„Wir halten die Wette, dass eine offene Plattform am Ende gewinnen wird”, sagte der Google-Vorstandschef Eric Schmidt der FAZ. Im hart umkämpften mobilen Internet scheint sich seine Prognose zu bestätigen. Bis 2014 werden 60 Prozent aller Smartphone-Betriebssysteme frei verfügbare, offene Systeme sein, schätzt das Marktforschungsunternehmen Gartner. Die Hälfte davon und damit 30 Prozent des gesamten Smartphone-Marktes entfallen bis dahin auf Googles Betriebssystem Android, erwarten die Marktforscher. Hersteller wie Samsung werden der Prognose zufolge mit einer Flut neuer Android-Geräte in den Massenmarkt vordringen. Sony Ericsson, LG und Motorola sollen mit einer ähnlichen Strategie agieren.
Warum Nokia in der vergangenen Woche einen neuen Vorstandsvorsitzenden bekommen hat und nun auch die bisherige Nummer zwei Anssi Vanjoki das Unternehmen verlässt, lässt sich an den Marktanteilen deutlich ablesen. 65 Prozent Marktanteil hatten die Finnen noch Mitte des Jahres 2007. Dann kamen zuerst das iPhone und später die Android-Geräte auf den Markt, die Nokias Marktanteil in nur drei Jahren um 25 Prozentpunkte absacken ließen. Für die Finnen könnte es aber noch schlimmer kommen. Bis 2014 könnten weitere 10 Prozentpunkte verlorengehen, vermuten die Gartner-Forscher. Um das zu verhindern, hat Nokia gerade den Microsoft-Manager Stephen Elop als neuen Vorstandschef angeheuert. Elop soll vor allem Nokias Schwäche auf der Softwareseite beseitigen, denn das bisherige Betriebssystem gilt als veraltet. Das neue System MeeGo, das gemeinsam mit Intel entwickelt wird, muss sich erst noch am Markt beweisen. Die Chancen dafür stehen nach Gartner-Einschätzung gar nicht so schlecht. „Microsoft Windows Phone wird auf den sechsten Platz hinter MeeGo zurückfallen”, schätzt Gartner-Analystin Roberta Cozza, die Microsoft in der Bedeutungslosigkeit verschwinden sieht. Daran wird wohl auch das neue Betriebssystem Windows Phone 7 nichts ändern können, das in diesem Jahr auf den Markt kommen soll.
Ebenfalls unter Druck gerät der kanadische Hersteller Research in Motion (RIM), dessen Blackberry von Rang 2 auf Rang 4 zurückfallen und 2014 nur noch 12 Prozent Marktanteil aufweisen dürfte. Die Produkte der Kanadier, die vor allem in Unternehmen beliebt sind, finden außerhalb des amerikanischen Marktes zu wenig Beachtung bei den privaten Endnutzern. Der Preis des neuesten Gerätes Blackberry Torch 9800 musste schon wenige Tage nach dem Verkaufsstart gesenkt werden, um die schleppende Nachfrage anzukurbeln.Apple hat zwar mit dem iPhone das beliebteste Gerät im Angebot, doch die Strategie, ein Handy in einem geschlossenen System von nur einem Netzbetreiber vertreiben zu lassen, sichert Apple zwar hohe Margen, aber keine hohen Marktanteile. Apples Anteil pendelt sich nach Ansicht von Gartner auf 15 Prozent ein.
Links:
- – Apple gegen Google – der Kampf der Mobilfunk-Strategen
- – “Apps sind ein Übergangsphänomen”
- – 157 Mobile Apps Stats You Should Know
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Als alter Apple Fan beobachte...
Als alter Apple Fan beobachte ich die Entwicklungen bei Apple mit Sorge. Kaum entwickelt sich das Unternehmen, dank Jobs, zu einem “Global Player” wird es auch schon grössenwahnsinnig. Würde Apple seine Marktstrategie, besonders für das iPhone, ändern und dort vom hohen Ross herab steigen. Dann könnte Apple die unausweichliche, aktuelle Entwicklung wohl stoppen bzw. zu seinem Vorteil nutzen, wie Sie zu Recht bemerken. Ich befürchte aber, dass Apple der Erfolg der letzten Jahre zu Kopf gestiegen ist. Früher hat die Telekom nicht einmal Software für Macs und den Internet-Zugang angeboten und heute sind sie (fast) alleiniger Partner für das iPhone? Eigentlich hätte gerade Apple aus der Geschichte mehr lernen müssen, wer hoch fliegt kann tief fallen.