Netzwirtschaft

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Die iWelt oder wie Apple das Web umgehen will

| 13 Lesermeinungen

Die eigentlich spannende Ankündigung von Apple war nicht das neue MacBook Air. Er war die Ankündigung, die Apps künftig auch auf Computer zu übertragen und in die nächste Version des Mac-Betriebssystems zu übertragen. Das könnte eine gute Nachricht für Inhalteanbieter wie die Verlage sein. Denn die Basis für ihre Apps könnte auf einen Schlag sprunghaft steigen, wenn die Apps plötzlich auch auf den Macs laufen. Aber viele machen sich Sorgen um das offene Internet.

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Steve Jobs schließt den App-Kreis: Nach iPhone und iPad kommen die Apps jetzt auf das neue MacBook Air. Foto APF

Die eigentlich spannende Ankündigung von Apple war nicht das neue MacBook Air. Er war die Ankündigung, die Apps künftig auch auf Computer zu übertragen und in die nächste Version des Mac-Betriebssystems zu integrieren. 

Das könnte eine gute Nachricht für Inhalteanbieter wie die Verlage sein. Denn die Basis für ihre Apps könnte auf einen Schlag sprunghaft steigen, wenn die Apps plötzlich auch auf den Macs laufen. Zwar müssten die Verlage wie gewohnt 30 Prozent ihres Umsatzes an Apple abgeben und sich den Bedingungen des Unternehmens unterwerfen, aber der größere Hebel könnte diese Schmerzen lindern. Vorausgesetzt, die Mac-User sind genauso zahlungsfreudig wie die iPad- und iPhone-Nutzer, wie eine Nielsen-Umfrage unter mehr als 5000 Nutzern mobiler Geräte herausgefunden hat. Danach haben schon 63 Prozent der iPad-Besitzer eine kostenpflichtige App heruntergeladen.

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Nun ist Apples Anteil im Computermarkt weit kleiner als sein Ruf. Auf dem amerikanischen Markt betrug Apples Marktanteil im dritten Quartal 10 Prozent; auf dem Weltmarkt ist der Anteil noch geringer, hat Gartner errechnet. Allerdings sind in diesen Zahlen die gut 4 Millionen verkauften iPads nicht eingerechnet, die das Unternehmen zwischen Juli und September verkaufen konnte. Dennoch hat Apples Ankündigung ausgereicht, die Konkurrenz nervös zu machen. Kurz nach der Ankündigung von Jobs fragte Mozilla-Direktor Mike Beltzner auf Twitter, wann Apple die Auslieferung seines Browsers Safari einstellen würde. “Nach der heutigen Keynote ist es offensichtlich, dass Apple das Web umgehen will”, twitterte Beltzner.

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Tweet von Mozilla-Direktor Mike Beltzner nach der Apple-PK

Und dem bekannten Blogger John Battelle platzte gleich der Kragen: “Ich habe nicht viel Hoffnung, dass der Mac weiterhin ein Computer im eigentlichen Sinn des Wortes ist. Ein Computer, auf dem sich die Nutzer aussuchen können, welche Applikationen sie darauf laufen lassen, welche Applikationen entwickelt werden und wie man sich darauf ausdrücken kann“.  Und Battelle legte gleich noch nach. “Apple bringt den Mac in eine iWelt. Eine Welt von Apple kontrollierter, geschlossener, manikürter Gärten wie das iPhone, iPad oder iTunes”. Beltzner und Battelle fürchten, dass Apple immer größere Teile des Internet kontrollieren könnte. Dieser Teil des Netzes wäre dann nicht mehr offen, sondern eben von Apple kontrolliert. 

Diese Diskussion um das offene Web nimmt an Schärfe zu. Erst Anfang der Woche hatte Jobs ungewohnt aggressiv gegen die “fragmentierten” offenen Systeme gewettert und sein System nicht aös geschlossen, sondern als “integriert” bezeichnete. Der große Gegenspieler von Apple heißt Google, denn die Suchmaschine kann in den Apps weder suchen noch Werbung schalten. Je größer die App-Welt wird, desto kleiner ist der Markt für Google. Daher hatte der Google-Chef Eric Schmidt im FAZ-Interview gar von einer “strategischen Schlacht” um das Internet gesprochen. “Offenheit ist meine Religion. Google hat eine große Wette auf das offene Internet laufen”. Das Thema bleibt also spannend – und emotional, wie mir die Diskussion um meinen Beitrag “Apps sind ein Übergangsphänomen” gezeigt hat. In die gleiche Richtung argumentiert Marco Frodl in seinem Stück: “Warum man keine nativen Apps mehr braucht“. Anderer Meinung ist Martin Weigert, der Steve Jobs dankbar ist. 

