Netzwirtschaft

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Die Digitalisierung erfasst immer mehr Lebensbereiche. Wie sie sich auf Menschen und Märkte auswirkt, beleuchtet das Netzwirtschaft-Blog auf FAZ.NET.

Ebay: "Auf dem iPad wird mehr Geld ausgegeben als im Web"

| 7 Lesermeinungen

1,5 Milliarden Dollar Umsatz erzielt Ebay in diesem Jahr auf mobilen Geräten. Tablet-Computer wie das iPad und Smartphones werden den elektronischen Einkauf nachhaltig beflügeln, meint Steve Yankovich, der den M-Commerce bei Ebay verantwortet, im FAZ-Interview. Auf einem iPad schauen die Nutzer mehr Produkte an als im Web und geben auch mehr Geld aus. Jeden Tag melden sich viele neue Kunden auf dem iPad an, die vorher keine Ebay-Nutzer waren.

Bild zu: Ebay: "Auf dem iPad wird mehr Geld ausgegeben als im Web"1,5 Milliarden Dollar Umsatz erzielt Ebay in diesem Jahr auf mobilen Geräten. Tablet-Computer wie das iPad und Smartphones werden den elektronischen Einkauf nachhaltig beflügeln, meint Steve Yankovich, der den M-Commerce bei Ebay verantwortet, im FAZ-Interview. Auf einem iPad schauen die Nutzer mehr Produkte an als im Web und geben auch mehr Geld aus. Jeden Tag melden sich viele neue Kunden auf dem iPad an, die vorher keine Ebay-Nutzer waren. 

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FAZ: Worin liegt der größte Unterschied zwischen dem Einkauf am Computer zu Hause und dem mobilen Shopping?

Mobile Commerce erlaubt den Menschen, in dem Moment zu reagieren, in dem etwas passiert. Wer sich zum Beispiel in einem Pub über Fußball unterhält, kann spontan Tickets für das nächste Spiel ordern. Spontaneität ist aber nur ein Erfolgsfaktor. Ein Smartphone kann auch mehr als ein normaler Computer. Das Smartphone hat eine Kamera, gewöhnlich auch eine Satellitennavigation und ein Mikrofon. Damit lässt sich viel anfangen. Zum Beispiel lassen sich mit der Kamera die Barcodes der Produkte einscannen, die ge- oder verkauft werden sollen. Das Produkt muss dann nicht mehr umständlich gesucht oder beschrieben werden, sondern kann schnell zweifelsfrei identifiziert werden. Das treibt den Umsatz an.

FAZ: Viele stationäre Händler fürchten, dass die Kunden im Laden die Preise mit dem günstigsten Online-Händler vergleichen können – und dann per Fingertipp dort bestellen.

Die Transparenz wird es geben. Aber sie ist auch eine Chance für den Händler. Heute schauen sich die Menschen die Produkte im Laden an, gehen dann nach Hause und suchen im Internet nach dem günstigsten Anbieter. Im Laden kann der Händler noch reagieren und dem Kunden ein besseres Angebot machen.

FAZ: Der technische Fortsc Bild zu: Ebay: "Auf dem iPad wird mehr Geld ausgegeben als im Web"hritt ist damit aber noch nicht erschöpft.

Nein. Ein anderer Aspekt ist Augmented Reality …

FAZ: … die erweiterte Realität, mit der sich Zusatzinformationen auf einem Bild einblenden lassen …

… zum Beispiel in unserer Mode-App, in der die Nutzer 20 Millionen Kleidungsstücke über ein Foto oder dem aktuellen Kamerabild einblenden können, um zu sehen, ob es gut aussieht. Eine andere Anwendung haben wir für Sonnenbrillen gebaut: Mit Hilfe einer Gesichtserkennungssoftware können wir genau zeigen, wie eine Sonnenbrille aussieht und ob sie passt. Dann lassen sich verschiedene Farben oder Modelle ausprobieren, um das Passende zu finden. Und dann ist es nur ein Klick, das entsprechende Produkt auf Ebay zu suchen.

FAZ: Wie verändern Tablet-Computer wie das iPad von Apple den Einkauf per Mausklick?

Wir haben auch festgestellt, dass die Menschen auf dem iPad länger auf der Ebay-Seite verweilen als am PC. Wegen der einfachen Navigation mit den Fingern und der einfachen Filterung schauen sich die Menschen auch mehr Produkte an als im Web. Folgerichtig geben sie auch mehr Geld aus als beim Einkauf auf der Internetseite oder irgendeinem anderen mobilen Gerät. Auch die Conversionsrate auf dem iPad ist viel höher als auf anderen Geräten.

FAZ: Wird das iPad den E-Commerce beflügeln?

Ja, das glauben wir schon. Kein technisches Produkt hat sich so schnell so gut verkauft wie das iPad. Die Menschen mögen also die Art und Weise, sich Inhalte anzuschauen. Wir erwarten, dass viele Menschen, die auf einem Computer nicht eingekauft haben, direkt auf das iPad übergehen. Wir registrieren täglich viele neue Kunden auf mobilen Geräten, die vorher gar nicht bei Ebay waren.

FAZ: Werden auf dem iPad bevorzugt andere Produkte gekauft als im Web?

Nein, die großen Produktkategorien sind heute identisch wie im stationären Web. Mode, Autoteile, Technik, Haushaltsgegenstände und Gartengeräte. Langfristig kann ich mir vorstellen, dass mobile Aspekte die Reihenfolge aber verschieben können. Mode könnte zum Beispiel vom M-Commerce profitieren.

