Wenn Amazon Lebensmittel im Internet verkauft und sogar der Media-Markt seine Produkte online verkaufen will, dann ist klar: Am Handel im Internet geht kein Weg mehr vorbei. Mehr als 43 Millionen Menschen in Deutschland haben in den vergangenen zwölf Monaten ein Produkt im Internet gekauft, hat die Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung (Agof) errechnet. Fast noch wichtiger: Vor dem Kauf haben sich schon 48,5 Millionen Menschen – das sind 98 Prozent aller Internetnutzer – über die Eigenschaften des Produktes im Netz informiert.
Vor dem Kauf eines Elektronikproduktes halten es zwei Drittel aller Nutzer für essentiell oder zumindest sehr wichtig, sich im Internet über die angebotenen Produkte zu informieren, hat eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Harris Interactive im Auftrag von Fleishman-Hillard ergeben. In Deutschland beträgt dieser Anteil sogar 75 Prozent. Auch Reisen und Freizeitprodukte kaufen vor allem die Deutschen bevorzugt erst nach ausgiebigen Recherchen und Preisvergleichen im Internet.
Startpunkt für viele Produktrecherchen sind erwartungsgemäß die Suchmaschinen. Rund die Hälfte der befragten Nutzer in Deutschland setzen Google & Co. für den Einstieg in die Recherche ein. Vergleichsseiten für Produkte oder Preise spielen bei Autoversicherungen, Autokäufen, der Altersvorsorge, Reisebuchungen oder dem Kauf eines Fernsehers eine sehr wichtige Rolle. Mehr als 60 Prozent der befragten Konsumenten nutzen diese Seiten für die Entscheidungsfindung. Daneben gewinnen Nutzerkommentare, Blogs und soziale Netzwerke wie Facebook eine wachsende Rolle bei der Entscheidung für ein Produkt. Beim Kauf einer Spielekonsole nutzen 83 Prozent der Konsumenten die sozialen Medien, um sich zu informieren. Beim Kauf eines Fernsehers oder einer Reisebuchung sind es 65 Prozent, hat Harris Interactive herausgefunden. Der Schwerpunkt liegt auf den Nutzerkommentaren; bei technischen Produkten spielen die Blogs und sozialen Netzwerke eine wichtiger werdende Rolle im Entscheidungsprozess für ein Produkt. Allerdings ist das Vertrauen in Blogs und Nutzerkommentare in Deutschland sehr gering im Vergleich zu anderen Ländern.
Online-Werbebanner beeinflussen den Entscheidungsprozess dagegen kaum. Nur etwa jeder fünfte Konsument zieht die Werbung für die Entscheidung heran. Wichtiger sind da schon die Seiten der Unternehmen, vor allem bei Produkten wie Autos, Handy-Verträgen oder Breitband-Anschlüssen, die in vielen Variationen oder Spezifikationen angeboten werden.
Die folgende Grafik zeigt, welche Informationsquellen für die Menschen besonders wichtig sind. Das Internet und persönliche Ratschläge von Freunden oder Kollegen sind in den meisten Ländern besonders wichtige Informationsquellen. In Deutschland sind andere Medien wie Fernsehen und Zeitungen ebenfalls vergleichsweise wichtige Informationsquellen.
Die Marktforscher haben auch das Internetverhalten der Menschen im internationalen Vergleich untersucht. Danach liegen die Deutschen in fast allen Kategorien wie Recherche, Kommunikation, Veröffentlichung und Mobilität am Ende der Skala; nur im E-Commerce-Verhalten sind die Deutschen klar vor Amerikanern, Franzosen, Engländern und Kanadiern. Die aktivste Internetnation in allen Kategorien ist China.