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13 Lesermeinungen

  1. Harald sagt:

    Egal wie genail und...
    Egal wie genail und Benutzerfreundlich auch die Apple-Produkte (alle voran das iPhone) sind ist der Weg zurück zum One-Way-Web echt erschreckend. So erschreckend, dass ich eigentlich schon das iPad boykottiere. Finde es stylish, hätte es gerne, aber nicht nur die Gate-Keeper Manier names App-Store, sondern auch die Verbannung von Flash oder keinen USB Anschluss ???? Hallo gehts noch?
    Wer macht die Regeln? Steve oder die Verbraucher? Alle total geblendet durch ein geniales Marketing. Leider hat Apple keine Abnehmer. Man könnte schon fast von Jüngern sprechen, die durch nichts zu erschüttern sind. Und das Schlimmste ist: Ich habe selbst ein iPhone …. Sorry!

  2. Ich frage mich, wann Steve...
    Ich frage mich, wann Steve aufhört Safari auszuliefern? Apple umgeht das Web in Gänze und auch die Mac Apss tragen ihren Teil dazu bei, das Web auszuschliessen.
    Eine sehr bedenkliche Entwicklung und Eric Schmidt hat schon Recht wenn er von einer “Strategischen Schlacht um das Internet” spricht, denn Steve möchte gar nicht, dass wir im Web sind, sondern wir uns ausschliesslich in seinem Ökosystem bewegen. Wenn ich 15 Jahre zurück denke, dann fällt mir ein wie uns alle glauben machen wollten Bill Gates wolle die Welt kontrollieren… nur gegen Steve ist Bill ein Lämmchen!

  3. Lena Doppel sagt:

    Ich weiss nicht warum bei dem...
    Ich weiss nicht warum bei dem Thema so die Emotionen hochgehen. Früher nannte man das was Stevie da anbieten will “Free- und Shareware” und man musste und muss es sich auf hunderten Seiten selber zusammensuchen.
    Apple bietet ja heute schon ein Directory dieser Software, warum nicht gleich auch als Distributor auftreten?
    An dem Tag an dem auf einem Nac NUR MEHR Apple Programme laufen, naja an dem Tag plus ein paar jailbreake ich meinen Mac :-)
    Ich hab das auch nicht so verstanden dass lächerliche iPhone und iPad-Apps (für inkling for iPad würd ich eine Ausnahme machen ;-) auf meinem Mac laufen sollen, sondern gscheite Programme über den App.-Macstore vertrieben werden.
    Dodl-Surf-Compis wie das iPad und Phones kann der Stevie gerne beschränken, ich mach mir da nicht einmal die Mühe eines jailbreak, aber mein Arbeitsgerät lass ich mir nicht ideologisch aufladen. Nicht von den Fanboys und nicht von den Anti-Fanboys.
    Open vs closed Internet wird nicht von Apple entschieden werden, jede Diskussion darüber heizt nur den Marketinghype an. Ignorante Elitisten mit unter 20% Marktanteil (bei Mobiltelefonen noch weniger) sollt man nicht auch noch füttern.
    Steve Jobs ist meiner Meinung nach ein Troll.

  4. Florian sagt:

    Anscheinend funktioniert...
    Anscheinend funktioniert apple.com nicht nur bei mir nicht: https://www.macnews.de/news/57935/css-fehler-auf-apple-com-firefox-entwickler-veragert/
    Scheint ein weiter “Beleg” zu sein, dass Apple auf diesem Weg ist…schade.

  5. Hicum sagt:

    Ich finde, dass es wichtig ist...
    Ich finde, dass es wichtig ist sich von den Windows Nutzern zu unterscheiden!
    Apple macht das Leben amüsanter, interessanter und vorallem einfacher. Ich bin kein Programierer und lebe nicht in einem geschlossenen Raum… um sich zu entfallten, braucht man etwas schönes vor seinen Augen. Viele Menschen verbringen den hlaben Tag oder mehr vor dem Rechner. Entwicklung ist alles. Das es keine USB Anschlüsse gibt ist vielleicht zu früh, aber umso schneller wir damit klar kommen, desto besser wirds in der Zukunft!
    Insgesammt denke ich, dass wenn ein normaler Mensch sich an einen Apple gesetzt hat und sich damit 10 Tage auseinander setzt, wird er verstehen, dass es nichts besseres geben kann. In meiner Firma haben wir 15 Apple und 3 Windows seats… aber alle sind der Meinung, dass Apple besser Funktioniert und das nicht nur im Design.
    Take the easy way…

  6. Albert sagt:

    es tut mir leid, ich kann mich...
    es tut mir leid, ich kann mich garnicht mit diesem Artikel anfreunden. Ich frage mich ernsthaft, warum alle die entwicklung so schwarz sehen.
    der Appstore für den Mac ist doch nur so etwas wie eine Packetverwaltung bei Linux, nur das ein grosser Teil kostenpflichtig sein wird. Ob iPad Apps oder gar iPhone Apps auf den Mac kommen ist im grossen rahmen wohl nicht zu denken.

