Innerhalb weniger Stunden haben die beiden Internet-Suchmaschinenbetreiber Google und Microsoft Abkommen mit dem Kurznachrichtendienst Twitter geschlossen. Beide Abkommen, die Twitter wahrscheinlich Millionen Dollar in die Kassen spülen werden, sehen vor, dass Twitter den Suchmaschinen die maximal 140 Zeichen langen Kurznachrichten in Echtzeit zur Verfügung stellt. Die Tweets sollen dann in den Suchergebnissen auftauchen. Das ist nichts weniger als der Ritterschlag für Twitter, der den Microblogging-Dienst einem weit größeren Publikum als bisher näherbringt. Wenn es Google und Microsoft (besser als Twitter selbst) gelingt, die wirklich interessanten, relevanten Tweets aus der Masse herauszufiltern und in ihren Suchmaschinen zu zeigen, wird das Interesse an Twitter schlagartig steigen. Wenn die Abkommen Twitter zudem dreistellige Millionenbeträge in die Kasse spülen, könnte Twitter doppelt gewinnen, auch wenn einige Risiken damit verbunden sind, wie Dave Winer anmerkt.
Die Einbeziehung der Statusmeldungen von Twitter und Facebook sollen die Aktualität der Suche erhöhen. „Wer zum Beispiel nach den Schneebedingungen in einem Skigebiet sucht, findet dann die Tweets anderer Nutzer, die dort gerade sind”, erklärte Google-Managerin Marissa Mayer (Foto) die Vorteile dieser Echtzeitsuche im Google-Blog. Bei Google vergeht keine Sitzung, ohne dass Firmengründer Larry Page seiner Mitarbeiter antreibt, die Echtzeitsuche in den Google-Suchalgorithmus einzubinden. Das Google-Produkt soll allerdings erst in einigen Monaten fertig sein, schrieb Mayer.
Dagegen hat Konkurrent Microsoft seine Suchmaschine Bing schneller angepasst. Vorerst nur in Amerika können die Tweets unter Bing.com/twitter durchsucht werden. Ganz ausgereift ist die Microsoft-Suche aber noch nicht: Die Tweets werden entweder chronologisch angezeigt oder nach der Zahl der Follower des Nutzers sortiert. Hinter den Kulissen arbeiten aber beide Suchmaschinen daran, die Tweets nach Relevanz zu sortieren, um die Flut der Kurznachrichten besser durchsuchbar zu machen. Die Integration der Tweets hat erhebliche Auswirkungen auf das Online-Marketing und auch auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO), denn nun muss darauf geachtet werden, dass auch Tweets möglichst prominent in den Suchmaschinen auftauchen. Wer zum Beispiel als Reiseveranstalter seine Last-Minute-Angebote per Twitter vertreibt, wird künftig stark darauf achten müssen, dass diese Tweets möglichst weit oben bei Google und Bing erscheinen.
Microsoft hat auch einen Vertrag mit dem sozialen Netzwerk Facebook abgeschlossen. Danach werden auch die Statusmeldungen, die für alle Nutzer freigegeben sind, in die Suchmaschine einfließen. Google wird einen ähnlichen Vertrag in Kürze ebenfalls abschließen, wird in der Branche vermutet.
Google geht auch noch einen weiteren Schritt in Richtung der sozialen Medien. Mayer kündigte auf einer Konferenz in San Francisco an, Google werde auch die sozialen Netzwerke, die ein Nutzer in seinem Google-Profil eingetragen habe, mit durchsuchen können. „Die Suche nach einem lokalen Restaurant könnte dann die Bewertung eines Freundes als Suchergebnis bringen. Eine Suche nach einem Reiseziel würde als Treffer einen passenden Blogeintrag eines Freundes anzeigen.
Bing.com/twitter (in englischer Version)
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Ich persönlich bin immer noch...
Ich persönlich bin immer noch hin und hergerissen von der Twitter Integration in Google.
Zumindest mein persönlicher Twitter-Account zeigt viel zu viele unwichtige Tweets mit unsinnigen Links an. d.h. meine Twitter-Nutzung besteht eigentlich daraus, die wirklich guten und sinnvollen Tweets und Geheimtipps aus einer riesen Masse herauszufiltern.
Jetzt stellt sich aber die Frage, ob google es tatsächlich schafft, die wertvollen Herauszufiltern und den Rest zu verwerfen.
Sollte dies nicht klappen, sehe ich eine enorme Spamgefahr durch Twitter.
liebe Grüße aus München
Sebastian