Anders als klassische Internetseiten können Apps für Tablet-Computer wie das iPad die Print-Auflagen der Zeitungen und Zeitschriften kannibalisieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des amerikanischen Reynolds Journalismus Instituts, die 1600 iPad-Käufer nach ihrem Nutzungsverhalten befragt hat. Diese Käufer können meist zu den Nutzertypen gezählt werden, die neuen Techniken gegenüber aufgeschlossen sind und sie entsprechend früh ausprobieren.
84 Prozent dieser Befragten gaben an, auf dem iPad regelmäßig Nachrichten zu lesen – fast die Hälfte sogar mindestens eine Stunde am Tag. Die befragten Nutzer hatten offenbar ein hohes Interesse an Nachrichten, denn fast 60 Prozent hatten zum Zeitpunkt der Umfrage auch eine Zeitung abonniert. Allerdings berichteten drei von fünf Nutzern, die auf dem iPad täglich mindestens eine Stunde Nachrichten gelesen haben, ihr Print-Abonnement innerhalb der nächsten sechs Monate kündigen zu wollen. Ein Zehntel der Befragten hatte sein Zeitungsabonnement bereits vor dem Zeitpunkt der Umfrage zugunsten der Online-Nachrichten gekündigt, haben die Forscher herausgefunden. Damit bestätigt sich eine Befürchtung des Verlegers James Murdoch. „Das Problem mit den Apps ist, dass sie viel stärker die Printprodukte kannibalisieren als eine Internetseite. Die Menschen interagieren mit einer App sehr ähnlich wie mit einem traditionellen Produkt”, sagte Murdoch auf dem Monaco Media Forum.
iPad-App der New York Times
Oben: iPad-App der Bild (mit – nebenbei gesagt – unterirdischen Ladezeiten)
Unten: Bild-Printauflage (Quelle: Meedia Analyzer)
Als entscheidend für den Kauf einer Nachrichten-App nannten die Befragten einen Preis, der unterhalb der gedruckten Auflage liegt. Die App müsse Zugang zu allen Inhalten der gedruckten Ausgabe liefern, lautete eine weitere wichtige Anforderung. Zusätzliche Videos oder interaktive Funktionen wurden dagegen weit seltener gewünscht.
Die Bewertung des Leseerlebnisses auf dem iPad schwankte mit dem Alter: Je jünger die Befragten waren, desto besser bewerteten sie das Leseerlebnis auf dem iPad im Vergleich zur gedruckten Zeitung. Ältere Nutzer sehen das iPad für das Lesen von Nachrichten als wesentlich besser geeignet als kleine elektronische Geräte wie iPhone oder andere Smartphones.
Als beliebsteste Nachrichten-App nannten die Befragten die „New York Times”, „USA Today”, „The Associated Press” und das „Wall Street Journal”. Allerdings liegen Nachrichten-Angebote in der Rangliste der beliebtesten Apps nicht auf den vorderen Plätzen. Dort liegen Programme wie die Textverarbeitung Pages oder Spiele vorne.
Top 10 der kostenlosen iPad-Apps
1. iBooks
2. Pandora Radio
3. Netflix
4. Google Mobile App
5. Solitaire
6. Movies by Flixster-with Rotten Tomatoes
7. IMDb Movies & TV
8. Kindle
9. Google Earth
10.Virtuoso Piano Free 2 HD
Top 10 der kostenpflichtigen iPad-Apps
1. Pages
2. GoodReader for iPad
3. Numbers
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5. Keynote
6. Glee Karaoke
7. WolframAlpha
8. Pinball HD
9. Friendly Plus for Facebook
10. Star Walk for iPad
Top 10 der schnellst wachsenden iPad-Apps
1. Pages
2. Numbers
3. Keynote
4. LogMeIn Ignition
5. SCRABBLE for iPad
6. Documents To Go Premium-Office Suite
7. Angry Birds HD
8. Real Racing HD
9. Plants vs. Zombies HD
10. Proloquo2Go
Top 10 der kostenlosen iPhone-Apps
1. Facebook
2. Angry Birds Lite
3. Words With Friends Free
4. Skype
5. Tap Tap Revenge 3
6. The Weather Channel
7. Paper Toss
8. Bing
9. ROCK BAND FREE
10. Talking Tom Cat
Top 10 der kostenpflichtigen iPhone-Apps
1. Angry Birds
2. Doodle Jump
3. Skee-Ball
4. Bejeweled 2 + Blitz
5. Fruit Ninja
6. Cut the Rope
7. ALL-IN-1 GAMEBOX
8. The Moron Test
9. Plants vs. Zombies
10. Pocket God
Top 10 der schnellst wachsenden iPhone-Apps
1. MLB.com At Bat 2010
2. Angry Birds
3. Call of Duty: Zombies
4. Bejeweled 2 + Blitz
5. FriendCaller 3 Pro
6. Zombie Farm
7. TomTom U.S.A.
8. TETRIS
9. Plants vs. Zombies
10. Doodle Jump
Quelle: Standard
Links:
– Apps: Der große Schritt in die digitale Verlegerwelt
– Smartphone-Markt: Nokia stürzt ab, Android stürmt an die Spitze, Apple stagniert
– Vergleich der neuen iPhone-Tarife
– Die iWelt oder wie Apple das Web umgehen will
– Google gegen Apple – der Kampf der Mobilfunk-Strategen
– “Apps sind ein Übergangsphänomen”
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Nur eine kleine...
Nur eine kleine Anmerkung:
Das Foto zeigt nicht die App der New York Times, sondern lediglich deren im Browser aufgerufene Website.
(Ist wohl unschwer zu erkennen)
@ knarfstoeffli: Danke für...
@ knarfstoeffli: Danke für den Hinweis. Ist geändert.
Warum "Anders als klassische...
Warum “Anders als klassische Internetseiten”? Ist die Auflage nicht eben wegen des gratis-Angebots im Internet zurückgegangen?
Apps spielen einen Teil der Kosten immerhin wieder ein. Dass die Verleger die Apps gratis oder wesentlich günstiger, als das Printprodukt anbieten war ihre Entscheidung.
@mjschwa: Klassische...
@mjschwa: Klassische Internetseiten sind oft nur ein Fragment der Printausgabe, während die Apps meist alle Inhalte der Printausgaben enthalten. Zudem unterscheiden sich die Nutzergruppen zwischen Print und Web doch erheblich.