Netzwirtschaft

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Die Digitalisierung erfasst immer mehr Lebensbereiche. Wie sie sich auf Menschen und Märkte auswirkt, beleuchtet das Netzwirtschaft-Blog auf FAZ.NET.

Für 60 Prozent der Deutschen ist das Internet unverzichtbar

| 10 Lesermeinungen

Eine neue Bitkom-Studie zum Stand der Internetgesellschaft zeigt: Die Internetnutzung steigt stetig auf durchschnittlich 140 Minuten am Tag. Jüngere Menschen sind fast dreieinhalb Stunden am Tag im Netz, wollen dort ihre Freiheit behalten und sind gegen Zensur. Ältere Menschen sehen das ganz anders. Der digitale Graben ist noch da.

Drei Viertel der deutschen Internetnutzer haben bisher nur positive Erfahrungen mit dem Netz gemacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie (PDF), die der IT-Branchenverband Bitkom vor Eröffnung der Computermesse Cebit in Hannover vorgestellt hat. Danach nutzen inzwischen 71 Prozent der Bevölkerung in Deutschland das Internet jeden Tag durchschnittlich 140 Minuten. „Die junge Generation bis 29 Jahre ist rund 200 Minuten online, also fast dreieinhalb Stunden täglich”, sagte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer.

Als Informationsquelle im Internet nutzen die meisten Befragten die Webseiten klassischer Medien wie Fernsehsender, Radiostationen, Zeitungen und Zeitschriften. Die Startseiten der großen Portale wie T-Online werden von 20 Prozent als Infoquelle genutzt, während soziale Netzwerke und Twitter schon auf einen Anteil von 13 Prozent kommen (siehe Grafik unten). Eine „Kultur-Flatrate” zu Finanzierung von Inhalten lehnen drei Viertel ab; nur 10 Prozent der Befragten waren dafür.

Sechs von zehn Deutschen könnten sich ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen; bei den Jüngeren seien es neun von zehn. Der „digitale Graben”, also die Altersgrenze zwischen Nutzern und Nicht-Nutzern, habe sich nach hinten verschoben und liege jetzt bei 65 Jahren, sagte Scheer. „Wir müssen im Internet alle auf Augenhöhe bringen, alle Generationen miteinander vernetzen”, mahnte Scheer, denn gerade für ältere Menschen biete das Netz viele Vorteile. Zur aktuellen Diskussion, das Internet mindere die Denkfähigkeit der Menschen, meinte der 1941 geborene Bitkom-Präsident: „Ich beschäftige mich seit 35 Jahren mit dem PC. Ich habe das selbst noch nicht festgestellt.”

Knapp zwei Drittel der Befragten gaben an, das Internet habe ihre Allgemeinbildung verbessert; jeder zweite Nutzer hat schon Vorteile im Beruf erreicht. „Die Stechuhr hat ausgedient”, sagte Scheer. Die Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben weiche zunehmend auf. Zwei Drittel der Berufstätigen seien auch in ihrer Freizeit regelmäßig für Chefs, Kollegen oder Kunden erreichbar. Im Gegensatz nutzen 43 Prozent das Web auch während der Arbeitszeit für private Dinge.

Die Mehrheit der Nutzer plädiert in dieser Umfrage für mehr Netzpolitik. 55 Prozent möchten, dass der Staat den Datenverkehr im Internet stärker überwachen soll und sogar 60 Prozent sind für strengere staatliche Regeln im Netz. Zensur finden die Älteren nicht so schlimm, die Jüngeren dagegen schon. Entsprechend stimmen 77 Prozent der jungen Generation der Aussage zu, die Freiheit im Internet müsse erhalten bleiben, während dies in der Gruppe der Menschen über 65 Jahre nur für 39 Prozent der Befragten wichtig ist. Der digitale Graben ist also weiterhin vorhanden und offenbar recht tief.

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10 Lesermeinungen

  1. Harper Hill sagt:

    "Im Internet informieren sich...
    “Im Internet informieren sich die Deutschen bevorzugt auf Webseiten etablierter Medien.”
    Das sollte sich ändern. Denn etabliert steht leider mittlerweile nicht mehr für Qualität. Teilweise ist sogar eher das Gegenteil der Fall.

  2. sari sagt:

    60% ist meiner Meinung nach...
    60% ist meiner Meinung nach etwas zu hoch. Die Dunkelziffer scheint mir größer.
    Trotzdem finde ich es gut, dass mittlerweile mehr als die Hälfte der Leute das Internet schätzen.

  3. Max sagt:

    Schon die Frage, ob man sich...
    Schon die Frage, ob man sich ein Leben ohne… vorstellen kann halte ich für falsch. So als ob man sich die Evolution einfach wegdenken könnte.
    Bitkom sollte lieber ermitteln wie sich z.B. Nutzerzahlen zusammensetzen und entwicklen und daraus valide Rückschlüsse ziehen.

  4. mil sagt:

    Das Internet ist eine tolle...
    Das Internet ist eine tolle Sache und macht so viele Dinge einfacher. Gäbe es nicht so viele schlechte Menschen, die die Möglichkeiten des Internets dazu gebrauchen, um andere abzuzocken und mit Spam zu belästigen, wäre es perfekt.
    Nun ja, da kann ja das Internet nichts dafür. Für mich hat es das Telefon als beste technische Entwicklung von meinem persönlichen Platz 1 gestoßen ;)

  5. Christian sagt:

    Ich beschäftige mich mit dem...
    Ich beschäftige mich mit dem Internet schon von Anfang an. Schon zu Zeiten von BTX hat es begeistert und wenn man die gesamte kurze Entwicklung betrachtet – gerade mal ca. 30 Jahre? – dann kann man gespannt sein auf das, was uns die Zukunft bringen wird.
    Wegzudenken ist das Internet mit all seinen positiven und auch negativen Möglichkeiten sicherlich nicht. Es ist Teil der Evolution. Wenn man nur mal die weltumspannende Möglichkeit der Information, das damit einhergehende allmähliche Ende von Diktaturen betrachtet, dann ist es nach meiner Ansicht die wichtigste Erfindung seit Gutenberg.

  6. Ludwig sagt:

    Eine Frage: Wurde die Umfrage...
    Eine Frage: Wurde die Umfrage im Netz durchgeführt? :-D Wenn ja sollte das Ergebniss wohl sehr fragwürdig sein!

  7. FAZ-ht sagt:

    @Ludwig: Repräsentativstudie....
    @Ludwig: Repräsentativstudie.

  8. Hannes sagt:

    Man muss dazu auch sagen das...
    Man muss dazu auch sagen das andere Medien zurück gegangen sind ( TV / Zeitungen etc)

  9. hakidus sagt:

    Ich kenne fast niemanden der...
    Ich kenne fast niemanden der ohne Internet auskommen könnte. Es beherrscht mittlerweile unser Leben und es wird immer schlimmer.

  10. Greg sagt:

    Hallo,
    gibt es mittlerweile...

    Hallo,
    gibt es mittlerweile neue Studien hierzu? Ich könnte mir vorstellen, dass vor allem die Nutzung von Handy und Internet weiter gestiegen ist, während Medien wie Radion und TV weiter zurückgehen werden. Vor allem, da durch die günstigen Handytarife mit Internetflatrate fast jeder auf ein Smartphone umsteigen würde.
    Die Probleme, die ich jedoch sehe ist die Informationsqualität….während TV und Radio die News prüft, verbreiten diese sich oftmals wie ein Lauffeuer im Netz ohne die eigentliche Herkunft zu kennen. Denke, dass könnte in Zukunft durchaus ein Problem darstellen…
    Grüße
    Greg

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