Die drei großen amerikanischen Zeitungen New York Times, Washington Post und USA Today haben zusammen 12 Millionen Dollar in den Online-Nachrichtenaggregator Ongo investiert. Das Unternehmen mit Sitz in San Francisco entwickelt eine Methode, um die Nachrichten aus sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter zu filtern und zu sortieren. Die Nutzer empfehlen sich dort gegenseitig interessante Quellen, indem sie ihren Freunden Hinweise auf die Nachrichten geben oder die Links auf Twitter retweeten. Soziale Netzwerke leiten den Nachrichtenseiten in eigenen Ländern schon mehr Leser zu als Google News (nicht als Google insgesamt). Daher speisen alle Zeitungen ihre Nachrichten in die sozialen Netzwerke ein – in der Hoffnung, dass diese Informationen möglichst weit im Internet verbreitet und viele Leser zurück auf die Seite locken. Anders als der Aggregator Google News wird die Gewichtung der Nachrichten wohl nicht von einem Algorithmus übernommen, sondern eher die Einschätzung der Freunde eines Nutzers in den sozialen Netzwerken widerspiegeln. Bisherige Aggregatoren für die sozialen Medien konzentrieren sich meist auf spezielle Themen wie die Technologiebranche, liefern aber keinen allgemeinen Nachrichtenüberblick. Ongo könnte ein Versuch zu sein, diese Lücke zu füllen. Genaues ist über das Unternehmen allerdings nicht bekannt, da die Seite noch nicht freigeschaltet wurde. Die Investition zeigt aber, dass zumindest die amerikanischen Medien diesen Markt nicht kampflos Google oder einem anderen branchenfremden Unternehmen überlassen wollen. Gründer von Ongo ist der ehemalige Ebay-Manager Alex Kazim (Foto), der zuvor auch schon den Blog-Aggregator Tokoni gebaut hat. Kazim hat für sein neues Unternehmen schon ein Dutzend Mitarbeiter von Tokoni abgeworben.
Links:
- – Wie aus Twitters Problem ein “Google News 2.0” werden könnte.
- – Here’s Twitter’s big problem: It’s not going mainstream
- – Facebook now displays all liked news articles in search results
- – Stefan Glänzer: Europa hat in der digitalen Medienwelt den Anschluss verpasst
- – Twitter ist ein Nachrichtenmedium – kein soziales Netzwerk
- – Retweets statt Follower – wie Relevanz auf Twitter gemessen wird
- – Der menschliche Algorithmus
- – Die Medien lieben Twitter
- – Fluss statt See – wie die Nachrichten durchs Internet strömen
- – Facebook und Twitter leiten Leser auf Nachrichtenseiten
- – Twitterer sind Nachrichtenjunkies
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Tägliche Infos zur Netzökonomie:
Twitter.com/HolgerSchmidt (Web / Media / Social Media)
Twitter.com/netzoekonom (Mobile / Telco)
Aha, das ist ein interessanter...
Aha, das ist ein interessanter Schritt. Einfach nur Eimer vor die Füße kippen – wie Googlenews bisher – funktioniert nicht, man kommt eben um _Auswahl durch Menschen_ nicht drumrum. Die versucht man nun anscheinend über Twitter und Facebook abzugreifen. Bin gespannt, ob das geht. Vielleicht ja, vielleicht gibt es aber auch Qualitätsprobleme, weil dort einfach nicht die nötige Intelligenz zu finden ist.
Die Idee ist gut. Das...
Die Idee ist gut. Das Potenzial sehe ich dabei vor allem auch in lokalen News (bzw. News, welche von Nutzern in einer bestimmten Gegend zu einem bestimmten Zeitpunkt als interessant gesehen werden). Diese können dann über die Nutzer einfach gefiltert werden. Frage mich nur, wie viel Facebook für die Daten verlangen wird ;-)