Netzwirtschaft

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Die Digitalisierung erfasst immer mehr Lebensbereiche. Wie sie sich auf Menschen und Märkte auswirkt, beleuchtet das Netzwirtschaft-Blog auf FAZ.NET.

80 Prozent der Führungskräfte nutzen soziale Medien

| 10 Lesermeinungen

Die Mehrheit sind aber „passive“ Xing-Mitglieder. Immerhin ein Drittel der Führungskräfte hat in einer Umfrage angegeben, aktiv im Netz zu kommunizieren oder ihr Wissen zu teilen. Personalchefs halten sich aber zurück.

„Du bist auf Facebook? Das ist doch rufschädigend”. Was sich ein hochrangiger Manager der Deutschen Telekom noch Mitte des Jahres 2010 von einem Kollegen anhören musste, ist eine Minderheitenmeinung in deutschen Führungsetagen. Denn 80 Prozent der Führungskräfte sind in den sozialen Medien engagiert, hat eine Online-Umfrage der Deutschen Telekom, der defacto.x und der Selbst-GmbH unter 477 Führungskräften in Deutschland ergeben. 

Allerdings ist die Mehrheit der Befragten eher passiv im sozialen Web unterwegs. Die große Mehrheit nutzt das Geschäftsnetzwerk Xing, um sich mit Kollegen zu vernetzen oder sich zumindest die Kontakte der Kollegen anzuschauen. Aber immerhin jeder dritte Befragte kommuniziert aktiv in den sozialen Medien und etwa jede vierte Führungskraft veröffentlicht Nachrichten oder stellt sein Wissen in Projekten – zum Beispiel in Wikis – zur Verfügung, hat die Umfrage ergeben. Facebook hat es in der Rangliste der meistgenutzten Anwendungen bei den Führungskräften bereits auf den zweiten Platz geschafft, knapp vor der Videoplattform Youtube. Der Kurznachrichtendienst Twitter, der sich zu einem Nachrichteninstrument entwickelt hat, liegt mit 24 Prozent Nutzerquote schon vor dem amerikanischen Xing-Konkurrenten Linkedin, den Führungskräfte meist für internationale Kontakte nutzen. Allerdings wurde in der Umfrage nicht zwischen geschäftlicher und privater Nutzung unterschieden.

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Viele Befragte fühlen sich in den sozialen Medien unsicher, weil sie um den Datenschutz fürchten und Angst haben, die Kontrolle über die Kommunikation und ihr Wissen zu verlieren. Für ein Engagement in den sozialen Medien spricht aber das Ansehen als attraktiver Arbeitgeber, was vor allem von den befragten Personalchefs in großen Unternehmen betont wird. Viele Hochschulabsolventen nutzen soziale Medien heute selbstverständlich und erwarten dies auch von ihrem künftigen Arbeitgeber. Die immer noch häufig anzutreffende Politik, die Nutzung von Facebook oder Youtube am Arbeitsplatz zu verbieten, widerspricht allerdings den Wünschen der meisten Nachwuchskräfte. Einen Widerspruch zeigten auch die Antworten der Personalchefs: Sie bewerteten die Bedeutung der sozialen Medien für ihr Unternehmen zwar besonders hoch, nutzen diese Instrumente selbst aber deutlich seltener als Führungskräfte aus anderen Unternehmensbereichen. Die Bereitschaft, Wissen zu teilen oder an Diskussionen teilzunehmen, ist in dieser Gruppe klar geringer als bei anderen Führungskräften. 

Besonders häufig wird auch der „gute Ruf” des Unternehmens als Grund für die Präsenz in den sozialen Medien genannt. Seltener, aber immerhin noch von mehr als der Hälfte der Befragten, wird ein klarer Nutzern dieser sozialen Medien für die externe Kommunikation mit den Medien, den Vertrieb und die Innovation gesehen. (-> Manager nutzen Web 2.0 für Investitionsentscheidungen)

