„Die meisten Firmen erkaufen sich nur Präsenz in den sozialen Medien wie Twitter und Facebook, statt sich Relevanz zu verdienen”. Archibald Graf von Keyserlingk von der Unternehmensberatung Keylens sieht im Umgang der Unternehmen mit Facebook, Twitter & Co. zur Zeit oft noch blinden Aktionismus statt strategischer Weitsicht. „Oft wird nur auf die Instrumente geschaut. Eine App muss her, weil der Konkurrent auch eine hat. Integration in die Geschäftsprozesse? Fehlanzeige”, kritisiert Keyserlingk, der den Einsatz sozialer Medien in Unternehmen untersucht hat.
Sein Fazit: „Das Potential von Social Media wird heute kaum ausgeschöpft. Die Chancen der sozialen Medien als Dialogforen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg sind weitgehend unerschlossen”, sagt Keyserlingk und rät: Dem Kunden zuhören und seine Interessen in die Produkte einfließen lassen statt Marketingbotschaften auf einem anderen Kanal zu verbreiten. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Denn rund die Hälfte aller befragten Entscheider in Unternehmen weiß noch nicht einmal, was unter den sozialen Medien überhaupt zu verstehen ist, hat die Studie ergeben. Zwar geben drei von vier Unternehmen an, soziale Medien zu nutzen, aber nur wenige tun es intensiv und konsequent. Das gilt auch für große Unternehmen. „Dax-Konzerne geben zwar mehr Geld für Social Media aus, wissen aber oft auch nicht genau, was sie damit erreichen wollen”, sagt Keyserlingk. Viele Unternehmen hätten schlicht noch Angst vor den neuen Medien, vor allem vor dem Kontrollverlust.
In 44 Prozent der Unternehmen, die soziale Medien einsetzen, liegt die Zuständigkeit in der Marketing-Abteilung. „Das Thema sollte aber nicht in die Marketing-Abteilung delegiert werden, sondern muss im Vorstand verankert sein”, fordert Keyserlingk. Der Umgang mit den Kunden in diesen Medien könne nicht nebenbei erledigt werden, sondern erfordere Personal. Entsprechend planen die Unternehmen, ihre Budgets in den kommenden Jahren kräftig aufzustocken. Denn den entscheidenden Schritt, das Engagement in sozialen Medien in echte Verkäufe umzuwandeln, hat bisher kaum ein Unternehmen geschafft.
Die Unternehmen müssen also noch üben, denn über kurz oder lang meist kein Weg an Social Media vorbei. “Heute deutet alles darauf hin, dass Web 2.0 dabei ist, zu einem allgemeinen Standard zu werden. Das Thema wird dann keine strategische und wettbewerbsdifferenzierende Rolle mehr spielen. Aber soweit sind wir noch lange nicht. Noch gibt es ein Zeitfenster für visionäre und veränderungsbereite Unternehmen, um Wettbewerbsvorteile zu erobern. Jetzt besteht die Chance, sich rechtzeitig auf die Generation der Digital Natives einzustellen, für die eine digitale Lebenswelt ganz selbstverständlich ist”, sagt Keyserlingk. Schon heute unterschätzen Unternehmen den Einfluss des Internet auf ihren Erfolg kräftig. Im Vergleich zur Zeit, die Menschen im Internet verbringen, und zum Einfluss, den das Internet auf Kaufentscheidungen hat, ist der Online-Anteil an den Marketing-Budgets viel zu gering, hat eine Studie von Harris Interacitve ergeben.
Links zum Einsatz vom Social Media in Unternehmen:
- – 80 Prozent der Führungskräfte nutzen soziale Medien
- – Collaboration: Social Media ist der nächste große Schritt
- – “Viele Führungskräfte sind zu alt für Social Media”
- – Dax-Konzerne erreichen 10 Millionen Menschen in sozialen Netzwerken
- – Unternehmen bauen Engagement in sozialen Netzwerken aus
- – Kein Marketing ohne Internet
- – Unternehmen tasten sich langsam an das Web 2.0 heran
- – Die Angst der Unternehmen vor Twitter
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Es wird also weiterhin darum...
Es wird also weiterhin darum gehen, wer hier die Nase vorn hat und innovative Konzepte für Unternehmen liefern kann. Viele dieser Unternehmen haben gerade mal die Phase professioneller Unternehmens-Homepages hinter sich gebracht und jetzt versucht Social Media darin zu integrieren,
Der Begriff "Strategie" bleibt...
Der Begriff “Strategie” bleibt schwammig.
Keiner traut sich zuzugeben, nicht zu wissen, was damit eigentlich gemeint ist.
Wer Social Media mit der Vorstellung einer Mediastrategie (=die Antwort auf die Frage: “Über welche Kanäle erreiche ich Ziel x bei Zielgruppe y) bespielen will, bleibt aus Sicht einer Unternehmensstrategie auf aktionistischem Niveau.
Strategie ist die Konzentration der Kräfte.
Strategie kann man nicht planen, sondern muss sie entscheiden. Planen kann und sollte man Schritte auf der Basis seiner Strategie.
Solange Unternehmen (und auch...
Solange Unternehmen (und auch selbsternannte Social Media Berater, Gurus, Evangelists, …) es nicht verstehen, Social Media als einen Bestandteil von integrierter Kommunikation zu sehen, werden wir immer wieder Diskussionen darüber erleben in welche Abteilung Social Media nun gehört.
Dabei geht es doch im Kern um zwei Dinge:
– Unternehmen, die immer noch nicht verstanden haben wie sie mit “neuen” Medien wirklich umgehen, sei es aus Unkenntnis, Ignoranz, oder schlicht weil sich niemand die Zeit nimmt oder nehmen will, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
– Das Verständnis, dass es sich bei Social Media eben NICHT um einen weiteren Push-Kanal handelt, den ich losgelöst von der Marketing- und Kommunikationsstrategie mal eben bespielen kann (Facebook Fan Page, Twitter und ‘ne App bitte).
Hier ist ein Umdenken notwendig (auch auf Agenturseite!), um Social Media aus der Ecke des vermeintlich schnellen Erfolgs zu bekommen und strategisch zu verankern.
Hmm, müßte der Titel dieses...
Hmm, müßte der Titel dieses Beitrags nicht Social Media UND Unternehmen lauten?
Bei Social Media im Unternehmen denke ich nicht an offene Dienste (wie zB eine Markengruppe in FB) sondern an Social Media im Intranet -zB Enterprise Microblogging. Das sind jedoch zwei ganz verschiedene Themenbereiche und dürfen von Unternehmen und Autoren nicht in einen Topf geworfen werden.
Sehr geehrter Herr...
Sehr geehrter Herr Schmidt,
ich würde mich sehr freuen, wenn Sie das interaktive Medium Internet auch für Links innerhalb Ihres Textes, die über die eigene FAZ-Seite hinausgehen, nutzen würden. So könnte der interessierte Leser die Studien, auf die Sie ohne Quellenangabe und vor allem Jahreszahl verweisen, direkt einsehen.
Vielen Dank und freundliche Grüße.
Es ist immer wieder...
Es ist immer wieder interessant, wie wenig sich doch 1 Jahr später getan hat. Wenn ich mir aktuell Werbeplakate anschaue, gibt es immer noch einige, die als Internetadresse die Startseite von Facebook auf ein Plakat drucken anstatt die Url von ihrer Fanpage. Faszinierend :-)