit eine höheren Kaufpreis rechtfertigen, denn das Unternehmen ist bereits der größte Speicherplatzanbieter in Deutschland. Zusammen erreichten United Internet und Strato einen Marktanteil von rund 80 Prozent, was den Kauf sicher zu einer Angelegenheit für das Kartellamt machen wird.