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Während viele Großunternehmen inzwischen intensiv an einer Strategie arbeiten, wie sie Nutzer und damit mögliche Kunden in den sozialen Medien erreichen und für ihre Produkte gewinnen können, sind die meisten kleinen und mittleren Unternehmen von einer „Social-Media-Strategie” noch weit entfernt, hat die Umfrage ergeben. „Die Unternehmen wissen zwar ohne Frage um die wachsende Bedeutung von Social Media, aber aktuell fehlt es vielfach noch an der zielgerichteten Umsetzung dieser Erkenntnisse”, sagt Jens Cornelsen, Geschäftsführer von Defacto Research & Consulting. Ebenso wie an einer Strategie mangelt es dabei meist auch an Richtlinien, die den Umgang der Mitarbeiter mit dem sozialen Internet regeln. Entsprechende Vorschriften gibt es lediglich in jedem dritten Konzern (35 Prozent) sowie in jedem fünften mittleren (19 Prozent) und jedem zehnten kleinen Unternehmen (11 Prozent).

Der Grund ist meist in den Vorstandsetagen zu finden: „Der Web 2.0-Kulturwandel muss maßgeblich von Führungskräften vorgelebt werden. Kollektive Intelligenz, hierarchiefreie Kommunikation und Open Innovation sind schon lange keine bloßen Schlagworte mehr”, sagt Stephan Grabmeier, Leiter Culture Programs in der Deutschen Telekom, der die Studie mit erarbeitet hat. (-> “Viele Führungskräfte sind zu alt für Social Media).

Die meisten Unternehmen befinden sich noch in der Experimentierphase und probieren Instrumente wie Wikis oder Unternehmensblogs aus. Kollaborationsplattformen wie Microsofts Sharepoint oder spezielle Softwareanwendungen wie Jive werden bevorzugt in großen Unternehmen eingesetzt. (– > Collaboration: Social Media ist der nächste große Schritt)

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Links:

Und noch eine Präsentation von Thomas Pleil zu Social Media in der B2B Kommunikation
Mehr Wert schaffen: Social Media in der B2B-Kommunikation

View more presentations from Thomas Pleil.

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10 Lesermeinungen

  1. die problematik in der...
    die problematik in der unternehmen stecken ist folgende: facebook weiter gedacht könnte ein gutes und effizientes kommunikationsmittel sein (besonders innerhalb großer firmen).
    allerdings sind wir noch nicht an diesem punkt angekommen. eine einfache frage bzgl. des “facebook-nutzens” wäre: was machen denn die gnazen manager da so tolles? aktuell scheint die antwort folgende: nichts besonderes außer kontaktpflege.
    der wunsch der mitarbieter “facebook und co.” während der arbeit(szeit) zu nutzen ist aktuell einfach nur egoistisch und von daher sind die einwände der unternehmen gegen diese facebook-nutzung zwar langfristig gesehen paradox aber aus aktueller sicht nachvollziehbar.
    viele grüße

  2. Stefan sagt:

    Bei dieser Art Umfrage,...
    Bei dieser Art Umfrage, interessiert mich ob die Befragten tatsächlich Facebook im unternehmerischen Umfeld einsetzen….

    https://twitter.com/stelten

  3. Weshalb Personalmanager...
    Weshalb Personalmanager weniger Bereitschaft zeigen, sich am Wissensaustausch im Unternehmen zu beteiligen?
    Dafür könnte es wohl mindestens so viele Gründe wie beteiligte Umfrageteilnehmer geben, vermute ich.
    Die Begründung, dass es um Kontrollverlust über die Kommunikation und die Angst, Wissen zu verlieren, ginge, erscheint mir eher theoretisch – möglicherweise auch durch die Fragestellung unbewusst beeinflusst.
    Welche erfahrene Führungskraft hätte jemals versucht, den internen Flurfunk zu kontrollieren oder gar bedauert, große Teile des eigenen (Schul-)Wissens “verloren” zu haben?
    Andererseits soll eine gelungene Umfrage ja oft mehr Fragen als Antworten hervorbringen. – Interessant sind die Kernaussagen allemal…

