Wie das Internet in zehn Jahren das Informationsverhalten der Menschen in Deutschland geändert hat, zeigen die folgenden Grafiken, die auf der Allensbacher Computer- und Technikanalyse (Acta) beruhen. Danach informieren sich die Menschen über ein Thema heute primär im Internet, was zu Lasten aller anderen traditionellen Medien geht – mit Ausnahme des Radios.
Besonders stark ist die Änderung bei jungen Menschen zwischen 20 und 29 Jahren.
Der Trend, sich im Internet zu informieren, ist auch in der Nachfrage nach Nachrichten zu beobachten. Der Anteil der Menschen, der sich am Vortag im Internet über das aktuelle Geschehen informiert hat, ist seit 2004 im Durchschnitt der Erwachsenenbevölkerung von 10 auf 24 Prozent gestiegen. Deutliche Zuwächse zeigen sich vor allem in den Altersgruppen zwischen 20 und 39 Jahre.
Während das Fernsehen und das Radio als Nachrichtenmedium in diesem Zeitraum kaum verloren haben, ist die Zahl der regelmäßigen Zeitungsleser in diesem Zeitraum von 52 auf 45 Prozent im Durchschnitt der Erwachsenenbevölkerung gesunken. Mit 10 Prozentpunkten ist der Rückgang in der Altersgruppe zwischen 20 und 29 Jahre besonders stark. Dagegen ist die Zeitungslektüre unter den jungen Menschen zwischen 14 und 19 Jahren in diesem Zeitraum nicht gefallen.
Damit ist die Zeitung als Nachrichtenquelle bei den Menschen über 30 Jahre weiterhin wichtiger als das Internet, das allerdings bei den jüngeren Menschen bereits Nachrichtenquelle Nummer eins ist. Wird die Gruppe der 20 bis 39 Jahren alten Akademiker betrachtet, hat das Internet die Zeitung in diesem Jahr überholt.
Auch das Medienbudget verschiebt sich eindeutig in Richtung Internet:
Inzwischen nutzen 81 Prozent der Menschen in Deutschland das Internet, hat die Acta ergeben. Da schon drei Viertel aller Haushalte über einen schnellen Breitband-Anschluss verfügen, wird das Netz immer intensiver genutzt: 59 Prozent der Menschen sind inzwischen täglich online; 44 Prozent sogar länger als eine Stunde am Tag, hat die Umfrage ergeben. Die Computerkenntnisse nehmen weiter zu. 37 Prozent der Befragten schätzen sich als fortgeschritten ein; weitere 14 Prozent sogar als Profis. Der Anteil der Computerlaien ist in den vergangenen zehn Jahren von 33 auf 11 Prozent der Bevölkerung gefallen.
22 Prozent der Menschen gehen inzwischen auch unterwegs ins Internet. Meist wird dafür noch ein Laptop verwendet, aber der Einsatz internetfähiger Handys (Smartphones) steigt rapide an. Hatten vor zwei Jahren nur 3 Prozent der Menschen ein solches Gerät in der Taschen, sind es jetzt schon 12 Prozent, hat die Acta ergeben. Neue Geräte wie der Tablet-Computer iPad treiben die Nachfrage weiter hoch: Zwar besitzt erst 1 Prozent der Bevölkerung ein iPad, aber 22 Prozent denkt über den Kauf eines solchen Gerätes nach. 71 Prozent der Menschenunter 30 Jahren und immerhin 50 Prozent der Gesamtbevölkerung können sich ein Leben ohne Handy nur noch schwer vorstellen.
Unter den Online-Nutzungsarten legt vor allem die Kommunikation kräftig zu. Zwei Drittel der jungen Menschen unter 30 Jahre sind täglich mehrfach per Handy oder Internet mit anderen Menschen in Kontakt. In der Gesamtbevölkerung ist dieser Anteil inzwischen auf 43 Prozent gestiegen. Bevorzugter Ort für die Kommunikation sind die soziale Netzwerke: Der Anteil der 14- bis 19-Jährigen, die Mitglied eines solchen Netzwerks wie Facebook sind, ist in den vergangenen beiden Jahren von 42 auf 67 Prozent gestiegen. In den älteren Gruppen ist der Anteil niedriger, hat sich im vergangenen Jahr aber verdoppelt.