Links:

– “Der Wandel zum Social Commerce ist grundlegend”. Stephan Zoll, Deutschland-Chef von Ebay
– 
 Ebay-Chef Donahoe: “PayPal wird größer als Ebay”

 

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Tägliche Infos zur Netzökonomie:

Bild zu: Ebay: "Auf dem iPad wird mehr Geld ausgegeben als im Web" Twitter.com/HolgerSchmidt (Web / Media / Social Media) 
 Twitter.com/netzoekonom (Mobile / Telco) 

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 Netzökonom (Page)
 

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7 Lesermeinungen

  1. Philipp sagt:

    "Auf dem iPad wird mehr Geld...
    “Auf dem iPad wird mehr Geld ausgegeben als im Web”
    Das liegt in meinen Augen auch daran, dass der typische iPad Nutzer über ausreichend finanzielle Mittel verfügt und nicht jeden Euro zweimal umdrehen muss. Schließlich konnte er sich auch ein iPad leisten, was nicht gerade ein lebensnotwendiges Produkt ist. Zweifelsohne spielt aber auch die Usibility eine Rolle. Ich habe selbst kein ipad, nur ein iPhone. Aber auch hier ist die Versuchung im Appstore oft groß. Es gibt eine Menge Nützliches und der Kauf ist nur ein paar Klicks entfernt (keine aufwendige Registrierung oder Bestellprozess). Außerdem werden die wenigsten Nutzer lange über Centbeträge bzw. Kaufpreise von ein paar Euro nachdenken müssen.
    MfG
    Philipp

  2. Grosse Unternehmen wie eBay...
    Grosse Unternehmen wie eBay können die guten Chancen auf Handheld – Systemen gut nutzen, leider hinken die mittleren und kleinen Unternehmen nach. Detailhändlerfremde Branchen noch viel mehr. Dabei sind die Chancen riesig. Der grösste Vorteil ist sicher die grössere Preistransparenz, jedoch sehe ich die anderen qualitativen Merkmale mehr im Vordergrund mit starkem Potential erkannt zu werden. Alleine der Produktvergleich, die Transparenz über möglichst viele Produkte, grosse und mehrere Bilder von Produkten, sorgen für einen reflexartigen “haben will” Effekt. Dieser ist in einer spontanen Situation noch grösser, erst recht wenn man mit Freunden, Kollegen ja sogar mit Fremden vor dem Gerät sitzt, steht oder liegt. Durch das Browsen im Web lernt man neue Produkte kennen, die vielleicht in Qualität, Anmutung, Praktik, Handhabung, Schönheit … etc. viel besser sind als die, die man kennt. Das geht auf einem Handheld-System a la iPad mit all seinen Vorzügen leichter und schöner als auf einem Desktop-Computer. Ich befürchte manche Unternehmen scheuen die Konkurrenz im Web gerade deshalb und investieren nicht in Online-Systeme. Der Aufwand aufzusteigen wird aber immer schwieriger, denn Qualität der Online-Systeme und Prozessabläufe werden immer besser. Entweder man muss dann viel schmerzhaft nachholen oder höher investieren. eBay ist für mich übrigens eines der Systeme die keine gute Usability vorweisen, das ginge viel besser.

  3. Android sagt:

    Wie - die Ipad-Besitzer...
    Wie – die Ipad-Besitzer entpuppen sich als Besserverdienende, die sich durch besonders intensiven Konsum auszeichnen, anstatt im Sinne des interaktiven Mediums vom Empfänger zum Sender zu werden? Sie kaufen sich teure “Apps”, die Funktionen erfüllen, die andere sich gratis holen? Sie haben eher Interesse an einer neuen Sonnenbrille und der Bildzeitung, als an Wikileaks? I’m shocked!

  4. FAZ-ht sagt:

    @ Android: Der Kern lautet:...
    @ Android: Der Kern lautet: Auf dem iPad schauen die Menschen mehr Produkte an und kaufen am Ende auch mehr. Und die Ebay-App kostet natürlich nichts.

  5. Lars sagt:

    Ich denke Ipad User sind eine...
    Ich denke Ipad User sind eine eigene Zielgruppe für sich. Bei solch technikaffinen und Lifestyle orientierten User wird das Online-Shopping über kurz oder lang ohnhin zur Gewohnheit.

  6. sebiprivat sagt:

    Hallo!
    Ich denke, dass gerade...

    Hallo!
    Ich denke, dass gerade in der Zukunft noch weitere Steigerungen möglich sind.
    Apple zwingt zum Glück mit seinen strengen App-Vorgaben die Entwickler, sich auf das wesentliche zu konzentrieren und eine App für genau eine Aufgabe zu erstellen.
    Somit kann man auf dem iPad auch super shoppen, ohne groß abgelenkt zu werden.
    Ich glaube, dass dieser Trend auch viele Webseiten auf das wesentliche reduzieren wird.
    viele Grüße aus München,
    Sebastian

  7. Chris sagt:

    ich halte es für fragwürdig,...
    ich halte es für fragwürdig, vom Endgerät auf den Anwendungsort zu schließen. Gerade das iPad ist wohl eher ein Gerät für den stationären Einsatz als den mobilen. Viele Produkte anschauen ist wohl auch eher ein Indiz, dass das gemütlich zu Hause auf dem Sofa gemacht wird und nicht (mobil) im Pub. Dass das iPad zu Mehrnutzung bei ebay führt, glaube ich gerne. Aber das ist, gerade im Bezug auf das iPad, für mich nicht eine Frage von “Unterschied zwischen dem Einkauf am Computer zu Hause und dem mobilen Shopping”. Mobile Shopping geht sicherlich einfacher mit dem iPhone u.a. Smartphones – und die gibt es ja nun schon seit längerem.

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