  4. SEO sagt:

    Aus Unternehmerischer Sicht...
    Aus Unternehmerischer Sicht sind Social-Media Platformen reine Marketing Instrumente. Nur müssen die Unternehmer bzw Unternehmen aufpassen das Ihre Meldungen zb. bei twitter nicht als Spam deklariert werden, die Accounts werden dann nämlich rigoros gelöscht :-) Unter SEO wird gemunkelt das Facebook durch seine enormen Wachtumsraten eine Konkurenz für Google sein könnte.
    Meiner ansicht nach sieht es so aus das “wenn du nicht dabei bist bist du nicht” :-)

  5. @ SEO: social media = ein...
    @ SEO: social media = ein fragment des gesamten marketing-mix –> und daher einfach laaangweilig…
    interessant wird social media wenn es als internes kommunikationsinstrument genutzt wird und somit enorme abstimmungs- und kommunikationsmöglichkeiten bietet…
    viele grüße

  6. Phil sagt:

    Wow - 80 Prozent hätte ich...
    Wow – 80 Prozent hätte ich nicht erwartet.
    Wobei zu der Einleitung ja noch zu sagen ist, wofür man SM nutzt?! Für private Zwecke, berufliche – eigene Interessen, die des Unternehmens? Wen repräsentiert man, etc .. denke mal ist reine “FALL-Sache”. Aber generell, ich hätte nicht erwartet, dass 80 Prozent Social Media betreiben. Wieder was gelernt.

  7. Mani Pirouz sagt:

    Facebook wird offensichtlich...
    Facebook wird offensichtlich oft als reines Kontaktpflege- und Marketinginstrument wahrgenommen. Das ist Ansichtssache. Grundsätzlich benötigt eine Social Networking-Lösung für Unternehmen (!) aus meiner Sicht tatsächlich ein paar Eigenschaften mehr, um für eine effizientere, interne Zusammenarbeit und schlussendlich für mehr Produktivität im Unternehmen zu sorgen.
    Neben der Möglichkeit, in den persönlichen Profilen seine Kompetenzen darzustellen und über Feeds intern zu posten, sollten sich – beispielsweise für bestimmte Projekte – Gruppen bilden lassen können. Darin können die Projektteilnehmer synchron und ohne Zeitverlust an gemeinsamen Dokumenten arbeiten. Wer auf die Gruppe Zugriff hat, bestimmen deren Teilnehmer.
    Erfahrungsgemäß bewährt sich eine Social Networking-Lösung vor allem dann, wenn sie zielgerichtet für einen bestimmten Zweck eingesetzt bzw. mit einer anderen Applikation verknüpft wird. Prädestiniert dafür ist CRM aber auch im Bereich Projektgeschäft gibt es großen Bedarf. 5.000 unserer Kunden haben das gerade mit unserer neuen Social Networking-Lösung als Beta getestet. Die Teilnehmer sprachen von einem Produktivitätszuwachs um 22 Prozent. Dies wird allerdings nur erreicht, wenn das ganze Unternehmen – vor allen Dingen dessen Führung – mit Begeisterung dabei ist. Der Erfolg hängt und steht neben den angebotenen Features und dem definierten Einsatzbereich klar mit der Mitarbeiterbeteiligung.

  8. Stefan sagt:

    Dr Willms Buhse hat im...
    Dr Willms Buhse hat im Video-Interview mit dem 15. Deutschen Trendtag interessante Antworten auf die Frage der sozialen Netzwerke und Ihren Einfluss auf Unternehmen gegeben.
    „Es muss mir gelingen ein Unternehmen zu bauen, was auf der einen Seite in Hierarchien arbeitet, parallel aber im Netzwerk denkt.”
    Hier der Link: https://www.trendtag.de/blog/die-kunst-loszulassen-dr-willms-buhse-im-trendtag-videointerview/

  9. @Stefan:

    Das Video ist sehr...
    @Stefan:
    Das Video ist sehr interessant. Die von Herrn Dr. Buhse beschriebenen Anforderungen teile ich vollkommen. Allerdings sehe ich bisher kaum ein Unternehmen, dass diesen Spagat verwirklicht.
    Für Beispiele wäre ich dankbar.
    Viele Grüße

  10. Klara sagt:

    <p>Social Media ist heutzutage...
    Social Media ist heutzutage für Unternehmen ein MUST! Dadurch wird Ihre Bekannschaft viel größer und effektiver. Es ist jedoch ein Kanal des Webmarketings.

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