Die Schere zwischen Produzenten und Konsumenten im sozialen Internet öffnet sich. Immer mehr Menschen konsumieren dort Informationen, Videos, Musikstücke oder Blogbeiträge, die aber von einem gleichbleibenden Nutzeranteil produziert werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von Forrester Research in Europa. Danach beträgt der Anteil der Inhalteproduzenten gleichbleibend rund 14 Prozent der gesamten Online-Nutzerschaft.
„Nicht jeder hat ein brennendes Interesse, ein Reporter, Industrieanalyst, Videofilmer, Musiker, ein Denker, Herausgeber oder Sender zu sein”, sagt Augie Ray von Forrester. Typischerweise nutzen die aktiven Produzenten die neuen Techniken zuerst, bevor die eher inaktiven Konsumenten folgen. Folgerichtig ist in den vergangenen beiden Jahren der Anteil der Menschen, die im sozialen Web Unterhaltungen führen, also Statusmeldungen in sozialen Netzwerken wie Facebook abgeben oder auf Twitter Kurznachrichten veröffentlichen, stark gestiegen. 31 Prozent der Onliner in Europa gehören inzwischen zu dieser Gruppe.
Parallel hat si ch auch der Anteil der Teilnehmer, die ein Profil in einem sozialen Netzwerk unterhalten, kräftig auf 41 Prozent aller Internetnutzer in Europa erhöht. Und etwa jeder fünfte Onliner bewertet Produkte, kommentiert Blogbeiträge anderer Nutzer und schreibt Beiträge in Foren oder einem Wiki. Gar 54 Prozent aller Onliner lassen sich der Gruppe der Beobachter zuordnen, die Inhalte auf Facebook oder Twitter anschauen, hat Forrester in seinem Bericht „European Social Technographics 2010″ errechnet.
Die wenigen aktiven Nutzer erhalten im sozialen Internet somit ein größeres Publikum und einen größeren Einfluss, wie eine aktuelle Studie des Nachrichtensenders CNN ergeben hat. Danach sind 27 Prozent der Menschen, die Informationen in sozialen Netzwerken oder per E-Mail teilen, für 87 Prozent dieser „Shared News” verantwortlich. Im Durchschnitt empfiehlt ein Nutzer seinen Freunden 13 Geschichten in der Woche.
Mit Hilfe biometrischer Verfahren und einer Analyse der Augenbewegungen haben die Forscher zudem herausgefunden, dass die Menschen, die eine Nachricht als persönliche Empfehlung aus ihrem sozialen Netzwerk erhalten haben, sich mit einer 19 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit an die darin genannte Marke erinnern können und diese Marke mit einer 27 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit auch gut finden. „Mehr Menschen verbringen mehr Zeit und erhalten mehr Informationen aus sozialen Netzwerken. Und wenn Zeit in und Aufmerksamkeit der Konsumenten dorthin gehen, werden die Investitionen der Marketers folgen”, sagt Ray.
Die Forrester-Untersuchung, deren Datenerhebung im Frühjahr stattfand, zeigt Deutschland in fast allen Kategorien noch als Schlusslicht in Europa. Das gilt sowohl für den Anteil der Inhalteproduzenten als auch für die 42 Prozent der Internet-Nutzer, die Inhalte aus den sozialen Medien konsumieren. Inzwischen dürfte Deutschland aber aufgeholt haben.
Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Comscore besuchen im Monat rund 38 Millionen Menschen in Deutschland soziale Netzwerke. Das sind mehr Menschen als in Großbritannien oder Italien, die in der Forrester-Untersuchung als Vorreiter in Europa gelten. Das führende soziale Netzwerk Facebook hat inzwischen zwölf Millionen Nutzer in Deutschland, davon sind etwa acht Millionen täglich auf der Seite unterwegs.
Links zum Einsatz vom Social Media in Unternehmen:
- – Dell: “Social Media wird in allen Unternehmen selbstverständlich sein
- – Unternehmen und Organisationen fehlen Strukturen für Social Media
- – Mehr Aktionismus als Strategie: Social Media in Unternehmen
– 80 Prozent der Führungskräfte nutzen soziale Medien - – Collaboration: Social Media ist der nächste große Schritt
- – “Viele Führungskräfte sind zu alt für Social Media”
- – Dax-Konzerne erreichen 10 Millionen Menschen in sozialen Netzwerken
- – Unternehmen bauen Engagement in sozialen Netzwerken aus
- – Kein Marketing ohne Internet
- – Unternehmen tasten sich langsam an das Web 2.0 heran
- – Die Angst der Unternehmen vor Twitter
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Hat irgendjemand geglaubt, dass die 1%-rule ein (un)geschriebenes Gesetz ist? Es ist nur eine Theorie. Die Differenzierung steigt und mit der Ablenkung auch die aktive Teilnahme. Mittel-/Langfristig könnte sich das wieder ändern, gerade auch durch automatisiert publizierte “Inhalte” und weiter steigende Medienkompetenz samt dem Wunsch nach Teilhabe.
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Gibt’s auch einen Link zur Originalstudie? Oder ist die hinter Zahlwänden verbunkert?
@ Marcel Bernet: Ja, Paywall....
@ Marcel Bernet: Ja, Paywall.
Die Anzahl der Produzenten...
Die Anzahl der Produzenten wird weiter zunehmen. Überhaupt wird produzieren und konsumieren immer mehr konvergieren. Wer zukünftig im Web konsumiert, wird auch produzieren.
Wie kann das sein? Sind die...
Wie kann das sein? Sind die Produzenten ein “gleichbleibender Nutzeranteil” dann werden sie doch bei einer steigenden Nutzerzahl auch mehr. Oder gilt “Immer mehr Konsumenten, gleichbleibend viele Produzenten” – dann sinkt doch der Anteil an den Nutzern. Oder nicht?