Steve Jobs schließt den App-Kreis: Nach iPhone und iPad kommen die Apps jetzt auf das neue MacBook Air. Foto APF
Die eigentlich spannende Ankündigung von Apple war nicht das neue MacBook Air. Er war die Ankündigung, die Apps künftig auch auf Computer zu übertragen und in die nächste Version des Mac-Betriebssystems zu integrieren.
Das könnte eine gute Nachricht für Inhalteanbieter wie die Verlage sein. Denn die Basis für ihre Apps könnte auf einen Schlag sprunghaft steigen, wenn die Apps plötzlich auch auf den Macs laufen. Zwar müssten die Verlage wie gewohnt 30 Prozent ihres Umsatzes an Apple abgeben und sich den Bedingungen des Unternehmens unterwerfen, aber der größere Hebel könnte diese Schmerzen lindern. Vorausgesetzt, die Mac-User sind genauso zahlungsfreudig wie die iPad- und iPhone-Nutzer, wie eine Nielsen-Umfrage unter mehr als 5000 Nutzern mobiler Geräte herausgefunden hat. Danach haben schon 63 Prozent der iPad-Besitzer eine kostenpflichtige App heruntergeladen.
Nun ist Apples Anteil im Computermarkt weit kleiner als sein Ruf. Auf dem amerikanischen Markt betrug Apples Marktanteil im dritten Quartal 10 Prozent; auf dem Weltmarkt ist der Anteil noch geringer, hat Gartner errechnet. Allerdings sind in diesen Zahlen die gut 4 Millionen verkauften iPads nicht eingerechnet, die das Unternehmen zwischen Juli und September verkaufen konnte. Dennoch hat Apples Ankündigung ausgereicht, die Konkurrenz nervös zu machen. Kurz nach der Ankündigung von Jobs fragte Mozilla-Direktor Mike Beltzner auf Twitter, wann Apple die Auslieferung seines Browsers Safari einstellen würde. “Nach der heutigen Keynote ist es offensichtlich, dass Apple das Web umgehen will”, twitterte Beltzner.
Tweet von Mozilla-Direktor Mike Beltzner nach der Apple-PK
Und dem bekannten Blogger John Battelle platzte gleich der Kragen: “Ich habe nicht viel Hoffnung, dass der Mac weiterhin ein Computer im eigentlichen Sinn des Wortes ist. Ein Computer, auf dem sich die Nutzer aussuchen können, welche Applikationen sie darauf laufen lassen, welche Applikationen entwickelt werden und wie man sich darauf ausdrücken kann“. Und Battelle legte gleich noch nach. “Apple bringt den Mac in eine iWelt. Eine Welt von Apple kontrollierter, geschlossener, manikürter Gärten wie das iPhone, iPad oder iTunes”. Beltzner und Battelle fürchten, dass Apple immer größere Teile des Internet kontrollieren könnte. Dieser Teil des Netzes wäre dann nicht mehr offen, sondern eben von Apple kontrolliert.
Diese Diskussion um das offene Web nimmt an Schärfe zu. Erst Anfang der Woche hatte Jobs ungewohnt aggressiv gegen die “fragmentierten” offenen Systeme gewettert und sein System nicht aös geschlossen, sondern als “integriert” bezeichnete. Der große Gegenspieler von Apple heißt Google, denn die Suchmaschine kann in den Apps weder suchen noch Werbung schalten. Je größer die App-Welt wird, desto kleiner ist der Markt für Google. Daher hatte der Google-Chef Eric Schmidt im FAZ-Interview gar von einer “strategischen Schlacht” um das Internet gesprochen. “Offenheit ist meine Religion. Google hat eine große Wette auf das offene Internet laufen”. Das Thema bleibt also spannend – und emotional, wie mir die Diskussion um meinen Beitrag “Apps sind ein Übergangsphänomen” gezeigt hat. In die gleiche Richtung argumentiert Marco Frodl in seinem Stück: “Warum man keine nativen Apps mehr braucht“. Anderer Meinung ist Martin Weigert, der Steve Jobs dankbar ist.
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