Aus der Bedeutung des Mediums für Entscheidungen und aus der dort verbrachten Zeit haben die Marktforscher einen „Digitalen Einflussindex” errechnet. Dieser Index kann zum Beispiel für das Fernsehen einen geringen Wert aufweisen, wenn die Nutzer zwar viel Zeit vor dem Fernsehschirm verbringen, in dieser Zeit aber keine Entscheidungen treffen. Nach dieser Methode hat das Internet in allen Ländern den höchsten Einfluss auf Entscheidungen – klar vor allen anderen Medien. „Wenn man sieht, dass das Internet doppelt so einflussreich wie das Fernsehen ist, könnte man einen proportionalen Anteil an den Marketingausgaben erwarten. Das ist nicht der Fall. Obwohl die Budgets ins Netz umgeschichtet werden, ist die Lücke aber immer noch sehr groß”, heißt es in der Studie. Besonders hoch ist das Missverhältnis in den USA. 42 Prozent der Online-Konsumenten lesen dort kein Magazin; 40 Prozent keine Zeitung mehr und können daher keine Kaufimpulse aus diesen Medien bekommen.
Links:
– Kein Marketing ohne Internet
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Weitere Infos zur Netzökonomie:
Twitter.com/HolgerSchmidt (Web / Media / Social Media)
Twitter.com/netzoekonom (Mobile / Telco)
Interessanter Artikel. Was...
Interessanter Artikel. Was sagt uns das? Das der grosse Ausgabenschub für Internet Marketing in den etablierten Industrienationen und besonders in Deutschland erst noch kommt? Das die Marktteilnehmer der G8 Länder sehr konservativ in Bezug auf Ausgaben im Internet oder neuen Marketingmöglichkeiten sind? Liegt das an den Strukturen oder der Überalterung der Führung (im Kopf)? Das es in diesen Ländern keinen grossen Druck in Bezug auf ROI gibt resp. die Aktionäre nicht genug fordern? Das die allgemeinen Verunsicherungskampagnen gegen das Internet stärker gewirkt haben als gehofft? Das die KMUs ihre Chancen nicht sehen endlich auf gleicher Augenhöhe mit grossen Unternehmen mitzumischen? Das die Bürger einer Volksrepublik mehr Vertrauen in andere Mitbewohner der Erde haben, als in den “etablierten” Ländern? Oder andersherum, das das Misstrauen gegenüber anderen Menschen in den “etablierten” Ländern gross ist? Fragen über Fragen. Jedoch ist eines klar – Ihre Haedline – wird bestätigt, am Internet im Marketing kommt kein Unternehmen mehr dran vorbei. Es ist nur eine Frage wie man diesen zusätzlichen Kanal richtig nutzen kann. Und hier gibt es so viele Parameter, dass es viele Strategien mit grossen Unterschieden in der Qualität geben kann. Wer wagt der gewinnt.
Nur im Netz ist es möglich...
Nur im Netz ist es möglich innerhalb kürzester Zeit mehrere “Läden” zu betreten und die Preise für Produkte ienfach und schnell zu vergleichen. Das ist wohl ein Gewinn der technischen Entwicklung.
Der nächste Vorteil ist gerade die Bewertung von Produkten und Händeln, egal ob bei E-Bay oder Otto. Da lässt sich bestimmt so manch einer zum kauf bewegen, egal wer die Bewertung abgegeben hat. Und wenn es der Verkäufer selbst war.^^
Es gehört einfach dazu und es...
Es gehört einfach dazu und es ist der einfachste Weg einen Artikel schnell zu erwerben. Ich kann mir im Internet “Schaufenster” öffnen und mehrere Läden gleichzeitig betreten. Und meine Beratung bekomme ich von Leuten die selbst gekauft haben und nicht von denen die verkaufen wollen.
An dieser Stelle frage ich mich wie haben wir das früher so gut hinbekommen?
Es ist der beste und einfachste Weg, aber leider nicht immer der Sicherste.
Das Internet bietet eben auch...
Das Internet bietet eben auch die Möglichkeit Schwellenängste zu überwinden, sich unverbindlich zu informieren, zu vergleichen, zu recherchieren. Der Käufer wird sein eigener Berater. Man kann sich in Ruhe mit Produkten beschäftigen, abwägen, das Angebot mittels Abo oder newsletter verfolgen etc. Zum Einkaufen ist das Internet eine wahre Bereicherung.
Ich empfehle die Lektüre "Der...
Ich empfehle die Lektüre “Der Mythos Werbung bröckelt; Spardruck in den Agenturen” auf FAZ.NET, dort insbesondere die Änderungen auf dem personellen Sektor in den Agenturen.
Deutsche vertrauen Freunden,...
