War Rupert Murdochs Ankündigung, seine Seiten aus dem Google-Index zu nehmen, nur der Beginn einer konzertierten Aktion der Verleger, die ihre Inhalte künftig lieber Microsofts Suchmaschine Bing zur Verfügung stellen? Techcrunch Europe schreibt über ein Geheimtreffen zwischen großen europäischen Verlegern, darunter Axel Springer und Financial Times, und Microsoft. Die Suchmaschine möchte die Verleger auf ihre Seite ziehen mit dem Ziel, dass die Inhalte der Verlage künftig besser in Bing als in Google zu finden sind. Zudem greift Michael Arrington eine Spekulation von Jason Calacanis auf, wonach Bing die Verlage dafür bezahlen könnte, wenn sie Bing das exklusive Recht geben, ihre Seiten zu indexieren. Wenn weitere große Verlage diesen Schritt gehen, könnte die Machtbalance im Suchmaschinengeschäft in Richtung Bing verschoben werden – und Murdochs Schritt Google weit mehr Probleme bereiten als bisher erwartet wurde. Dabei soll es auch die Möglichkeit geben, mit Hilfe des Automated Content Access Protocol nur Teile einer Seite zu indexieren.
Chris Anderson, Wired-Chefredakteur, beschreibt in seinem Buch „Free” das Verhältnis zwischen Google und den Verlagen: „Weshalb sollte sich ein Unternehmen wie Google Gedanken darüber machen, wie andere Firmen ,Free’ zu ihrem wirtschaftlichen Vorteil einsetzen können? Weil Google auf andere Unternehmen und ihre Daten und Informationen angewiesen ist, um diese zu indizieren, zu strukturieren und sonst wie zu verpacken, um selbst daran zu verdienen. Wenn das digitale ,Free’ Branchen das Geld entzieht, bevor es neuen Geschäftsmodellen gelingt, es wieder ins Spiel zu bringen, gibt es nur noch Verlierer . . . Deshalb würde es Google sehr begrüßen, wenn die Zeitungen im Geschäft blieben. Google hat ein starkes Interesse daran, dass es viele Sieger gibt, denn diese erzeugen wieder Informationen, die Google aufbereiten kann. … Der Google-Vorstandsvorsitzende Eric Schmidt macht sich Gedanken darüber, dass ,Free’ für Google nur allzu gut funktioniert, aber nicht gut genug für den Rest.”
Eine Antwort von Google auf die Gespräche zwischen Verlagen und Microsoft wird wohl nicht lange auf sich warten lassen. Denn Google wird auf die Verlagsinhalte nicht verzichten wollen, selbst wenn sie über die Integration von Twitter quasi über einen Umweg doch wieder zu finden sein werden. Die Nutzer hätten immer den Eindruck, bei Google nicht alles Relevante zu finden – und könnten versucht sein, zu Microsofts Bing zu wechseln. Das wird Google verhindern müssen. Wahrscheinlich ist genau das die Absicht der Verleger: Sie wollen Google unter Druck setzen. Kein ungeschickter Zug.
Links:
- Burda und Axel Springer sind die größten Google-Profiteure unter den Verlagen
- Google – die Spinne im Netz
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Um etwas Musik und damit mehr...
Um etwas Musik und damit mehr Wettbewerb in den Suchmaschinenmarkt zu bringen, finde ich Murdochs Ankündigung (oder Drohung?) gar nicht mal so schlecht.
Andererseits den Suchmaschinenmarkt damit zu beeinflussen und in diesem Fall Bing zu bevorzugen, in dem der Google Web-Crawler (und Web-Crawler von anderen Suchmaschinen) von den Verlagsseiten ausgeschlossen wird, ist auch kein fairer Wettbewerb. M. E. sollte der Verbraucher entscheiden können, welche Suchmaschine er nutzen möchte. Die mit der besten Technik macht dann am Ende das Rennen.
Wie Eric schon schreibt überschätzt Murdoch vermutlich auch die Macht der Verlage, denn es gibt genug – auch qualitativ hochwertigen Content im Web.
Das Geschäftsmodell hieße...
Das Geschäftsmodell hieße dann analog “Paid Index”, oder wie?
https://s.ring2.de/4z
Da werden sich die Verleger...
Da werden sich die Verleger aber ganz schön ins eigene Fleisch schneiden. google wird bestimmt nicht so dumm sein, und sich auf diese Art und Weise erpressen lassen. Anstatt mit gutem Service zu Punkten versucht es Microsoft halt mal wieder so. Man sieht ja, was dabei rauskommt. wen interessiert eigentlich Bing?
wäre mir schon recht die...
wäre mir schon recht die populistischen und manipulativen Blätter Murdochs nicht mehr lesen zu müssen, vielleicht schliessen sich noch andere Medienkonzerne an , so dass Google eine Plattform für wirklich freie Nachrichten werden würde… Eine zugegebener Weise utopische Vorstellung , aber träumen ist meines Wissens noch nicht verboten..