Netzwirtschaft

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Die Digitalisierung erfasst immer mehr Lebensbereiche. Wie sie sich auf Menschen und Märkte auswirkt, beleuchtet das Netzwirtschaft-Blog auf FAZ.NET.

"I need an iPhone 4"

| 7 Lesermeinungen

Der amerikanische Elektronikkonzern Apple hat in den ersten drei Tagen nach der Einführung 1,7 Millionen Geräte seines neuen Internet-Handys iPhone 4 verkauft. „Das ist der erfolgreichste Produktstart in Apples Firmengeschichte", sagte der Vorstandsvorsitzende Steve Jobs. Vom Vorgängermodell 3GS wurden im Vorjahr am ersten Wochenende rund eine Million Stück abgesetzt.

Vorab: Für alle, die noch nicht wissen, warum sie ein iPhone 4 brauchen :-)

Marketing funktioniert. Der amerikanische Elektronikkonzern Apple hat in den ersten drei Tagen nach der Einführung 1,7 Millionen Geräte seines neuen Internet-Handys iPhone 4 verkauft. „Das ist der erfolgreichste Produktstart in Apples Firmengeschichte“, sagte der Vorstandsvorsitzende Steve Jobs. Vom Vorgängermodell 3GS wurden im Vorjahr am ersten Wochenende rund eine Million Stück abgesetzt. Die Vorteile der neuen Version liegen vor allem in einem hochauflösenderen Bildschirm und einer Videokamera.

Trotz langer Schlangen in den Apple-Läden ist aber schon scharfe Kritik an dem Gerät laut geworden. Vor allem Menschen, die das Gerät mit der linken Hand halten, haben das Problem, die Antenne, die in dem breiten Metallrand untergebracht ist, mit ihren Fingern zu bedecken. Dann kann die Empfangsleistung stark sinken und damit die Gesprächsqualität bis zu hin zum Abbruch der Verbindung mindern.Gegenüber dem Technikblog Engadget gab Apple den Ratschlag, das Gerät entweder in eine Hülle zu stecken oder so zu halten, dass der linke Rand weder oben noch unten berührt werde. Einige amerikanische Blogs berichten zudem, Apple arbeite schon an einer neuen Softwareversion, die das Problem beheben soll. Die amerikanische Kanzlei Kershaw, Cutter & Ratinoff bereitet unterdessen eine Sammelklage gegen Apple vor und ruft betroffene Verbraucher auf, sich zu melden.

Die Empfangsschwierigkeiten sind aber nicht Apples einzige Sorge. War das Gerät bei der Einführung der ersten Generation im Jahr 2007 noch technisch unangefochten in Führung auf dem Markt der sogenannten Smartphones, hat die Konkurrenz inzwischen stark aufgeholt.Vor allem Geräte mit Googles Betriebssystem Android sind inzwischen technisch gleichwertig und verkaufen sich inzwischen ebenfalls gut. Der Google-Vorstandsvorsitzende Eric Schmidt verkündete vor wenigen Tagen, die Zahl der täglich verkauften Android-Geräte sei seit Februar von 60.000 auf 160.000 gestiegen. Auch der kanadische Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) arbeitet nach Branchengerüchten an einem iPhone-Konkurrenten mit Namen Storm 3.

Bild zu: "I need an iPhone 4"

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Da der Smartphone-Markt sehr schnell wächst, fällt in dem Trubel um die Apple-Geräte kaum auf, dass Apples Anteil bisher erst 15 Prozent beträgt. Marktführer sind Nokia mit dem Betriebssystem Symbian und RIM. Apple und Google gewinnen aber seit einem Jahr die größten Anteile hinzu. Spätestens im kommenden Jahr könnte Apple dann RIM überholen und den zweiten Rang einnehmen. Aber schon 2012 könnte dann Google an Apple vorbeiziehen, erwartet Gartner. Apples Marktanteil steigt nämlich immer nur in den Quartalen, in denen die neue iPhone-Version auf den Markt kommt. In den anderen Quartalen bleibt Apples Marktanteil gleich oder ist wegen des starken Wettbewerbs zuletzt sogar gefallen. Da Apple die Geräte und die Software allein entwickelt, kann das Unternehmen das Tempo, mit dem andere Hersteller Android-Handys auf den Markt werfen, nicht mithalten. Am gesamten Handymarkt hat Apple erst gut 3 Prozent erobert. Um das Wachstum zu beschleunigen, denkt Apple nun offenbar darüber nach, die Exklusivbindung an nur einen Netzbetreiber je Land aufzuheben

Ach ja: Das iPhone 4 bedeutet nach einem ersten Test für meine Zwecke (E-Mail, Twitter …) keinen großen Fortschritt gegenüber meinem iPhone 3G. Und eigentlich überhaupt keinen Fortschritt gegenüber meinem Android-Phone. I don’t need an iPhone 4.