Wer in einem sozialen Netzwerk aktiv ist, verbringt insgesamt deutlich mehr Zeit im Netz als die Nicht-Mitglieder. Zum Beispiel sind 60 Prozent der Netzwerker mehrmals täglich online, während der Anteil in der Gesamtbevölkerung nur 32 Prozent beträgt.
Mit dem Internet verändern sich auch die Mediengewohnheiten der Menschen. Für ein Drittel der Menschen gehört das Internet inzwischen zu den wichtigsten Informationsquellen. An der Spitze liegen weiterhin das Fernsehen und die Zeitungen, wenn auch mit stetig sinkender Bedeutung. Zum Beispiel hat sich der Abstand zwischen Zeitung und Internet als wichtiger täglicher Informationsquelle in den vergangenen sechs Jahren von 44 auf 13 Prozent verringert.
Der Medienwandel in Richtung Internet hat sich in der Krise noch beschleunigt, hat das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC in seinem Media Outlook festgestellt. Mit der veränderten Nutzung werden auch die Geldströme ins Netz umgeschichtet. Bereits 2010 geben Konsumenten mehr Geld für ihren Internetzugang aus als für Fernsehen. Vom Jahr 2012 an werden die Ausgaben für Internetzugänge das Haushaltsbudget für Bücher übersteigen, schätzt PwC. Im kommenden Jahr werde das Internet die Zeitung als ehemals umsatzstärkstes Werbemedium in Deutschland ablösen und bis zum Jahr 2014 einen Werbemarktanteil von 32 Prozent erzielen. Denn mit der zunehmenden Internetnutzung verlagern auch die Werbungtreibenden ihre Budgets immer mehr online. „Der Siegeszug der Onlinewerbung war absehbar. Durch die Wirtschaftskrise hat sich der strukturelle Wandel der Medienbranche aber erheblich beschleunigt. Die Konsumenten wandern verstärkt ins Internet und verbringen immer mehr Zeit online. Diesem Trend folgen die Werbebudgets. Zusätzlichen Schub gewinnt die Entwicklung durch das mobile Internet, das dank attraktiver Endgeräte, schneller Mobilfunknetze und Datenflatrates zunehmend an Bedeutung gewinnt”, sagt Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC.
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ja, und der minister...
ja, und der minister hägele?
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der minister hägele spielte bei allensbacher umfragen eine rolle, bei denen nach der bekanntheit und beliebtheit bad.-württ. landespolitiker gefragt wurde.
minister hägele war weder übermässig beliebt, noch übermässig unbeliebt, er war die personifizierte mittelmässigkeit und eigentlich gab es ihn gar nicht.
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oder anders, in diesem lande ist bild das leitmedium.
geahd mit dem pfeahd wusste, bild, bams und private fernsehsender können einen politiker ins amt schreiben. noch hat das internet nicht bewiesen, dass es das auch kann.
Ich schätze in ~20 Jahren...
Ich schätze in ~20 Jahren wird sich das noch drastischer ändern. Dann werden die “alten Medien” wie z.B. das Fernsehn und Print Medien noch weniger vertreten sein (wie man ja jetzt schon bei den 20-29 jährigen sieht).
ist klar, dass der Einbruch...
ist klar, dass der Einbruch bei den Zeitungen und Zeitschriften liegt, während das Radion gleichbleibende Werte erhält. Vielleicht liegt es nicht nur an der technischen Entwicklung, sondern auch an der abnehmenden Qualität des deutschen Zeitungsmarktes.
Langfristig wird man gar nicht...
Langfristig wird man gar nicht mehr von traditionellen Medien sprechen: TV, Rundfunk, Print, usw. werden miteinander verschmelzen.
Anzumerken ist aber auch dass...
