Wer allerdings gehofft hat, das Ende des Vertriebsmonopols werde das iPhone zum Schnäppchen machen und einen deutlichen Tarifrutsch auslösen, wird enttäuscht: Die Tarife von Vodafone unterscheiden sich kaum von den neuen, vom 3. November an gültigen Telekom-Tarifen und auch O2 liegt nur geringfügig darunter. Die folgende Übersicht zeigt die Gesamtkosten für ein iPhone4 mit 32 Gigabyte über die Vertragslaufzeit von 24 Monaten, heruntergerechnet auf den durchschnittlichen Monatspreis. Die Tabelle darunter gibt an, welche Bestandteile die einzelnen Tarife umfassen. In allen Tarifen ist mindestens eine Datenflatrate enthalten. Das Spektrum reicht vom günstigsten Tarif von O2 mit Datenflat, aber ohne zusätzliche Komponenten, bis zu den teuren Tarifen, die Daten- und Sprachflats enthalten. Die Beträge zeigen also die monatlichen Mindestkosten, die natürlich überschritten werden können, wenn in andere Netze telefoniert oder über die in einigen Tarifen enthaltenen Inklusivminuten in alle Netze hinaus telefoniert oder gesimst wird.
Im O2o-Tarif kosten Gesprächsminute und SMS jeweils 0,15 Euro, in allen anderen Tarifen kostet die Gesprächsminute 0,29 Euro und die SMS 0,19 Euro. In den Telekom-Tarifen sind zudem kostenfreie W-Lan-Zugänge in den Hotspots des Unternehmens enthalten; bei Vodafone kommen 2 Wochen kostenloses Surfen im EU-Ausland dazu. Einmalige Bereitstellungspreise und Online-Rabatte sind nicht berücksichtigt. Der 1&1-Tarif ist mit dem 739 Euro iPhone von Apple gerechnet.
Inzwischen ziehen auch einige Discounter mit eigenen Angeboten nach. Beispiel: Simply. Entscheidend ist, dass die Discounter die kleinen Sim-Karten für das iPhone 4 anbieten. Dann sind diese Angebote für Wenigtelefonierer meist günstiger als die Angebote der großen Netzbetreiber. Eine Übersicht über die Prepaid-Angebote gibt es bei Teltarif.
Deutschland ist eines der letzten Länder, in denen Apple den Exklusiv-Vertrieb mit nur einem Netzbetreiber beendet. Auch in den Vereinigten Staaten wird die Bindung an AT&T bald aufgehoben; dann kommt Verizon als Vertriebspartner hinzu. Die Exklusivverträge haben Apple zwar eine hohe Marge je Gerät gesichert, da die Netzbetreiber einen großen Teil ihrer Einnahmen an Apple abgeben mussten. Allerdings stimmte die Masse nicht. So sind in Deutschland bisher erst geschätzte zwei Millionen iPhones im Markt, während in vergleichbaren Ländern, in denen der Exklusivvertrieb schon 2009 aufgegegen wurde, eine deutlich höhere Zahl abgesetzt wurde. Da Apple aber inzwischen immer mehr Konkurrenz von den Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android bekommt, fürchtet das Unternehmen um seine Marktstellung. Denn Apple, der Pionier im Smartphone-Markt, eilt also nur scheinbar von Rekord zu Rekord. Das Unternehmen verdient zwar mit dem Verkauf der iPhones und der Apps prächtig. Seit dem Marktstart der dritten iPhone-Generation 3GS im dritten Quartal 2009, als Apple 17,1 Prozent des Marktes für sich gewann, sinkt der Marktanteil des iPhone-Herstellers aber stetig. Apple hat immer nur ein Modell im Angebot, das mit fortschreitendem Lebenszyklus an Attraktivität verliert. Während der Markt zwischen dem ersten und zweiten Quartal um 13 Prozent gewachsen ist, hat Apple 350.000 iPhones weniger verkauft. Seit dem Höhepunkt hat Apple etwa 20 Prozent seines Marktanteils verloren.
Nach Ansicht von Carolina Milanesi von Gartner ist Apple mit seiner Position in dem kleinen, aber lukrativen Oberklassesegment des Marktes aber trotzdem zufrieden. „Ich erwarte nicht, dass Apple in den Massenmarkt einsteigen wird. Eine Strategie wie beim iPod, also mit verschiedenen Versionen und Preisen den ganzen Markt zu bedienen, wird es beim iPhone nicht geben. Apple will nicht Nokia werden”, sagte Milanesi. Dass Apple aufgrund der geringeren Reichweite weniger attraktiv für die App-Entwickler werden könnte, erwartet sie nicht. „Masse ist nicht alles. Es kommt auch auf die Margen an”, sagte die Analystin. Es mehren sich aber auch kritische Stimmen, die Apples Strategie, alles auf ein Gerät zu setzen, angesichts der wachsenden Konkurrenz für falsch halten. „Während der Smartphone-Markt förmlich explodiert, verkauft Apple weniger Geräte. Und das, obwohl eigentlich kein „iPhone-Killer” auf dem Markt ist. Wenn Apple das beste Gerät und die loyalsten Kunden hat, warum kann das Unternehmen dann keine Marktanteile gewinnen?”, fragt Industrieanalyst Tomi Ahonen. Und gibt sich selbst die Antwort: „Apples Strategie ist falsch. In einem stabilen Markt wie dem PC-Geschäft ist es gut, der Anbieter mit den höchsten Gewinnen zu sein. Aber in einer neuen Industrie mit rasantem Wachstum muss das Management eine richtige Balance zwischen Gewinnen und dem Ausbau des Marktanteils finden”, kritisiert Ahonen. Das sei nicht leicht, aber möglich. „In dieser Phase des schnellen Wachstums spielt der Preis noch keine große Rolle. Das ist die große und einmalige Chance für Apple als Premium-Anbieter, Gewinn und Marktanteil zu erhöhen. Später, wenn der Preis im Wettbewerb dominiert, muss Apple seine Position gegen Billiganbieter aus Asien verteidigen”, schreibt Ahonen und rät Apple zur Änderung der Strategie. Da die iPhone-Käufer nach durchschnittlich 18 Monaten ein neues Gerät wollen, zögern viele ihren Kauf um ein halbes Jahr hinaus, bis das neueste Modell auf dem Markt ist – oder greifen zu einem Konkurrenzprodukt. Mit Preisabschlägen auf das alte Modell im Frühjahr sei es möglich, diese Kunden zum Kauf zu bewegen. Eine andere Möglichkeit sei die Entwicklung eines iPhones Nano, analog zum Musikspieler iPod. Mit einem kleineren und günstigeren Gerät könne Apple auch unterhalb des Premiumsegmentes Kunden gewinnen, vermutet Ahonen. Gerüchten zufolge könnte Apple ein iPhone5 schon Anfang kommenden Jahres auf den Markt bringen, wenn die Antennenprobleme den Verkauf beeinträchtigen. Apple wird zunächst aber einen kleinen Schritt machen und zumindest den Vertrieb über Verizon ermöglichen, der in den Vereinigten Staaten einen besseren Ruf (und ein besseres Netz) als AT&T hat. Schon damit könnte der Marktanteil erhöht werden. Nach einer Studie warten 34 Prozent der iPhone-Besitzer darauf, zu Verizon wechseln zu können.
Und wer angesichts der Preise noch Argumente für den Kauf eines iPhones braucht, demsei folgendes Video ans Herz gelegt:
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