  7. mcarla sagt:

    Ich finde diese Diskussion...
    Ich finde diese Diskussion sehr spannend. Stellen wir uns mal vor Google oder Microsoft würden so agieren – der Aufschrei wäre wahrscheinlich auch außerhalb des World Wide Webs zu hören.
    Apple war eben schon immer etwas anders als die anderen kleinen Mitspieler im großen weiten Sandkasten…
    Beste Grüße
    Mario Carla

  8. ThorHa sagt:

    Solange es benutzungsfähige...
    Solange es benutzungsfähige Alternativen am Markt gibt, kann einem die Einstellung eines einzelnen Anbieters herzlich gleichgültig sein. Was Technikverliebte darüber hinaus nie verstehen wollen – es gibt einen klaren, erkennbaren Markt auch für Computer (mobile eingeschlossen), bei denen Käufer ihr Gerät für bestimmte Zwecke nutzen wollen, ohne alle drei Tage an Tücken des Gerätes oder seiner Software (was diese Nutzer eh nicht unterscheiden wollen) herumdoktoren zu müssen. Sind diese Geräte dann auch noch elegant und leichter zu bedienen, als die Konkurrenz, werden sie gekauft. Alles andere ist Marketing und/oder Ideologie.

  9. Die Zukunft der Computer liegt...
    Die Zukunft der Computer liegt auf dem Rücken der Browser. Nämlich in Form von PlugIns, heute noch Apps genannt. Microsoft hat angekündigt sein Office in Zukunft auch für die breite Masse als “shared Application” über das Internet anzubieten. Dabei mietet man gerade den Teil den man braucht, z.B. Excel. Der Schritt dann Apps über das Internet in einen Browser zu laden und dort zu verwenden ist nicht mehr weit. Aus meiner Sicht werden die Apps, also “shared Applications” die Vertriebskanäle von Morgen. Wen juckt es da auf welchem Betriebssystem das dann läuft? Und, ich finde diese Entwicklung genial. Ein grosser, breiter Markt für Apps (also Software) und Inhalte (Verlage, Movies, etc.) entsteht, an denen auch kleine Unternehmen rege teilnehmen können. Die grossen werden sich nur über Vertriebskanäle, Qualitäten und Usability definieren. So wie es jetzt schon Apple über iTunes tut, Amazon über ihr Shop-System und Google über Google Suche. Bei Microsoft und anderen, habe ich die Strategie leider noch nicht erkannt und auch deren Angst vor der Konkurrenz nicht verstanden.

  10. Renko sagt:

    "Der große Gegenspieler von...
    “Der große Gegenspieler von Apple heißt Google, denn die Suchmaschine kann in den Apps weder suchen noch Werbung schalten. Je größer die App-Welt wird, desto kleiner ist der Markt für Google. ”
    1. Google ist auf iOS Geräten standardmäßig als Suchmaschine vorinstalliert. Google überweist Apple angeblich einen dreistelligen Millionenbeitrag dafür.
    2. AdMob, der bislang größte Anbieter von Werbung auf iOS-Geräten, ist ein Tochterunternehmen von – Überraschung! – Google.
    “Ich habe nicht viel Hoffnung, dass der Mac weiterhin ein Computer im eigentlichen Sinn des Wortes ist. Ein Computer, auf dem sich die Nutzer aussuchen können, welche Applikationen sie darauf laufen lassen, welche Applikationen entwickelt werden und wie man sich darauf ausdrücken kann”
    Dieser Blogger hat die Hälfte der Keynote verschlafen. Ansonsten wäre im aufgefallen, dass man immer noch herunterladen und installieren kann, was man will. Es ist nur ein zusätzlicher Vertriebskanal dazugekommen. Ich habe auf dem Rechner auch iTunes, dennoch ist der größte Teil meiner großen Musiksammlung nicht über iTunes erworben worden. Dennoch wird sie von dem Programm ohne Probleme akzeptiert. Genauso wird es sich auch mit dem Mac-Appstore verhalten.
    “Beltzner und Battelle fürchten, dass Apple immer größere Teile des Internet kontrollieren könnte.”
    Das wollen Yahoo, Google, Facebook usw…, aber Apple? Die neue Serverfarm wird einige Dienste in die Cloud verlagern, aber daraus auf eine Kontrolle des Internets zu schließen ist sehr mutig.

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