Anzumerken ist aber auch dass die Menschen keineswegs (oder nicht unbedingt) weniger “fernsehen” oder “Zeitung” lesen, sondern dies einfach auf anderem Wege tun. Schliesslich ist es dem Nutzer egal ob seine Fernsehsendung über den Monitor per DVB-T flimmert, als Stream im Netz läuft, bei YouTube geschaut wird, physisch als DVD geliehen oder online gekauft wird. Und dieser FAZ-Artikel stammt ja auch aus einer Zeitung, nur eben nicht druckt. Ob die Zeitung nun an eine Wand projeziert, vorgelesen, auf dem iPad konsumiert, auf Papier in der U-Bahn genutzt oder per Web-Browser angeschaut wird bringt der Zeitung insgesamt nicht weniger Nutzer.
@ Sebastian Winkelmann:...
@ Sebastian Winkelmann: Natürlich besteht die Herausforderung darin, dass sich die Medien an das geänderte Mediennutzungsverhalten anpassen. Klassische Medien müssen ihre Inhalte im Internet anbieten, was ihnen in der Summe meist mehr Nutzer/Leser/Zuschauer bringt. Das Problem ist die Monetarisierung.
@Sebastian W., ganz so einfach...
@Sebastian W., ganz so einfach ist es dann doch nicht, denn eine Klientel wie bspw. die FAZ-Leser wäre schon verärgert, könnte man die Zeitung nur digital lesen, sprich, die FAZ würde mindestens 50% der Zeitungsleserleser verlieren, nicht zu vergessen die gewerbl. Abonnenten wie Gastronomie, Hotelerie etc. Die online-Inhalte sind m. E. nur durch die Druckausgaben zu finanzieren. Und solange die Auflage stimmt, geht auch die faz-net. Auch wenn es online-Werbeeinnahmen gibt. Die digatele Medienwelt führt ein finanz. Schattendasein – und bei vielen Medien mit inflatinoärer Informationsdarbietung. Also: kauft Zeitungen und Bücher, ebooks sind Mist.
Ich selbst informiere mich...
Ich selbst informiere mich inzwischen auch fast nur noch über das Internet bzw. sehe ich die wenigen Fernsehsendungen, die sich lohnen, auch nur noch per PC. Erstaunt bin ich aber, dass das Fernsehen bei den Akademikern (siehe letzte Grafik) in der Bedeutung zuletzt zugelegt hat, ich hätte gedacht, dass die Wichtigkeit dieses Mediums noch stärker gesunken wäre, denn in meinem Umfeld ist der Fernsehkonsum stark rückläufig.
Der große Entwicklung ist...
Der große Entwicklung ist doch klar zu erkennen. Die innovative Bevölkerungsschicht sucht die elektronische Zeitung (Internet) als Informationsquelle. Das hat auch Kostengründe. Gerade als Berufsanfänger hat man nicht soviel Geld zu Verfügung. Die jüngere Bevölkerungsschicht liest bei Ihren Eltern, deshalb noch keine Änderung. Die Zeitungen müssen sich auf Premium-Inhalten im Internet umstellen, die etwas kosten. Normale Nachrichten können auch heute schon von den großen Zeitungen ohne Probleme durch Werbung im Internet mit Gewinn finanziert werden. Dort ist sicherlich noch viel Potenzial, mehr zu monetarisieren (alleine wenn ich mir diese Seite ansehe, könnte ich heulen). Hintergrundberichte und detaillierte, exklusive Berichte gehören in einen Premiumbereich, der extra kostet. Meine Meinung: Die gedruckte Zeitung wird immer mehr an Bedeutung verlieren und irgendwann verschwinden, weil sich die Druckkosten und der Versand nicht mehr rentieren. Das wird zwar noch 20 Jahre dauern aber es kommt. Gerade E-Book-Reader werden das ausgedruckte Magazin oder Zeitung in die Ecke drängen.
Sehr interessanter Artikel,...
Sehr interessanter Artikel, wirklich krass was so ein paar Statistiken belegen können.