Deutsche vertrauen Freunden, Familie, Kollegen mehr als dem Internet, wir vertrauen nicht weniger, nur weil ein Unternehmen bloggt und Social Media wird immer wichtiger. Ein wenig klingt das doch als vertrauten wir einfach mehr demjenigen, den wir kennen. Halten wir uns also auch in den neuen Bereichen weiterhin an das was nie ganz falsch war, ehrlich bleiben und präsent sein…dann klappt’s auch mit dem Nachb… äh.. Kunden.
Hallo,
mir fallen im Artikel...
Hallo,
mir fallen im Artikel zwei grundlegende Faktoren auf, die es zu beachten gillt. Zum einen steht die Frage im Raum, wer den Internethandel dominieren wird. Sind es Unternehmen wie Amazon, die “aus dem Nichts” kamen und im ausschließlich im Internet aktiv sind oder sind es etablierte Handelsunternehmen, die es noch schaffen müssen eine erfolgreiche Internetstrategie zu entwickeln.
Sollte Letzteres der Fall sein ist die Anschlussfrage, wie sich der Internethandel auf deren GEschäft im “realen” Leben auswirken wird. Wenn mehr als die Hälfte der Bundesdeutschen Bevölkerung ein Produkt im Internet kauft, dürfte dies den realen Konsum verdrängen. Denn die Sparquote der Bundesbürger ist nach wie vor eine der höchsten weltweit.
Zum anderen steht als zweiter Faktor die Frage im Raum, in wie das Internet Einflüsse auf Kaufentscheidungen prägt und noch prägen wird.
Viele Grüße
eMarketing wird sicher...
eMarketing wird sicher hauptsächlich von den Unternehmen unterschätzt, die KEINE gute und benutzerfreundliche homepage haben und dessen Einfluss eben gerade aus diesem Grund gering bleibt. So können diese weiterhin im Glauben bleiben die Rolle des Internet würde überschätzt werden obwohl es mehr an einer schlecht gestalteten homepage liegt. Ein Produkt kann noch so gut sein, wenn eine homepage nicht überzeugt oder sogar fehlerhaft ist, ist der Kunde schnell bei der Konkurrenz. Was dank des Internets schneller möglich ist als jemals zuvor …
Das Internet hat sich in den...
Das Internet hat sich in den letzten Jahren zu einem sehr wichtigen Marketinginstrument entwickelt.Es sind völlig neue Marketingmöglichkeiten entstanden, beispielsweise Viralmarketing.
Viralmarketing ist natürlich schon eine ältere Methode des Marketings, aber im Internet findet diese Methode eine viel stärkere Bedeutung.
Nämlich wo sonst kann sich eine Botschaft so einfach und schnell weltweit verbreiten und das wohl gemerkt, ohne jeglichen Aufwand an Kosten.
Im Internet sind die Menschen definitiv Kommunikationsfreudiger und die meisten Menschen sind eher geneigt den persönlichen Erfahrungen eines anderen zu trauen als einer professionellen Werbebotschaft.
Deswegen auch der berühmte Spruch ,,empfehlen Sie uns weiter”!
Das Internet wird von Kunden als Informationsquelle benutzt, da es eben unendlich viele Leute gibt, die ihre Erfahrungen z.B. mit einem bestimmten Produkt, unbedingt mitteilen möchten. MITTEILUNGSDRANG DER MENSCHEN!!–>siehe alle möglichen sozialen Netzwerke.Das Internet ist wie geschaffen dafür.
Allein deswegen ist das Internet schon ein sehr ideales Marketing-Medium für Unternehmen. Man muss nur aufpassen, wie man an diese ganze Sache rangeht, weil Kunden sich schnell genervt fühlen von alle möglichen POP-ups usw, oder z.B. wenn die Webside eines Unternehmens einfach unorganisiert ist, oder man zugeschüttet wird mit spam-nachrichten usw!
Also doch: In der Headline...
Also doch: In der Headline steht immer noch “unterschätzt”, trotz des Social Media Hypes. Die Grafiken sind sehr hilfreich. Was mir fehlt ist ein Link zur Original-Studie, zwecks Quellensicherheit und Vertiefung des Inhalts – oder habe ich nicht richtig geguckt?