UPDATE: Der 25 Jahre alte Macher des Videos, ein Handy-Verkäufer bei BestBuy, wurde wegen des Videos beurlaubt. Sein Arbeitsgeber fürchtet einen Imageschaden für das Unternehmen. 

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7 Lesermeinungen

  1. Segantini sagt:

    «Da Apple die Geräte und die...
    «Da Apple die Geräte und die Software allein entwickelt, kann das Unternehmen das Tempo, mit dem andere Hersteller Android-Handys auf den Markt werfen, nicht mithalten.» Ach Gottchen, vielleicht könnte jemand dem armen Steve ein wenig zur Hand gehen, damit er nicht alles alleine machen muß? Kurze Wege zwischen Hard- und Software-Entwicklerabteilung sollten den Prozeß doch eher beschleunigen, oder sehe ich das falsch?

  2. FAZ-ht sagt:

    @ Segantini: Das liegt am...
    @ Segantini: Das liegt am System und ist so gewünscht. Das Apple-System ist geschlossen und daher muss (und will) Apple alles alleine machen. Google setzt mit Android auf ein offenes System und verschenkt das Betriebssystem, das andere Gerätehersteller wie Motorola oder HTC dann gerne einsetzen. Während Apple ein neues Gerät im Jahr herausbringt, kommen vielleicht 20 Androiden auf den Markt. Das offene System scheint mir überlegen zu sein.

  3. Hier werden zwei verschiedene...
    Hier werden zwei verschiedene Dinge verglichen: Apple liefert Hard- und Software, Google nur Software (mal abgesehen von Nexus One, welches HTC entwickelt hat). Da lassen sich Marktanteile nicht so einfach vergleichen. Google verdient am Betriebssystem keinen Cent.

  4. Tobi sagt:

    Bleiben da noch die Apps, von...
    Bleiben da noch die Apps, von denen es fürs iPhone für fast jede Anwendung eins gibt, bei Android aber nur sehr sporadisch.

  5. Frank Meier sagt:

    Da sich die Antenne bei...
    Da sich die Antenne bei modernen Telefonen oft im unteren Drittel reduziert sich der Empfang automatisch sobald man es in die Hand nimmt. Bisher kommt es beim iPhone auch nur in Ausnahmefällen zu einem echten Gesprächsabbruch beim Telefonieren. In Deutschland ist zwar die “Problematik” ebenfalls auf dem Display sichtbar, aber bei Geschwindikeitstests und Gesprächen kommt es bei uns nur in Extremfällen zu Problemen.
    Der Vorteil des iPhones ist nicht, dass alles technisch Machbare verbaut wird (“Android sind inzwischen technisch gleichwertig”) sondern das Funktionen und Eigenschaften erst dann in Produkten vorgestellt werden, wenn sie ausgereift sind. Versuchen sie doch mal eine Videokonferenz mit zwei HTC Evo. Ohne abgeschlossenes Wirtschaftsinformatik-Studium hätte ich nicht einmal die notwendigen Apps richtig installieren können!
    Nicht zu vergessen ist auch, dass sich Konzerne wie Siemens aus dem Endgerätemarkt verabschieden und eine Firma wie Apple aus dem “nichts” innerhalb von drei Jahren den Smartphonemarkt umkrempelt und zum Margenführer der Branche wird.
    Noch eine Kleinigkeit: In ihrem abschließenden Absatz meinen sie wohl das 3GS. Zwischen 3G und 4 sind Welten: kein Multi-Tasking, signifikante Geschwindigkeitsunterschiede und deutlich längere Akkulaufzeit.
    Insgesamt war dieser Artikel minderes iPhone-Bashing. Schade, v.a. im Vergleich zu den anderen Beiträgen bei FAZ-Blogs.

  6. Ralf sagt:

    @ Holger Schmidt: Sagen Sie...
    @ Holger Schmidt: Sagen Sie doch gleich, dass Sie kein iPhone 4 brauchen, weil Sie mit ihren vorhandenen Geräten zufrieden sind! ;-)
    Dann hätten Sie sich auch den Rest des nur Bekanntes aufwärmenden und nichts zu einer Kaufentscheidung beitragenden Artikels sparen können. Welche technischen Neuerungen hatten Sie denn von der neuen Version erwartet? Beamer? Ausklappbare Tastatur? Wechselbaren Akku?

  7. Chris sagt:

    Beim iPhone geht es auch nicht...
    Beim iPhone geht es auch nicht um technische Features, sondern um das “Erlebnis des Benutzens”. Da können sich viele Hersteller eine Scheibe von Apple abschneiden. Das iPhone 4 macht einfach nur Spaß.

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